Fabian Kuppe von der SG Thalmässing/Eysölden
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Inklusion: Fabian Kuppe ist seit seiner Geburt hochgradig schwerhörig. Er spielt bei der SG Thalmässing/Eysölden in einem Team mit Hörenden.

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Gehörlos auf dem Fußballplatz: Für Fabi kein großes Ding

Gehörlos auf dem Fußballplatz: Für Fabi kein großes Ding

Der Schiri pfeift, der Trainer grölt. Kommunikation beim Fußball ist vor allem eins: laut. Nicht so für Fabian Kuppe aus Thalmässing. Er ist hochgradig schwerhörig und spielt in einer Kreisklasse-Mannschaft mit hörenden Mitspielern – mit Erfolg.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Franken am .

Fabian Kuppe steht eine halbe Stunde vor Anpfiff zitternd am Spielfeldrand beim Auswärtsspiel in Roßtal. Bei strömendem Regen und nur knapp fünf Grad hilft dem Spieler der SG Thalmässing/Eysölden eigentlich nur eins: Aufwärmtraining. Doch Fabian ist noch nicht bereit. Seine Mitspieler folgen den Anweisungen vom Trainer: Hopserlauf, Sprint von Linie zu Linie.

Ansagen, die Fabian gleich nicht mehr hören, sondern nur erahnen kann: Er nimmt zwei schwarze Plastikbügel von seinen Ohren und packt sie in eine kleine Schachtel – seine Hörgeräte. "Während dem Spiel benutz ich die überhaupt nicht, da sie sonst kaputt gehen", erzählt Fabian. Fußball ist für ihn 70 Prozent leiser – er ist seit seiner Geburt hochgradig schwerhörig.

Inklusion im Breitensport: Ein Ansatz für mehr Miteinander?

Doch wie spielt es sich in einer Mannschaft nur mit Hörenden? In Deutschland sind laut dem Deutschen Gehörlosen-Bund schätzungsweise 80.000 Menschen gehörlos, rund 250.000 sprechen die Deutsche Gebärdensprache. Ein kleiner Kreis, der oft nur schwer zu erreichen ist – auch bei Sportangeboten. Doch wäre nicht genau der Sport ein guter Ansatz für mehr Miteinander? Genau das ist die Taktik des 24-jährigen Fabian Kuppe. Er zeigt, wie Inklusion im Breitensport gehen kann und wo die Herausforderungen liegen.

Fabians Strategie: mit wachen Augen auf dem Platz

Ein Samstagabend auf dem Kunstrasen-Platz in Roßtal: Patschnass und mit ein wenig eingerosteten Knochen geht es nun auch für Fabian, den alle hier Fabi nennen, los. Es ist das erste Testspiel der 1. Mannschaft nach der Winterpause. Und das auch noch gegen eine höherklassige Mannschaft, die DJK Limes.

Der Schiedsrichter pfeift das Spiel an und Innenverteidiger Fabian folgt mit seinem Blick jeder Bewegung, die sich im grellen Flutlicht abzeichnet. "Das ganze Spiel beläuft sich ja auf Kommunikation", erklärt Fabian, "ich nehme vieles visuell wahr, und im Training üben wir auch die ganzen Abläufe, sodass ich das einfach verinnerlicht habe." Fabians Augen wandern von den Füßen seiner Gegenspieler, zu den Lippen seiner Mitspieler und der Pfeife des Schiris – die bis jetzt nur Tore für den Gegner zu pfeifen hat: zur Halbzeit steht es 3:0.

Gehörlosenfußball: Fahne statt Pfeife

Fabis Spielgeist kann das jedoch nicht trüben: "Es macht mega Spaß mit den Jungs zu arbeiten. Wir entwickeln uns immer weiter", sagt er in Fußballer-Manier. Die Thalmässinger Jungs sind nicht seine einzige Mannschaft: Alle paar Wochen trainiert Fabian mit den Gehörlosen Bergfreunden München (GBF). Ein Team, bei dem Fußball nochmal ganz anders geht: "Ist der Ball im Aus, müssen wir das schnell über Gebärdensprache kommunizieren", erklärt Fabi. Außerdem habe der Schiedsrichter eine Fahne statt einer Pfeife.

Spieler der Gehörlosen-Nationalmannschaft

Die GBF sind einer von rund 55 Vereinen in Deutschland, die im Gehörlosen-Fußball aktiv sind und Fabi den Weg zu seinem bisherigen sportlichen Höhepunkt geebnet haben: Er darf seit 2019 im deutschen Gehörlosen-Nationalteam kicken. Bereits drei Turniere absolvierte er in der Nationalmannschaft. "Ich lebe in zwei Welten: einmal in der normalhörenden Welt, einmal in der Gehörlosenwelt", resümiert Fabi.

Kommunikation auf dem Platz: winken, rufen, schreien

Zurück in der Kreisklasse: Hier muss die Kommunikation auch ohne Gebärden klappen. Fabians Mitspieler winken, rufen, schreien – "Fabi", hallt immer wieder über den Platz. Ob Fabian es hört? Seine Mitspieler haben da ihre ganz eigene Theorie: "Wenn er es nicht hören will, dann tut er so, als würde er es nicht hören", sagt Richard Assenbaum und lacht. Fabian sei eben ein cleverer Typ, so die Mitspieler.

Fabian spielt seit einem Jahr bei der Kreisklassen-Mannschaft. Damals zog er von Ingolstadt nach Thalmässing um. Dass er sofort wieder bei einem Fußballverein anklopfen würde, war für ihn klar: "Ich hab‘ verschiedene Vereine ausprobiert", erzählt Fabi, "aber am Ende haben mich die Verantwortlichen hier überzeugt." Einer davon ist Trainer Christian Herzog. Er erinnert sich noch gut an den ersten Anruf. "Er hat gesagt, dass er nichts hört, aber hat ja mit mir telefoniert", lacht der Trainer, "ich habe dann bloß gesagt, er soll mal vorbeikommen."

Wenig Sportangebote für Menschen mit Behinderung

Eine Einladung, die nicht selbstverständlich zu sein scheint: Laut dem aktuellen Sportentwicklungsbericht des Bundesinstituts für Sportwissenschaft stimmen nur elf Prozent aller deutschen Sportvereine der Aussage voll zu, sich für Menschen mit Behinderungen oder chronischen Krankheiten zu engagieren. Eigene Sportangebote für Menschen mit Behinderung gebe es in sieben Prozent der 87.000 deutschen Sportvereine.

In Bayern engagiert sich besonders der Behinderten-Sportverband (BVS) dafür, dass mehr Menschen mit Behinderung sporteln können. So bekommen beispielsweise Sportvereine, in denen Kinder und Jugendliche mit und ohne Behinderung Sport machen, bis zu 3.000 Euro im Jahr. Der Freistaat Bayern fördert das Projekt "Erlebte Inklusive Sportschule (EISs)" mit 250.000 Euro jährlich.

Von der Kreisklasse in die Nationalmannschaft: EM im Mai

Fußball spielen mit Mitspielern mit und ohne Behinderung - für Fabian einfach "nicht so ein großes Ding", wie er sagt. "Je älter du wirst, desto normaler wird das Ganze", sagt er. Diese Lockerheit habe auch dafür gesorgt, dass sich Fabian so gut in die Mannschaft integriert hat, erzählt Trainer Christian Herzog und sagt: "Die ganze Mannschaft ist relativ offen. Jeder, der in die Kabine kommt, wird einfach gleich aufgenommen."

Am Ende liegt es auf jeden Fall nicht an Fabian – die Niederlage mit 5:1 – sondern am starken Gegner. Solchen wird sich Fabian dieses Jahr wohl noch öfter stellen müssen: Im Mai darf er bei der Gehörlosen Europameisterschaft in der Türkei spielen. Bis dahin heißt es aber noch ein paar Monate: Kicken in der Kreisklasse in Mittelfranken.

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