Die Berge waren ihr Zuhause, der Sport ihre Leidenschaft. Laura Dahlmeier ist im Alter von 31 Jahren ausgerechnet an dem Ort gestorben, der ihr so viel bedeutete. Die Sportwelt verliert mit der Oberbayerin nicht nur eine der größten Biathletinnen der Geschichte, sondern auch einen beeindruckenden Menschen, der immer seinen eigenen, selbstbestimmten Weg gegangen ist.
Ein Leben für den Sport und die Berge
Dahlmeier wurde 1993 in Garmisch-Partenkirchen geboren. Schnell war sie auf Skiern zu Hause. Doch zum Biathlon kam sie rein zufällig, als ein Freund der Familie die damals Zehnjährige zum Schießstand mitnahm.
Ihre Anfänge im Biathlon: Zufall und Talent
Dass Dahlmeier im Biathlon eine Ausnahmeathletin war, zeigte sich schnell. Schon im Juniorenbereich machte sie auf sich aufmerksam. "Wenn mich die Oma gefragt hat, was willst du später mal werden, habe ich gesagt: Biathletin." Und sie behielt recht: der Sprung zu den Profis - ein leichter für sie.
Mit 19 Jahren stand sie im DSV-Aufgebot der Frauen-Staffel bei der WM in Nove Mesto. Nach ihrer WM-Premiere überzeugte die Oberbayerin auch im Weltcup: siebte bei ihrem Debüt, der Beginn einer steilen Karriere. Mit 20 nahm sie an den Olympischen Winterspielen teil, 2015 holte sie ihren ersten Podestplatz im Weltcup.
Erfolge und Medaillen - die Dominanz einer Ausnahmeathletin
Bei der WM 2015 in Kontiolahti holte sich die Oberbayerin dann die ersten Medaillen: Silber in der Verfolgung und Gold mit der DSV-Staffel um Vanessa Hinz, Franziska Preuß und Franziska Hildebrand. Wie wichtig Dahlmeier für das Team war, erzählte Preuß in diesem Jahr: Wenn Dahlmeier auf das Podium gefahren sei, dann hätten die anderen gewusst, dass sie es auch schaffen können.
Im darauffolgenden Winter wurde sie zur dominierenden Biathletin. Nicht nur im Weltcup überzeugte sie. Dahlmeier wurde Weltmeisterin in der Verfolgung, im Einzel, im Massenstart sowie in der Mixed-Staffel und Staffel. Im Sprint holte sie Silber.
Favoritin bei Olympia 2018 in Pyeongchang
Topfavoritin war sie auch bei den Olympischen Winterspielen 2018 in Pyeongchang. Dabei lief die Saison anfangs nicht wie geplant. Gesundheitlich angeschlagen verpasste sie viele Rennen im Weltcup. Keine idealen Voraussetzungen. Dazu der immense Druck. Aber Dahlmeier hielt stand, gewann Gold im Sprint und der Verfolgung, im Einzel holte sie Bronze.
"Ich wollte immer Olympiasiegerin werden, das war das ganz große Ziel. Ich wusste, ich muss das Step-by-step gehen. Und dann rutschst du so rein. Du denkst nicht viel nach. Es ist alles toll, es ist alles aufregend. Der erste Weltcup, die erste Weltmeisterschaft, die ersten Olympischen Spiele." Laura Dahlmeier im Bayerischen Rundfunk
Sie war endgültig ganz oben angekommen. Und das mit gerade einmal 25 Jahren. Über Jahre hätte sie den Biathlon weiter dominieren können.
Rücktritt und Neuanfang - das Leben nach dem Biathlon
Aber Dahlmeiers Plan war ein anderer. Nach ihrem starken Olympia-Auftritt dachte sie an den Rücktritt, überlegte es sich dann doch noch einmal anders und hängte eine allerletzte Saison ran. Sie feierte ihren 20. Weltcup-Sieg, überzeugte bei der WM in Östersund, gewann drei Bronze-Medaillen. Es sollten die letzten großen Auftritte ihrer Laufbahn werden.
Dahlmeier: "Das Feuer brennt nicht mehr."
"Ich habe damals für mich gemerkt, das Feuer brennt nicht mehr ganz so intensiv wie am Anfang, die Leidenschaft ist nicht mehr so intensiv", sagte sie erst im Januar 2025 im BR24Sport-Podcast 'Pizza und Pommes'. "Ich spüre den Druck von außen immer mehr. Ich spüre, dass ich nicht mehr so ganz frei bin."
Die Garmisch-Partenkirchnerin beendete ihre kurze, erfolgreiche Karriere nach ihrer eigenen Vorstellung. Vielleicht wären noch mehr Medaillen möglich gewesen in dieser überragenden Karriere. Aber Dahlmeier entschied sich für einen anderen Weg. "Mir wird es recht schnell langweilig, wenn ich immer wieder das Gleiche mache. Wenn sich Sachen wiederholen, haben sie keinen Reiz mehr für mich", sagte sie.
Leidenschaft für die Berge: Rekorde und Abenteuer
Nach ihrer Karriere begann sie ein Studium der Sportwissenschaft, machte Trainerscheine im Biathlon, engagierte sich ehrenamtlich für die Bergwacht in ihrer Heimat und setzte sich für den Naturschutz ein. 2021 wurde sie mit dem Bayerischen Verdienstorden ausgezeichnet. Ab 2023 arbeitete sie auch als Berg- und Skiführerin. Die Leidenschaft zu den Bergen blieb immer. Sie bestieg einige der höchsten Gipfel der Welt und stellte dabei neue Rekorde auf.
Erst im vergangenen November bestieg sie den Himalaya-Gipfel Ama Dablam in Nepal in Rekordzeit. In 12:01:11 Stunden kletterte Dahlmeier aus dem Basislager auf 4.576 Meter auf den 6.812 Meter hohen Berg und kehrte wieder ins Basis-Lager zurück - so schnell wie nie eine Frau zuvor.
"Es war in jeder Hinsicht ein unglaublicher Tag, ich konnte mich völlig dem Weg und der Schönheit der Landschaft hingeben", schrieb sie auf ihrem Instagram-Kanal: "Aber es ging mir hier nicht um Rekorde, sondern um das, was ich am meisten liebe - klettern, beobachten und mich mit jedem Schritt lebendig fühlen."
Ein tragisches Ende: Bergunfall in Pakistan
Laura Dahlmeier ist nie die Wege der anderen gegangen. Sie hat nie das gemacht, was auf den ersten Blick vielleicht am logischsten erschien. Jetzt ist sie im Alter von gerade einmal 31 Jahren gestorben. Dort, wo sie sich lebendig gefühlt hat.