In 50 Jahren "Blickpunkt Sport" war niemand häufiger zu Gast als FC-Bayern-Ehrenpräsident Uli Hoeneß. Die Jubiläumssendung nutzte er, um - wie das seine Art ist - klar und deutlich zu diversen Themen Stellung zu beziehen.
Die jüngsten Diskussionen über das berühmte Festgeldkonto der Bayern rückte er in "Blickpunkt Sport" zurecht: "Da ist viel Unsinn geschrieben worden. Der FC Bayern ist pumperlgesund! Aber es ist eben nicht mehr wie früher, dass wir 100, 150 Millionen auf dem Festgeldkonto haben. Aber das heißt noch lange nicht, dass der FC Bayern ein total gesunder Verein ist, der - wenn er wollte - selbstverständlich so einen Transfer (wie den von Florian Wirtz, d. Red.) machen könnte."
Zuletzt war Hoeneß mit der Aussage zitiert worden, die Bayern bräuchten wie die Bundesregierung ein "Sondervermögen", um so einen Transfer zu stemmen.
Champions League: Mit "Wagenburg-Mentalität" nach Mailand
Das "Finale dahoam" in der Champions League wäre auch für Uli Hoeneß ein Traum. Vor dem Viertelfinalrückspiel bei Inter Mailand am Mittwoch (21 Uhr/live in der Radioreportage im BR24Sport-Livecenter) forderte er deshalb, dass die Mannschaft zusammenrückt: "So eine Serie von schweren Verletzungen habe ich noch nie erlebt." Fünf, sechs Stammspieler fallen monatelang aus, das könne keine Mannschaft verkraften. "Deswegen ist es ganz wichtig, dass wir eine Wagenburgmentalität aufbauen für das Spiel am Mittwoch. Denn nur so kannst du das Spiel gewinnen, wenn die Spieler alle über sich hinauswachsen."
Hoeneß erinnerte sich an 1988, als der FCB im UEFA-Pokal nach einem 0:2 zuhause bei Inter 3:1 gewann und doch noch weiterkam: "So etwas wünsche ich mir auch für Mittwoch", so Hoeneß. Wie Thomas Müller findet der Ehrenpräsident, dass es dafür kein Wunder braucht, sondern einfach eine überragende Leistung: "Die Mannschaft muss über sich hinauswachsen und wird das auch tun. Davon bin ich überzeugt. Wir müssen jetzt andere Dinge in die Waagschale, nämlich Einsatz, Kampfkraft, und jeder muss jedem helfen. Das muss die Devise für Mittwoch sein."
Meisterschaft: Acht Punkte Vorsprung wären besser für die Nerven
Was die aktuelle Situation des FC Bayern in der Meisterschaft angeht, trauerte der 73-Jährige den drei "Matchbällen" nach, die die Mannschaft nicht verwandelt hat: "Gegen Dortmund war es schon der dritte, nach Bochum zuhause und dem Spiel bei Union Berlin. Und wenn wir gestern gewonnen hätten, wären wir jetzt wahrscheinlich Deutscher Meister." Zwar sei die Ausgangsposition mit sechs Punkten Vorsprung bei fünf ausstehenden Partien gut. "Fürs Nervenkostüm wäre es besser gewesen, wenn wir acht hätten."
"Unsere Mannschaft ist fast immer über sich hinausgewachsen, wenn es drauf ankam; und so ein Spiel haben wir am Mittwoch." Uli Hoeneß
"Alles Hokuspokus" - keine Gespräche mit Wirtz
Und dann sind da noch die Personalien Thomas Müller und Florian Wirtz. Was die angeblichen Avancen den Nationalspieler von Bayer Leverkusen betreffend angeht, rückte Hoeneß einiges zurecht, was zuletzt geschrieben wurde. Sein Standpunkt: Wirtz hat noch zwei Jahre Vertrag bei Bayer, solange Bayer Leverkusen ihn nicht abgeben will oder das selbst äußere, sei das kein Thema: "Die Macht hat Leverkusen. Wenn die sagen, sie geben ihn nicht her, können wir uns auf den Kopf stellen."
Dass er angeblich bereits mit Wirtz' Vater am Tegernsee verhandelt habe, verwies Hoeneß in die Welt der Fabeln: "Alles Hokuspokus. Seine Eltern waren am Tegernsee, das ist ein Jahr her, aber da ging's gar nicht um einen Wechsel."
Thomas Müller - "da haben wir Fehler gemacht"
Und in Sachen Thomas Müller räumte Hoeneß Fehler des Klubs ein. "Das ist schlecht kommuniziert worden. Den Schuh müssen wir uns anziehen", räumte er ein. Tatsächlich sei seit Februar klar gewesen, dass der Vertrag des 35-Jährigen nicht mehr verlängert wird. Müller habe man "zu lange das Gefühl gegeben, dass man seinen Vertrag möglicherweise verlängert. Als die Gespräche geführt wurden, stand das fest. Thomas war darauf nicht vorbereitet und auch sauer. Deshalb hat es einige Zeit gedauert, bis man sich auf eine gemeinsame Erklärung zusammengefunden hat."
Fakt sei, dass der Trainer und die sportliche Leitung die Entscheidung aus sportlichen Gründen getroffen habe: "Weil sie der Meinung sind, dass es auf Dauer nicht der richtige Weg ist, dass ein so riesiger Spieler, ein so verdienter Spieler wie Thomas Müller jedes Wochenende auf der Bank sitzt, um vielleicht ein paar Minuten eingewechselt zu werden. Diesen Dauerzustand wollte man ihm ersparen."
Für die Zukunft sieht Hoeneß den 35-Jährigen aber weiter im Klub. Ein entsprechendes Gesprächsangebot habe Müller bisher zwar noch nicht angenommen, er hoffe aber, dass er das noch tut: "Einen Menschen wie ihn, einen großartiger Sportler, der würde dem FC Bayern auch in Zukunft gut zu Gesicht stehen."
Video: Für den FC Bayern geht es gegen Mailand um den Einzug ins CL-Halbfinale
Spielszene FC Bayern München - Inter Mailand
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