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Das Auf und Ab der Butterpreise überrascht selbst Experten
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Das Auf und Ab der Butterpreise überrascht selbst Experten

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99 Cent: Warum Butter jetzt wieder so billig ist

99 Cent: Warum Butter jetzt wieder so billig ist

Die Preisexplosion bei Butter hat den Inflationsschub der letzten Jahre in Deutschland besonders sichtbar gemacht. Doch das hat sich jetzt ins Gegenteil verkehrt. Butter wird derzeit radikal billiger. Und das liegt nicht an immer mehr Veganern.

Über dieses Thema berichtet: BR24 Radio Bayern am .

So eine Berg- und Talfahrt der Preise haben auch erfahrene Marktbeobachter in ihrem ganzen Berufsleben noch nicht gesehen. Inzwischen gibt es das Päckchen Butter beim Discounter wieder für 99 Cent. Noch im Februar waren dafür historisch teure 2,39 Euro fällig. Hans-Jürgen Seufferlein, Direktor des Verbands der Milcherzeuger Bayern (VMB), verblüfft diese Entwicklung: "So extrem hat das niemand erwartet." Der Hintergrund: Es ist gerade viel Milch auf dem Markt, und das, obwohl die Zahl der Milchbauern und -kühe weiter abnimmt.

Weniger Kühe, aber mehr Milch

Zum Stichtag im Mai zählte das Landesamt für Statistik [externer Link] in Bayern 2,7 Millionen Rinder, 1,8 Prozent weniger als im Vorjahr. Aber durch das kühle und feuchte Wetter gab es heuer viel gutes Grünfutter aus dem Eigenanbau der Landwirte. Für die Kühe – die keine Hitze mögen – war es ein Wohlfühlklima. Und so haben sie mehr Milch gegeben, die auch noch besonders viel Fett enthält.

Die Auswirkungen der Blauzungenkrankheit bei Rindern, die vor allem Nordwestdeutschland betraf, sind abgeklungen. Auch Landwirte in anderen EU-Ländern und weltweit liefern gerade viel Milch ab, berichtet der Verband der Milcherzeuger Bayern [externer Link], so etwa in Frankreich, Polen, Irland und den Niederlanden.

Erzeugerpreise für Bauern sinken weniger stark

Auf der Erzeugerseite sinken auch die Preise, die Landwirte mit ihrer Milch erzielen können – wenn auch weniger stark als der Preis der Butter im Handel. Im Oktober bekamen die Bauern erstmals seit einem Jahr wieder weniger als 50 Cent pro Liter Milch, nämlich 49,9 Cent im deutschlandweiten Durchschnitt. In Bayern, wo die Nachfrage wegen der Käseherstellung besonders hoch ist, bekamen die Landwirte mehr, nämlich 52,7 Cent.

Nach Einschätzung des bayerischen Milcherzeugerverbands werden die Unterschiede beim Milchauszahlungspreis zwischen Nord- und Süddeutschland in den kommenden Monaten noch zunehmen. Der Bayerische Bauernverband (BBV) befürchtet durch den Preiskampf schädliche Auswirkungen auf die Landwirtschaft. Betriebe hätten zum Teil viel investiert, um mehr Tierwohl zu erreichen, so eine Sprecherin: "Nun müssen sie erfahren, dass insbesondere die Discounter sich hier nicht als verlässlicher Partner erweisen und aktuell nur auf Billigstpreise setzen."

Preisrutsch liegt nicht an den Veganern

An einem Trend zu veganer Ernährung liegt der Preisrutsch bei der Butter offenbar nicht. Die Verbraucher sind auch nicht auf günstigere Ersatzprodukte wie Margarine umgestiegen. Der Butterverbrauch ging trotz des hohen Preises nur minimal zurück: Pro Kopf aßen die Deutschen im vergangenen Jahr 5,3 Kilogramm Butter, ein Päckchen (250 Gramm) weniger als zuvor. Dafür greift man in Deutschland aber öfter zu Käse: Hier stieg der Pro-Kopf-Verbrauch 2024 um ein Kilo auf 25,4 Kilogramm. Das geht aus der "Versorgungsbilanz Milch" [externer Link] der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) hervor.

Viel Milch in der Butter

Dass die Preisausschläge bei der Butter im Vergleich zu anderen Milchprodukten so groß sind, hat mehrere Ursachen. Zum einen wird dafür viel Rohstoff gebraucht: Um ein Päckchen Butter zu produzieren, sind fünf Liter Milch nötig. Dazu kommt, dass die Butterpreise zwischen Molkereien und Handel monatlich neu verhandelt werden. Bei anderen Milchprodukten gelten die Kontrakte ein halbes Jahr, dadurch werden Preisausschläge verzögert und geglättet.

Discounter fechten mit Butter Preiskampf aus

Dass die Discounter für Butter Kampfpreise aufrufen, hat nach Ansicht von Milcherzeugerverband und Molkereien aber auch damit zu tun, dass es ein Signalprodukt ist: Den Butterpreis kennen viele, mit billigen Butter-Angeboten kann der Handel daher gut werben. Man verzichte derzeit beim Verkauf der Butter bewusst auf Marge, bestätigte der Discounter Lidl zuletzt. Gewinn machen kann der Handel auch mit anderen Produkten, wenn er die Kundschaft erstmal in die Geschäfte gelockt hat.

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