Drei Teller mit Nürnberger Rostbratwürsten und Beilagen stehen auf einem Tisch.
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Nürnberger Rostbratwurst: Das Aushängeschild des Fleischverarbeiters Wolf.
Bildrechte: BR/Natasha Heuse
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Nürnberger Rostbratwurst: Das Aushängeschild des Fleischverarbeiters Wolf.

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Chinesen übernehmen bayerischen Traditions-Wursthersteller

Chinesen übernehmen bayerischen Traditions-Wursthersteller

Der Schwandorfer Wursthersteller Wolf soll an eine Firma verkauft werden, die dem weltweit größten Wurstkonzern gehört – und der kommt aus China. Was bedeutet das für Erzeuger in der Region?

Über dieses Thema berichtet: BR24 Radio Infoblock am .

Seit 100 Jahren stellt das Familienunternehmen Wurst her: Wolf Essgenuss GmbH aus Schwandorf in der Oberpfalz. Bekannt ist es vor allem für seine Nürnberger und Thüringer Rostbratwürste. Gerade noch war ein neues Werk in Betrieb genommen worden – und jetzt soll das Unternehmen verkauft werden. Das hatte die Geschäftsführung vergangene Woche mitgeteilt.

Morliny Foods Holding heißt der Käufer und kommt aus England. Dahinter steckt der größte Player in der Wurstverarbeitungsbranche weltweit: die WH Group aus Hongkong.

Marke Wolf soll bleiben

Das Unternehmen erklärt die Übernahme schriftlich so: "Ziel der Partnerschaft ist es, Wolf im herausfordernden Marktumfeld durch internationale Ausrichtung und das Netzwerk von Morliny auf nachhaltiges Wachstum auszurichten. Die Marke Wolf bleibt zentrale Säule unseres Marktauftritts." Demnach soll Christian Wolf, der das Unternehmen in vierter Generation führt, als Geschäftsführer im Amt bleiben.

Was bedeutet das für Erzeuger?

Bereits jetzt sorgt für Aufsehen, dass ausgerechnet ein chinesischer Großkonzern nun Inhaber der Traditionsfirma ist. Sorgen, wonach der chinesische Konzern womöglich lieber billiges Fleisch aus China, statt das der Erzeuger in der Region verarbeiten könnte, seien aber unbegründet, meint Josef Efken, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich Marktanalyse beim Thünen Institut. "Ein Bauernhof in 100 Kilometern Nähe zum Schlachthof wird Schweine deutlich günstiger anliefern können, als wenn eine geschlachtete Schweinehälfte über den Pazifik verschifft werden muss", so Efken. "Da muss man auch die Kirche im Dorf lassen", so der Marktexperte. Eine Übernahme könne nicht den deutschen Markt grundlegend verändern.

Zwei Trends sind Ursachen für Wurst-Krise

Tatsächlich ist die Übernahme nur eine von vielen in der Fleischverarbeitung. Gleich mehrere deutsche Wursthersteller mussten in diesem Jahr Insolvenz anmelden oder wurden von größeren Unternehmen gekauft. Das zeigt: Hinter den Veränderungen steht eine Krise der gesamten Branche.

Einer der Hauptgründe: Wir essen weniger Fleisch. "Dann ist ein Markt immer angespannt, weil irgendwie ist dann der Kuchen kleiner geworden", so Marktexperte Josef Efken. Eine wirtschaftlich logische Folge sei, dass "vor allem kleinere Unternehmen im Wettbewerb nicht mehr mithalten können". Denn es gilt: Je größer ein Unternehmen ist, desto günstiger wird der gesamte Produktionsprozess. "Das setzt die kleineren Unternehmen noch mal stärker unter Druck", so Efken – und das, obwohl Wolf Essgenuss GmbH bereits der viertgrößte deutsche Wursthersteller ist.

Rindfleischpreise auf Rekordhoch

Dazu kommt: Immer mehr Landwirte geben die Tierhaltung auf. Damit wird weniger Fleisch produziert. Die Folge sind steigende Erzeugerpreise. Und das bedeutet auch, dass Fleischverarbeiter mehr an die Landwirte zahlen müssen. Josef Efken vom Thünen Institut: "Mit dieser Übernahme versuchen sie, genau dieses Problem zu lösen, dass sie mit einem größeren Partner auch diese schwierigen Zeiten besser überstehen."

Auch die bayerische Fleischerinnung bestätigt: Die Branche stehe unter Druck. Rindfleisch sei so teuer wie noch nie, was die Branche neben der hohen Energiekosten zusätzlich belaste.

So geht es jetzt weiter

Noch müssen die Kartellbehörden dem Verkauf zustimmen. Die Firma Wolf betont, dass auch mit dem Verkauf die 1.800 Mitarbeitenden ihren Job vorerst behalten und die Produktion an den drei Standorten - in Schwandorf, Nürnberg und Schmölln in Thüringen - wie gewohnt weitergeht.

Dieser Artikel ist erstmals am 24.10.2025 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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