Nachdem Anfang Oktober gleich zweimal Drohnen für Stillstand am Münchener Flughafen gesorgt hatten, rückte die Bundeswehr an. Unterstützt wurde sie dabei von einem Münchener Startup. Arx Robotics stellte nach Firmenangaben zwei mit Sensoren gespickte unbemannte Kleinpanzer zur Verfügung, um weitere Drohnenflüge zuverlässig zu entdecken.
Für das erst 2021 von früheren Bundeswehroffizieren gegründete Unternehmen war dieser kurzfristige Auftrag auf dem deutschen Heimatmarkt eine Art Ritterschlag. Denn die Firma hatte ihre Systeme bisher vor allem in die Ukraine geliefert, hofft aber für die Zukunft auch auf große Projekte in westlichen Ländern. Kern von Arx Robotics ist eine Software-Plattform namens Mithra. Sie soll dafür sorgen, dass die Daten verschiedener Sensoren zusammengeführt und ausgewertet werden. Denn die Abwehr von Drohnen ist eine komplexe High-Tech-Aufgabe.
Nicht alle Drohnen sind gleich
Laut Christian Jaeger, der beim Rüstungskonzern Hensoldt für das Thema Drohnenabwehr zuständig ist, kommt es auf die Art der Drohne an, ob Radar, Kameras, Funkpeilanlagen oder auch Akustiksensoren die beste Lösung zur Abwehr sind. In der Regel sei deshalb eine Kombination aus mehreren Systemen nötig. Hensoldt hat dafür eine Steuerungs- und Kontrollplattform namens Elysion entwickelt, die unter anderem schon bei Polit-Gipfeln und der Fußball-EM im vergangenen Jahr zum Einsatz kam.
Wolle man einen Flughafen und sein Umfeld gründlich absichern, müsse man in der Regel mehrere Millionen Euro in die entsprechende Technologie und deren Steuerung investieren, so Christian Jaeger, der sich seit mehr als zehn Jahren mit dem Thema Drohnenabwehr beschäftigt und deshalb als einer der führenden Experten in Deutschland gilt. Er geht davon aus, dass man bei großen Anlagen, wie dem Münchener Airport und seinen zwei Start- und Landebahnen, schnell bei zweistelligen Millionenbeträgen ankomme. So kosten laut Jaeger allein hochwertige und robuste Kameras, die auch nachts funktionieren, oft mehrere hunderttausend Euro pro Stück.
Es gebe auch keine schnelle und einfache Lösung: "Am Ende ist dann leider nicht jede Drohne wie die andere. Und damit leider auch nicht durch dasselbe Gerät detektierbar oder abwehrbar. Es gibt also nicht die eine Technologie, die alle Drohnen, die da draußen fliegen, sicher erkennen und sicher abwehren kann." Deshalb sei eigentlich immer ein Technologie-Mix nötig. Und dieser Mix werde eben schnell komplex.
Drohnenabwehr: Mit der Anschaffung ist es nicht getan
Zum reinen Anschaffungspreis kommen Folgekosten. So müsse man die Technik immer wieder überprüfen, warten und gegebenenfalls aktualisieren. Außerdem braucht man gut qualifizierte Fachkräfte, die vor den Bildschirmen im Lagezentrum die eingehenden Daten auswerten und im Ernstfall auch entscheiden, ob eine Drohne abgefangen werden muss. Deshalb sagt Jaeger, man müsse in Zukunft auch in die Aus- und Fortbildung von Fachpersonal investieren, das dann im Schichtbetrieb Dienst im Kontrollzentrum macht.
Wer die Kosten dafür tragen könnte, das ist bisher politisch noch nicht geklärt. Offen ist auch, wer an einem Flughafen überhaupt entscheiden darf, welche Mittel zur Drohnenabwehr eingesetzt werden. Bisher ist die Bundespolizei für das eigentliche Flughafengelände zuständig, die Landespolizei für das Umfeld. Fliegt eine Drohne also schnell hin und her, kann es deshalb nach bisheriger Rechtslage zu unklaren Kompetenzen kommen.
Drohnen: Stören, einfangen oder abschießen?
Offen ist bisher auch die Frage, welche Abwehrmittel künftig an Bayerns Flughäfen zur Verfügung stehen. Experten wie Christian Jaeger gehen auch hier von einer Kombination verschiedener Technologien aus. So sind auf dem Markt inzwischen sogenannte Jamming-Pistolen verfügbar, mit denen sich das Funksignal zwischen Drohne und ihrem Piloten stören lässt.
Darüber hinaus gibt es Netzwerfer, mit denen man Drohnen regelrecht einfangen kann. Diese Varianten gelten unter Fachleuten als vergleichsweise sanfte Abwehrlösungen. Rabiater wird es, wenn Experten von "Hardkill" sprechen. Dann kommen entweder Rammdrohnen zum Einsatz, oder man schießt eine anfliegende Drohne im Extremfall ab. Dafür hat das Munitionsunternehmen RWS aus Fürth Geschosse aus Plastik entwickelt, die nur auf kurze Distanzen wirksam sind und nach Firmenangaben deshalb keine Gefahr für Anwohner darstellen.
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