Massenhaft E-Autos aus China warten darauf, ihre Abnehmer zu finden.
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EU-Strafzölle gegen chinesische E-Autos: Das müssen Sie wissen

EU-Strafzölle gegen chinesische E-Autos: Das müssen Sie wissen

Mit den angedrohten Strafzöllen gegen ausgewählte chinesische Autohersteller will die EU-Kommission heimische Hersteller schützen. Doch gerade deutsche Autobauer sind gegen die Schutzzölle. Was dennoch dafür spricht und andere wichtige Fragen im FAQ.

Über dieses Thema berichtet: Wirtschaft am .

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Die EU-Kommission stellt ab 1. Juli Strafzölle auf bestimmte E-Autos in Aussicht, die von China nach Europa importiert werden. Betroffen sein soll unter anderem der große E-Autobauer BYD, der bereits in 15 europäischen Ländern seine E-Autos verkauft. Bisher liegen die Zölle bei 10 Prozent, wenn die Zölle kommen, dann könnten sie bei bis zu 38 Prozent liegen. Die User von BR24 haben viele Fragen zu dem Thema. Antworten auf die wichtigsten gibt es hier:

Werden neue E-Autos jetzt noch teurer für deutsche Verbraucher?

Vielen Verbrauchern sind die E-Autos noch schlicht zu teuer. Politische Maßnahmen, um die Preise so hochzuhalten, dass europäische Hersteller auf jeden Fall mithalten können, wären aus Verbrauchersicht in diesem Zusammenhang eher ein weiteres Argument, noch mit dem Kauf eines E-Autos zu warten. Ohne chinesische Mithilfe beim Batteriebau und in anderer Hinsicht sind günstigere E-Autos für deutsche Verbraucherinnen und Verbraucher bislang kaum vorstellbar.

Wenn man diese Punkte und die Abhängigkeiten der EU von China berücksichtigt, könnten sich die angekündigten Strafzölle der EU am Ende also als kontraproduktiv erweisen. Sie verhindern möglicherweise, dass die neuen Elektrofahrzeuge, die sich bei uns noch gar nicht durchgesetzt haben, schnell preiswerter werden.

Warum hat sich die EU-Kommission trotzdem für diesen Schritt entschieden?

Aus deutscher Sicht - insbesondere aus Sicht der Großkonzerne - scheint der Schritt der EU-Kommission irrational zu sein. Es gibt aber sowohl einige Unternehmen als auch einige EU-Mitgliedsstaaten, die sich schon lange für solche Strafzölle aussprechen. Denn der Vorwurf der Wettbewerbsverzerrung wird ja nicht nur in der Automobilindustrie erhoben, sondern beispielsweise auch in der Windkraftbranche, bei Medizinprodukten oder auch in der Stahlindustrie.

Um Unternehmen dieser Sparten zu schützen, soll nun der Regierung in China Einhalt geboten werden, mit dem klaren Signal: Ihr könnt nicht alles mit uns machen. Ein gutes Beispiel sind hier die französischen Autobauer, die weitgehend unabhängig geblieben sind von den Handelsbeziehungen mit China. Allerdings bauen die Autos, die denen aus China sehr ähnlich sind. Für die sind BYD und andere also ernsthafte Konkurrenz, für die Luxusmodelle von Audi oder BMW eben nicht.

In welchem Verhältnis steht der europäische Automarkt zu China?

Drei von vier Fahrzeugen, die in Deutschland gebaut werden, gehen in den Export. Der wichtigste Abnehmer: China. Hinzu kommt, dass die Deutschen nicht nur dorthin exportieren, sondern in China ebenfalls Autos herstellen oder produzieren lassen. Hinzu kommen noch die vielen kleinen und mittleren Unternehmen, sowie sogenannte "Hidden Champions", die den hiesigen Autobauern zuliefern und diverse Geschäftsbeziehungen nach China haben.

Von den Fahrzeugen, die von Deutschland nach China geliefert werden, wären etwa der BMW 4er und der BMW 7er zu nennen. Audi gibt die Zahl der betroffenen Fahrzeuge mit rund 60.000 an. Porsche produziert alle Autos nur von Europa heraus für den Weltmarkt. Bei VW, Renault und anderen europäischen Herstellern gibt es Projekte, in den nächsten Jahren mit Partnern in China, um billigere E-Autos auch für den europäischen Markt zu produzieren. All das könnte jetzt in Frage stehen.

Wie reagiert China auf die Ankündigung?

Noch bevor die EU ihren Schritt offiziell angekündigt hatte, hat Peking bereits mit Gegenmaßnahmen gedroht, die vor allem Deutschland hart treffen könnten. Außerdem hat die Regierung in Peking die Vorwürfe der EU-Kommission zurückgewiesen, wonach einzelne chinesische Hersteller dort vom Staat hohe Subventionen kassieren und ihre E-Autos in Europa deshalb 20 Prozent billiger anbieten könnten. Diese Zahl hatte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen wiederholt genannt.

Dass die Gemüter auf chinesischer Seite so schnell hochkochen, ist aber auch ein Hinweis darauf, dass man die Ankündigung ernstnimmt. Denn Europa ist in anderen Branchen ein extrem wichtiger Absatzmarkt. Würde der jetzt nach den USA auch noch wegfallen, wäre China gezwungen, seine Produktion zurückzufahren und so auch die selbst gesteckten Wachstumsziele nach unten zu korrigieren. Trotzdem: Dass beide Seiten sich schnell noch einigen und den drohenden Handelsstreit damit abwenden, erscheint im Moment wenig wahrscheinlich.

Was könnten Chinas "Gegenmaßnahmen" bedeuten?

Die deutsche Wirtschaft insgesamt und vor allem die Automobilindustrie ist besonders stark abhängig von China. Bei der E-Mobilität trifft das fast auf die gesamte Wertschöpfungskette zu. Angefangen von wichtigen Rohstoffen für die Batterien, die sehr oft auch direkt aus China kommen, über weitere wichtige Bauteile bis hin zu kompletten Fahrzeugen, die von den deutschen Herstellern aus China importiert werden.

Außerdem gibt es hinsichtlich des Marktes für E-Autos ein riesiges Machtgefälle zwischen China, der EU und Deutschland: Würde China nun ebenfalls Strafzölle erheben oder gar die Handelsketten gezielt unterbinden, dann säßen europäische Unternehmen vieler Branchen weitgehend auf dem Trockenen. Einen Vorgeschmack auf solch ein Szenario hat die Welt schon während der Corona-Pandemie bekommen, als nahezu alle Lieferketten unterbrochen waren.

Für andere Branchen hingegen könnten die Einschränkungen ein Aufatmen bedeuten. Sie hätten nicht mehr mit ewigem Preisdruck und einer übermächtigen Marktmacht zu kämpfen.

Und wie ist es andersrum? Braucht China die EU?

China ist von der EU längst nicht so abhängig, wie andersherum. China hat der E-Mobilität im eigenen Land zum Durchbruch verholfen, während Europa noch in der alten Technologie des Verbrennungsmotors feststeckt. China hat bewiesen, dass es als inzwischen wichtigster Automarkt der Welt groß genug ist, damit Investitionen sich allein dort schon rechnen können.

Hinzu kommt, dass China sich in den vergangenen Jahrzehnten neben den erwähnten Handelsbeziehungen auch viel technologisches Wissen angeeignet hat und deshalb zwar auf Sparflamme, aber doch weitgehend autark produzieren könnte.

Genügt es nicht, wenn Europa und die USA miteinander Handel betreiben?

Für Europa allein oder gar nur für Deutschland lohnt es sich dagegen auf keinen Fall, E-Autos oder Batterien herzustellen. Das geht nur, wenn unseren heimischen Herstellern andere Märkte offenstehen, vor allem in China aber auch in den USA, damit sie hier bei uns auf die notwendigen Stückzahlen für ihre Produktion überhaupt kommen können. Bei der E-Mobilität ist das leider bislang noch nicht der Fall. Deutsche Hersteller stehen hier erst ganz am Anfang einer möglichen Erfolgsleiter, die darin besteht, E-Autos in größeren Stückzahlen an die Kunden zu bringen. Vor allem die Absätze in den USA fallen teilweise marginal aus.

Warum können die USA sich hohe Zollschranken gegen China leisten?

Die Situation der EU ist nicht mehr der US-Regierung vergleichbar. Dort hat Präsident Joe Biden auf einen Schlag einen Importzoll von 100 Prozent gegen chinesische E-Autos verhängt, um die heimische Produktion zu schützen. Das ist vor allem möglich, weil der Marktführer für Elektrofahrzeuge Tesla ein US-Unternehmen ist, das dort neben China und Deutschland auch einen seiner Produktionsstandorte hat. Außerdem stellen Tesla und andere in den USA bereits in großem Stil die notwendigen Batterien für die E-Mobilität her. Hinzukommen viele Milliarden Dollar als Investitionsanreize durch den Inflation Reduction Act (IRA), mit dem Biden neue Technologien in den USA ankurbelt.

Wie reagieren andere Branchen auf die Ankündigung?

Laut einer Unternehmensumfrage des Deutschen Instituts für Wirtschaft (IW) sprechen sich 80 Prozent der befragten Industrie-Unternehmen und Dienstleister für höhere Zölle auf chinesische Produkte aus. Allerdings mit der Einschränkung, "sollte China tatsächlich auf unlautere Weise subventionieren".

Anders als die Autoindustrie stehen nämlich viele Branchen unter Druck durch die harte Konkurrenz aus China. Die EU-Kommission prüft deshalb derzeit in mehreren Branchen, ob China durch staatliche Subventionen die Wettbewerbsbedingungen so verzerrt, dass die europäischen Hersteller nachträglich geschädigt werden. Zu diesen Branchen gehören unter anderem die Medizintechnik, die Windenergie, Solaranlagen oder Holzböden.

Allerdings gilt auch hier: Sollten hier Zölle erhoben werden, schützt das zwar die heimischen Unternehmen inklusive ihrer Belegschaften, nicht aber unbedingt die Geldbeutel der heimischen Konsumentinnen und Konsumenten.

Im Video: EU droht China mit Strafzöllen

Chinesisches Auto auf einer Messe
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EU droht China mit Strafzöllen

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