Darum geht’s:
- US-Präsident Trump hat im Rahmen seiner Zollankündigungen behauptet, die USA würden 39 Prozent Zölle in der EU zahlen
- Tatsächlich erhebt die EU laut der Welthandelsorganisation WTO durchschnittlich nur 2,7 Prozent Zoll auf Waren.
- Hinter den angeblichen Zöllen, die die USA weltweit laut Trump zahlen müsse, scheint eine banale Rechnung auf der Grundlage des Handelsdefizit zu stecken, die mit Zöllen nichts zu tun hat.
In der von US-Präsident Donald Trump am Mittwochabend vorgestellten Zoll-Tabelle heißt es, die USA müssten in der EU Zölle in Höhe von 39 Prozent zahlen, inklusive "Währungsmanipulation und Handelsbarrieren". Was genau damit gemeint ist, bleibt offen. Ausgehend davon berechne sich der neue "reziproke Zoll", also ein Gegenzoll, auf EU-Waren von 20 Prozent. Doch die Zahl von 39 Prozent Zoll, die angeblich in der EU auf amerikanische Importe erhoben wird, ist nicht nachvollziehbar.
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Die Höhe der Zölle zwischen der EU und den USA ist auch abhängig vom jeweiligen Produkt. Auf Autos erhebt die EU zehn Prozent Zoll. Die USA bezollen Autos nur mit 2,5 Prozent – Pickups hingegen mit 25 Prozent.
Tatsächlich zahlten EU und USA bisher nur wenige Prozent Zölle
Laut der Europäischen Kommission (externer Link) liegen die EU-Zölle für Waren aus den USA sowie die US-Zölle für EU-Güter im Durchschnitt bei etwa einem Prozent. Im Jahr 2023 erhoben die USA demnach Zölle in Höhe von rund 7 Milliarden Euro auf EU-Exporte, und die EU erhob Zölle in Höhe von rund 3 Milliarden Euro auf US-Exporte.
Laut Zahlen der Welthandelsorganisation WTO (externer Link) beträgt die Zolldifferenz zwischen der EU und den USA 0,5 Prozentpunkte, gewichtet am Volumen der gehandelten Waren. Demnach werden in der EU durchschnittlich 2,7 Prozent fällig, in den USA 2,2 Prozent.
Dass hinter den angeblichen Zollsätzen, die die USA laut Trump zahlen müsse, eine fragwürdige Rechenmethode stecken könnte, fiel zuerst US-Journalist James Surowiecki auf, der darüber auf der Online-Plattform X berichtete. Surowiecki bezeichnete die Rechenmethode als "außergewöhnlichen Blödsinn" ("extraordinary nonsense").
Banale Rechnung scheint hinter Fake-Zöllen zu stecken
Ihm war aufgefallen, dass es sich bei der Höhe der Zölle um jenen Prozentsatz handelt, der sich ergibt, wenn man das Handelsdefizit der USA mit dem jeweiligen Land (also Gesamtwert der Importe minus Gesamtwert der Exporte) durch den Gesamtwert der Importe der USA aus dem jeweiligen Land teilt und mit dem Faktor 100 multipliziert.
Der #Faktenfuchs hat dies stichprobenartig auf Basis der Zahlen des United State Census Bureau, der nationalen Statistikbehörde des Landes, für mehrere Länder nachgerechnet – herauskommen tatsächlich die von Trump angeführten angeblichen Zölle für die jeweiligen Länder.
Am Beispiel der Europäischen Union sieht die Rechnung wie folgt aus: 2024 importierte die USA laut United State Census Bureau Waren im Wert von rund 605 Milliarden Dollar aus der EU, exportierte aber nur Waren im Wert von rund 370 Milliarden Dollar nach Europa. Daraus ergibt sich ein Handelsdefizit der USA mit der EU von rund 235 Milliarden. 235 Milliarden sind 38,8 Prozent von 605 Milliarden – was gerundet den 39 Prozent entspricht, die die USA fälschlicherweise behaupten, in der EU an Zöllen zu zahlen.
Auch die vom Weißen Haus veröffentlichten angeblichen Zölle anderer Länder entsprechen jeweils dem wie oben erläutert berechneten prozentualen Handelsdefizit. Länder, in denen die USA einen Handelsüberschuss haben, scheinen in der Tabelle pauschal mit dem Trumpschen Mindestzoll von 10 Prozent aufgelistet zu werden.
Fazit
Dass die EU 39 Prozent Zölle erhebt, wie von der Trump-Regierung pauschal behauptet, stimmt nicht. Tatsächlich zahlen beide Länder im Schnitt Zölle im niedrigen einstelligen Prozentbereich. Hinter der Zahl dürfte eine banale und fragwürdige Rechnung stecken, die das Handelsdefizit als Ausgangspunkt für die nun verhängten Zölle nimmt.
Im Video: Hat die EU eine Chance gegen Trump? Possoch klärt!
Quellen:
BBC News, "Trump's tariffs on China, EU and more, at a glance"
BR24, US-Zölle auf Autoimporte: Die wichtigsten Fragen und Antworten
EU Kommission (Vertretung in Deutschland), "Zölle USA/EU: Fragen-Antworten-Katalog veröffentlicht"
New York Times, "How are Trump's Tariff Rates Calculated?"
Spiegel, "So hat Trump die Zölle 'berechnet'"
Tagesschau.de, "So kommt Trump auf seine Zollsätze"
United State Census, Handelsbilanzen, "U.S. Trade in Goods by country"
WTO, Handelsstatistiken EU und USA
X.com, James Surowiecki
Dieser Artikel ist erstmals am 3.4.2025 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.
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