Hohe Energiepreise, neue Regelungen zur CO2-Bepreisung und Veränderungen bei den Nebenkosten: Wer es in seinen vier Wänden gerne warm hat, muss sich möglicherweise auf einiges gefasst machen. Denn all das spiegelt sich jetzt in vielen Abrechnungen wider – oft mit unerwartet hohen Nachzahlungen. Doch Mieterinnen und Mieter müssen nicht alles widerspruchslos hinnehmen: Wer seine Abrechnung sorgfältig prüft, kann Fehler entdecken, Kosten besser einordnen und im Zweifelsfall dagegen vorgehen.
Warum sind die Nebenkosten 2024 häufig so stark gestiegen?
Insbesondere Fernwärmekunden müssen laut einer ista-Berechung deutlich tiefer in die Tasche greifen. Das Unternehmen, das sich auf Dienstleistungen rund um Heiz- und Betriebskostenabrechnungen spezialisiert hat, veranschlagt für eine in einer 70qm-Wohnung im vergangenen Jahr Kosten in Höhe von 1.055 Euro für Heizung und Warmwasser – ein Anstieg um 27 % gegenüber 2023. Für Gaskunden sind 864 Euro fällig (+ 7 %). Wer noch mit Öl heizt, muss mit 892 Euro 12 Prozent weniger zahlen als im Vorjahr.
Hier geht's zur Ista-Berechnung: Heizkosten-Bilanz 2024
Zusätzlich sorgt die steigende CO₂-Bepreisung für weiter steigende Kosten: Unternehmen müssen seit 2021 für jede Tonne CO₂, die sie ausstoßen, zahlen. Im Jahr 2024 lag der Preis dafür bei 45 Euro pro Tonne – deutlich mehr als in den Vorjahren. Diese Kosten werden in der Regel an Verbraucher weitergegeben.
Dazu kommen gesetzliche Neuerungen: Vermieter sind seit 2024 verpflichtet, ihre Gebäude energetisch zu verbessern und bestimmte Mindeststandards einzuhalten. Investitionen in Dämmung, neue Fenster oder effizientere Heizungen können sich langfristig zwar lohnen, kurzfristig bedeuten sie aber oft höhere Kosten. Vermieter dürfen die Kosten für solche Modernisierungen zum Teil auf die Miete umlegen, was sich auch auf die Nebenkosten auswirkt.
Ein weiterer wichtiger Punkt betrifft den Kabelanschluss: Seit Juli 2024 dürfen Vermieter die Kosten für den Kabelanschluss nicht mehr über die Nebenkostenabrechnung abrechnen. Wer weiterhin Kabelfernsehen nutzen will, muss nun einen eigenen Vertrag mit dem Anbieter abschließen und zahlt diese Kosten direkt – was für viele zusätzliche Ausgaben sorgt.
Was können Mieter tun, wenn die Nachzahlung hoch ausfällt?
Zunächst gilt: Die Abrechnung sorgfältig prüfen. Fehler passieren auch bei Nebenkostenabrechnungen, etwa bei der Erfassung der Zählerstände oder bei der Berechnung der Umlageschlüssel. Man sollte deshalb prüfen, ob alle angegebenen Kosten nachvollziehbar sind und ob die Abrechnung mit den geleisteten Vorauszahlungen übereinstimmt. Sind die Vorauszahlungen zu niedrig angesetzt, erklärt das oft die Nachzahlung.
Wer sich unsicher ist, sollte sich Unterstützung holen. Der Deutsche Mieterbund (DMB) oder lokale Mietervereine bieten Beratung und helfen, die Abrechnung zu verstehen und gegebenenfalls Widerspruch einzulegen. Innerhalb von zwölf Monaten nach Erhalt der Abrechnung kann man Einspruch gegen fehlerhafte Kostenpositionen einlegen.
Ist die Abrechnung korrekt, aber die Nachzahlung belastet, lohnt es sich, mit dem Vermieter über eine Ratenzahlung zu sprechen. Viele Vermieter sind offen für eine solche Lösung, vor allem wenn die Zahlungsfähigkeit glaubhaft gemacht wird.
Wie prüfe ich meine Nebenkostenabrechnung richtig?
Grundsätzlich sollte man folgende Punkte beachten:
- Gesamtbetrag vergleichen: Stimmen die Gesamtkosten im Vergleich zu Vorjahren? Wenn die Abrechnung ohne erkennbaren Grund stark steigt, kann das ein Warnsignal sein.
- Umlageschlüssel kontrollieren: Werden die Kosten korrekt nach Verbrauch oder Wohnfläche verteilt? Änderungen müssen im Mietvertrag oder der Abrechnung dokumentiert sein.
- Einzelposten prüfen: Alle Kostenarten – etwa Heizkosten, Warmwasser, Hausstrom, Grundsteuer – müssen klar und transparent aufgelistet sein.
- Zählerstände abgleichen: Stimmen die angegebenen Werte mit Ihren eigenen Ablesungen oder den Ableseprotokollen überein?
Wer seine Abrechnung nicht allein prüfen kann, sollte professionelle Hilfe in Anspruch nehmen.
- Hier geht's zum Artikel: Müllgebühren im Check – So teuer sind die Tonnen in Bayern
Fazit
Die Nebenkostenabrechnung 2024 ist für viele Mieterinnen und Mieter eine finanzielle Herausforderung. Die Ursache liegt in den globalen Entwicklungen auf dem Energiemarkt, gesetzlichen Änderungen und individuellen Modernisierungen. Wichtig ist, die Abrechnung genau zu prüfen und bei Unklarheiten Unterstützung zu suchen. Eine rechtzeitige Anpassung der Vorauszahlungen kann helfen, Nachzahlungen im nächsten Jahr zu vermeiden. Und nicht zuletzt: Wer seinen Verbrauch bewusst senkt, etwa durch richtiges Lüften oder moderne Thermostate, kann auch die Kosten langfristig reduzieren.
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