Ein Ausbilder und eine Auszubildende schneiden einen Stoff zu.
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In der Ausbildungswerkstatt des SOS Kinderdorfes können Jugendliche den Beruf des Raumausstatters erlernen.

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Hilfe für Jugendliche ohne Berufsabschluss

Hilfe für Jugendliche ohne Berufsabschluss

Viele Betriebe suchen händeringend Nachwuchs. Trotzdem finden vor allem viele junge Menschen ohne Berufsabschluss keine Arbeit. Im Berufsausbildungszentrum des SOS Kinderdorfs in Nürnberg finden einige die Unterstützung, die sie brauchen.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Laut einer aktuellen Studie des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) (externer Link) steigt die Jugendarbeitslosigkeit an - vor allem bei Jugendlichen ohne Berufsabschluss. Bundesweit waren Ende 2024 mehr als 250.000 Jugendliche arbeitslos. Drei Viertel von ihnen hatten keinen Berufsabschluss. Unterstützung bekommen sie zum Beispiel im Berufsausbildungszentrum des SOS Kinderdorfes in Nürnberg.

Sechs verschiedene Ausbildungen in Nürnberg möglich

Die Einrichtung ist eine der Anlaufstellen, die Jugendliche auffängt, die auf dem sogenannten ersten Ausbildungsmarkt keine Chance haben. Meist werden sie vom Jobcenter oder einem Jugendamt vermittelt und können hier sechs verschiedene Berufe erlernen: unter anderem Schreiner, Koch, Maler - aber auch solche, die weniger bekannt sind, wie beispielsweise Raumausstatter.

21-Jährige wird Raumausstatterin

Josi ist eine von ihnen; sie lernt Raumausstattung im zweiten Lehrjahr. Die 21-Jährige sagt von sich, sie sei nach der Schule erst einmal orientierungslos gewesen, bevor sie durch Zufall von dieser Möglichkeit erfahren habe. In einer kleinen Gruppe lernt sie jetzt alles, was sie als Raumausstatterin können muss: Gardinen nähen, Polstern, Boden verlegen, Wände gestalten.

Lernen ohne wirtschaftlichen Druck

Josis Ausbildung im Berufsausbildungszentrum dauert genauso wie in einem Betrieb drei Jahre. Aber anders als in einer Firma, die betriebswirtschaftlich arbeiten muss, gibt es hier keinen finanziellen Druck. Dadurch bleibe den Ausbildern viel mehr Zeit, sich mit den Jugendlichen zu befassen, erklärt Josis Ausbilder Sebastian Weiß: "Wir können hier auf jede Persönlichkeit eingehen, jeder hat da einen anderen Bedarf und wir können auch an den Schwächen arbeiten."

Die können ganz unterschiedlich gelagert sein. Manche Jugendliche müssen sich erst wieder an einen geregelten Tagesablauf gewöhnen, einige bringen familiäre oder schulische Probleme mit, andere sind extrem schüchtern. Je nachdem, wo die Jugendlichen stehen, können sie eine Ausbildung in Kooperation mit einem Betrieb machen und bekommen dann im SOS Kinderdorf nur eine sozialpädagogische Betreuung sowie Förderunterricht. Oder sie absolvieren ihre Ausbildung so wie Josi direkt im SOS Kinderdorf.

Extra-Programm hilft, die eigenen Stärken zu erkennen

Wieder andere brauchen noch vorbereitende Schritte, bevor sie eine Ausbildung anfangen können. Dafür gibt es im SOS Kinderdorf das Programm "Zukunft aktiv" - eine Aktivierungshilfe, die von der Sozialpädagogin Swannja Klaus betreut wird. Klaus erklärt, dass viele Jugendliche überhaupt erstmal für sich herausfinden müssen: "Wer bin ich, was kann ich und wo möchte ich mal hin?"

In den Schulen werde dahingehend oft zu wenig vorbereitet, auch weil dafür keine Zeit vorgesehen sei. Bei allein rund 500 verschiedenen Handwerksberufen seien Jugendliche oft überwältigt von der Vielzahl der Möglichkeiten. Sie versucht, mit ihnen Schritt für Schritt herauszufinden, wo die Stärken der Jugendlichen liegen und dann eine Ausbildungsstelle zu finden, "für die sie jeden Tag gerne aufstehen, damit sie auch dabeibleiben", so Klaus.

Arbeitsmarktforscher warnt vor Kürzungen

Solche Unterstützung bekommt aber nur ein sehr kleiner Teil der Jugendlichen ohne Berufsabschluss, warnt der Arbeitsmarktforscher Holger Seibert vom IAB und Autor der Studie zur Jugendarbeitslosigkeit: "Häufig fehlen diesen Jugendlichen die Kompetenzen: Wie sucht man sich eine Ausbildungsstelle? Wie schreibt man eine vernünftige Bewerbung?" Er fordert deshalb mehr Unterstützung für die Gruppe der Jugendlichen, die ohnehin Schwierigkeiten beim Eintritt in den Arbeitsmarkt haben. Denn in Zeiten von akutem Fachkräftemangel müsse es das Ziel sein, jedem Jugendlichen einen Zugang zu einer Ausbildung zu ermöglichen - schließlich werde auf dem Arbeitsmarkt jeder Mann und jede Frau gebraucht.

Eine Jugendliche bei der Arbeit an einer Nähmaschine bein SOS-Kinderdorf.
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Arbeitslosigkeit bei Jugendlichen steigt

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