Die Preiserhöhungen treffen sie besonders hart: Menschen, die mit Öl oder Gas heizen und die auf das Auto angewiesen sind. Vor allem Familien mit mehreren Kindern macht die Situation zu schaffen.
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Die hohen Energiepreise belasten. Doch es gibt Einsparmöglichkeiten, sodass sich Hauseigentümer unabhängiger von Öl und Gas machen können.

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Hohe Energiepreise: Was Verbraucher jetzt tun können

Hohe Energiepreise: Was Verbraucher jetzt tun können

Dreiviertel aller Haushalte in Bayern sind von Gas oder Öl abhängig. Die Kosten dafür steigen aktuell enorm und immer mehr Menschen fürchten, dass sie sich die hohen Energiepreise auf Dauer nicht mehr leisten können. Was Verbraucher jetzt tun können.

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Die Preiserhöhungen treffen sie besonders hart: Menschen, die mit Öl oder Gas heizen und die auf das Auto angewiesen sind. Was können sie tun, um Geld und Energie zu sparen?

Explodierende Ölpreise fallen am stärksten ins Gewicht

Auch der fünfköpfigen Familie Alija aus Karlsfeld in Oberbayern machen die gestiegenen Preise für Energie oder Lebensmittel schwer zu schaffen. Mutter Lumnije arbeitet als Pflegerin, Vater Agron Alija ist Busfahrer. "Man hat jetzt das Niveau erreicht, wo nichts mehr zu sparen ist", sagt Agron Alija.

Am stärksten ins Gewicht fallen die explodierenden Ölpreise. Die Entscheidung für eine Ölheizung 2016 bereut die Familie inzwischen sehr. "Der extreme Unterschied, der uns super ärgert: 2020 haben 2.000 Liter 951 Euro gekostet", erinnert sich Agron Alija. "Und jetzt, wenn ich heute bestellen würde, wären es 1.868 Euro. Wohlbemerkt der günstigste Lieferant".

Energieberatung der Verbraucherzentrale Bayern nutzen

Agron Alija vereinbart einen Termin mit Energieberater Norbert Endres von der Verbraucherzentrale Bayern. Dessen Rat suchen derzeit viele. Das Haus von Familie Alija ist einige Jahrzehnte alt – ein "Paradies" für Energieberater. "Da gibt es unendlich viele Möglichkeiten, was man tun kann. Und das macht Freude, wenn man erfolgreich helfen kann", sagt Endres.

Die Suche nach den Energiefressern beginnt. Nummer eins: Die große Fensterfront. "Große Fensterfläche, alte Tür, einfach von der Konstruktion her – Metallrahmen, einfach verglast – das alleine ist schon ein offenes Scheunentor für die Wärme", erklärt Endres. Doch ein Austausch wäre kostspielig. Der Experte rät zu einem Doppelglas und einem Holzrahmen. Auch eine gebrauchte Tür kann hier genügen.

Holzofen richtig benutzen, Rohre isolieren

Der Holzofen der Familie Alija ist im Vergleich zur Ölheizung deutlich günstiger – wenn man ihn richtig benutzt. "Wenn Sie den Ofen besonders emissionsmindernd befeuern wollen, dann würde ich Ihnen raten, nicht von unten her anzuzünden, sondern von oben", erläutert Endres. Auch im Keller entdeckt der Energieberater eine Möglichkeit: Durch eine bessere Isolation der Rohre ließe sich Geld sparen.

Elektrogeräte im Standby-Modus verbrauchen Energie

Ein weiterer Energiefresser: Mehrere Elektrogeräte laufen im Standby-Modus, also im Bereitschaftsbetrieb. Bei der Unterhaltungselektronik komme etwa hier noch ein Player, dort ein Receiver dazu, sagt Endres: "Jedes Watt rund um die Uhr aus der Steckdose gesaugt kostet Sie im Jahr circa drei Euro." Durch das Ausschalten der Geräte könnte die Familie mehr als 50 Euro im Jahr sparen.

Holzpellets statt Ölheizung nutzen

Anstelle der Ölheizung empfiehlt der Energieberater Holzpellets. "Pellets sind in der Regel deutlich günstiger. Insoweit könnte es durchaus Sinn machen, wenn man in dieser politischen Lage weg will von dem auch nicht ganz friedlichen Brennstoff Öl." Trotz eines staatlichen Zuschusses von bis zu 55 Prozent wäre der Umbau eine kostenintensive Investition von etlichen Tausend Euro.

Heizkosten sparen durch Pufferspeicher

Um schnell aus der Spirale steigender Heizkosten herauszukommen, hat der Experte noch einen Tipp: Den Einbau eines Pufferspeichers. Das ist ein mit Wasser gefüllter Speicher, der Wärme aus dem Ölkessel, die nicht sofort gebraucht wird, zwischenspeichern kann, bevor sie verpufft.

Pufferspeicher sind auch bei anderen Heizungsarten eine Option. Um einen staatlichen Zuschuss zu bekommen, rät der Experte zur zusätzlichen Installation einer Solaranlage auf dem Dach.

  • Zum Artikel: Mit diesen Tipps lassen sich Heizkosten sparen

Traum vom energieautarken Haus verwirklicht

Wie kann man sich als Privatperson aber vollständig unabhängig machen von fossiler Energie? Im oberbayerischen Gilching gibt es ein Haus, das komplett energieautark ist. Das gesamte Dach ist mit Photovoltaik ausgestattet. Im Jahr werden so 3.000 Kilowattstunden für den eigenen Bedarf produziert und Strom für 15.000 Kilometer mit dem E-Auto.

Georg Buttermann ist der Eigentümer. In die Technik investierte er etwa 100.000 Euro mehr als für ein konventionelles Heizsystem. Dafür spart er nun monatlich Geld. "Ich habe jetzt keine Nebenkosten", so Buttermann. Er hat Glück: Sein Haus bekommt von allen Seiten viel Sonne. Das Konzept funktioniert nicht an jedem Standort so gut. Das Besondere: Die Energie vom Dach wird in grünen Wasserstoff umgewandelt und ist so das ganze Jahr über gespeichert und nutzbar.

"Das ist schon eine Königsdisziplin – aber, ich würde gerne dazu aufrufen, dass sich viel mehr Menschen dafür interessieren, weil es doch – wenn man schon generalsaniert oder neu baut auf jeden Fall eine gute Idee ist, sich auch mit diesem Konzept zu befassen."

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