BMW forscht schon seit Jahrzehnten mit Wasserstoff. Aktuell ist weltweit eine Pilotflotte mit Brennstoffzellen unterwegs. Für 2028 soll das erste Modell in Serienproduktion gehen. Aktuell spielen Wasserstoffautos auf den Straßen jedoch keine Rolle.
Von früheren Ambitionen einiger Hersteller ist nichts mehr zu sehen. Aktuell gibt es nur noch ein Modell auf dem Markt, den Toyota Mirai. Der neue Hyundai Nexo soll im nächsten Jahr kommen. Mit ein Problem – neben dem vergleichsweise hohen Anschaffungspreis – dürfte für viele die Tankstellensituation sein. So gibt es in ganz Deutschland laut dem größten Betreiber solcher Anlagen H2 Mobility gerade einmal 68 Wasserstofftankstellen. In Bayern sind es demnach zwölf.
Chancen der Wasserstoffautos gesunken
Mit ein Grund für die schwindende Bedeutung dürfte laut Wissenschaftlern – zum Beispiel am Fraunhofer Institut – vor allem der Fortschritt bei der Elektromobilität sein. Bereits vor Jahren stellten sie fest, dass durch längere Reichweiten, schnellere Ladezeiten und günstigere Preise E-Autos gegenüber den Wasserstoffautos viel Boden gut gemacht haben (externer Link). Und dieser Abstand hat sich weiter verringert. So gibt BMW die Reichweite seines Wasserstoffmodells iX5 Hydrogen von 2023 mit bis zu 504 Kilometern (WLTP) an, mit einer Ladung von sechs Kilogramm Wasserstoff. Das für 2028 vorgesehene Modell soll weiter kommen, allerdings ließ BMW noch offen, wie weit. Da fahren ähnliche Elektroautos mit einer Stromladung heute zum Teil sogar schon weiter. Und es gibt ein immer dichter werdendes Netz von öffentlich zugängigen Stromladestationen.
Kritik an hoher Subvention von BMW-Wasserstoffautos
Die nun gewährten Subventionen in Höhe von insgesamt rund 270 Millionen Euro von Bund und Ländern für das BMW-Projekt sorgen in der Branche für Unverständnis. So hält der Autoexperte Professor Stefan Bratzel es für fraglich, ob eine so große Menge an öffentlichen Fördergeldern für ein Projekt eines einzelnen Herstellers ausgegeben werden sollte und am Ende nur wenige Serienfahrzeuge entstehen, wie er BR24 erklärt. Auch Tapio Schmidt-Achert, Wasserstoffexperte bei der Forschungsstelle für Energiewirtschaft, sieht geringe Chancen. Studien kämen zu Schluss, dass Produktionskosten und -preise für Wasserstoff deutlich höher liegen als in der Vergangenheit erwartet. Schon aktuell schwanken die Preise sehr stark zwischen acht und 19 Euro pro Kilogramm Wasserstoff. Der Bundesrechnungshof forderte die Politik deshalb jüngst zu einem Realitätscheck auf.
Bundesverkehrsministerium verteidigt sich – und hofft
Beim Bundesverkehrsministerium heißt es auf Anfrage, es habe die Hinweise des Bundesrechnungshofes zur Kenntnis genommen. Trotzdem hält man an dem Projekt fest. Man erwarte in den nächsten Jahren einen stärkeren Hochlauf von Wasserstoff im Verkehr und sehe Wasserstofffahrzeuge als sinnvolle Ergänzung zu batterieelektrischen Antrieben. Zudem hofft man, dass die Preise für die Fahrzeuge sinken, wenn es erst einmal mehr davon gibt.
Doch danach sieht es nicht aus. Aktuell sei man noch in einer frühen Phase der Marktentwicklung, heißt es beim Bundesverkehrsministerium. Das klingt schon recht erstaunlich vor dem Hintergrund, dass deutsche Hersteller seit Ende der siebziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts an dieser Technik forschen.
Unterstützung auch aus Bayern
Die Vorliebe des bayerischen Wirtschaftsministers Hubert Aiwanger für Wasserstoff ist bekannt. Und so ist auch nicht verwunderlich, dass sein Ministerium an dem Thema festhält, zumal Bayern das BMW Projekt "HyPowerDrive" mit 82 Millionen Euro fördert und der Bund 191 Millionen zahlt. Es sei von Anfang an klar gewesen, dass ein langer Atem erforderlich sei. Voraussetzung für einen erfolgreichen Hochlauf sei es jedoch, gerade in Zeiten der Unsicherheit über die weitere Entwicklung im Bereich Wasserstoff den Akteuren Planungssicherheit zu geben und eine klare Zukunftsperspektive aufzuzeigen, so eine Pressesprecherin des bayerischen Ministeriums. Es sei wichtig, jetzt nicht wieder alles infrage zu stellen. BMW jedenfalls will an seinem Projekt festhalten. Auf die Frage, wo das Unternehmen überhaupt Potenzial für diese Fahrzeuge sieht, hieß es, die genauen Märkte, in denen das Wasserstoff-Serienfahrzeug zunächst erhältlich sein werde, befänden sich noch in Klärung. Ein bisschen Zeit bis zur geplanten Markteinführung 2028 ist ja noch. Man darf gespannt sein.
Transparenzhinweis: In einer früheren Version hatten wir stehen, dass der angekündigte BMW iX5 Hydrogen eine angegebene Reichweite von 504 Kilometern hat. Das ist so nicht korrekt. Die Reichweitenangabe bezieht sich auf die derzeitige Pilotserie. Das für 2028 vorgesehene Modell soll eine größere Reichweite bekommen, allerdings könne man aktuell noch keine konkreten Daten nennen, so BMW.
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