Der Ölpreis fällt stark und so wie es aussieht, bleibt der Dollar schwach. Beides sind für Deutschland positive Folgen von Trumps Zollpolitik. Die massive Abschottung des US-Markts, die der amerikanische Präsident mit hohen Einfuhrzöllen plant, ist eine Wachstumsbremse für den Welthandel und alles, was damit verbunden ist.
Ölpreis und Dollarkurs durch Trump stark unter Druck geraten
Aber in manchen Bereichen hat die Abschottung auch ihr Gutes. Beispielsweise beim Ölpreis. Heizölhändler stellen bereits günstigere Preise in Aussicht. Generell sind Brennstoffe außerhalb der Heizperiode im Sommer am günstigsten. In der aktuellen Situation ist bis dahin eher mit weiter fallenden Preisen zu rechnen. Heizölkunden können also abwarten und sich zurücklehnen, die Zeit scheint für sie zu arbeiten.
Auch für die Autofahrer an der Tankstelle gilt: Es dauert in der Regel zwar einige Tage, bis sich ein niedrigerer Rohölpreis auch an der Zapfsäule bemerkbar macht, aber das dürfte kommen.
Schwacher Dollar und starker Euro lassen Importpreise fallen
Hinzu kommen andere Rohstoffe und Vorprodukte für die Industrie, die wegen der schwächeren globalen Nachfrage und des schwächeren Dollars für uns doppelt billiger werden könnten. Weil viele Anleger Geld aus den USA abziehen und Investoren dort abwarten, gibt der Dollar weiter nach.
Mit einem stärkeren Euro und günstigeren Einfuhren würden die billigeren Importe auch die Inflation im Euroraum ausbremsen. Für Verbraucherinnen und Verbraucher könnte also einiges günstiger werden. Voraussetzung ist allerdings, dass die EU nicht ihrerseits mit Gegenzöllen für uns alles teurer macht. Das wäre ungeschickt, deshalb muss man Gegenmaßnahmen gut überdenken.
Nicht nur Privathaushalte, auch deutsche Industrie könnte profitieren
Gerade die deutsche Industrie, die in den vergangenen Jahren so stark unter den hohen Energiepreisen gelitten hat, wäre über eine Verschiebung der "Terms of Trade", dem Verhältnis von Import- und Exportpreisen, sicher sehr erfreut.
Zu nennen wäre neben den erwähnten Rohstoffen wie Rohöl und Ölprodukten auch das Erdgas. Der Preis von Gasimporten wird ebenfalls von der globalen Nachfrage und auch vom Ölpreis beeinflusst. Und bei vielen industriellen Prozessen wie der Wärmeerzeugung oder als Rohstoff für die Chemieindustrie gibt es zum Gas noch keine richtige Alternative.
Sinkende Energiepreise schlecht für Putins Kriegsfinanzierung
Da Wladimir Putin mit Exporten von Öl und Gas seinen Krieg gegen die Ukraine finanzieren muss, gibt es auch hier positive Auswirkungen. Solange die Energiepreise niedrig bleiben, fällt Putin die Kriegsführung zunehmend schwer.
Dazu trägt auch das Ölförderkartell der OPEC-Staaten bei, zu deren erweitertem Kreis auch Russland zählt. Diese OPEC-Länder wollen seit Anfang April ihre Förderung nach einer vorübergehenden Beschränkung wieder ausweiten. Auch das spricht für fallende Preise. Es dürfte bald deutlich mehr Öl auf dem Weltmarkt verfügbar sein, als tatsächlich gebraucht wird.
Überangebot: China könnte EU mit Billigwaren überschwemmen
Ein starker Impuls für Angebote und Preise könnte für Unternehmen wie Verbraucher auch davon ausgehen, dass viele Exportländer ihre Waren nicht mehr wie gewohnt in den USA verkaufen können, die für vieles der wichtigste Markt sind. Viele Warenströme müssen sich nun einen anderen Weg suchen, zum Beispiel in die EU, die dann mehr Waren aus den Exportländern, wie China, bekommen könnte.
Für Exportunternehmen ist das sehr schwierig, für ihre Kunden günstig. Denn unterm Strich führt das eher zu Preissenkungen als zu Preiserhöhungen, nämlich überall dort, wo keine Handelsbarrieren bestehen.
Dieser Artikel ist erstmals am 6.4.2025 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel aktualisiert und erneut publiziert.
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