Die Harley wird teurer, na gut, darauf lässt sich verzichten, auf US-amerikanischen Whiskey vielleicht auch noch, aber bei den kalifornischen Walnüssen, die morgens zum Müsli gehören, wird es schon schwierig. So fasst es am Tag nach Trumps Zoll-Entscheidung ein Herr in der Dachauer Innenstadt zusammen – und dürfte damit den Nerv treffen. Für viele Verbraucherinnen und Verbraucher in Bayern und Deutschland sind US-Produkte aus dem Alltag kaum wegzudenken.
"Jeans, Google, Amazon, Apple – da wollen wir nach und nach raus", sagt ein anderer Passant gegenüber BR24, und hinzukommt die große Verunsicherung: "Für meine Enkel und Urenkel ist das schon schrecklich, was da gerade passiert. Die arbeiten alle bei Unternehmen, die mit den USA verbandelt sind", sagt eine Dame. Und eine Sozialarbeiterin berichtet, dass bei ihrer Klientel eine extreme Verunsicherung herrscht. Tatsächlich lassen sich einige Fragen aus Verbrauchersicht noch nicht beantworten. Vieles wird sich noch entwickeln, dennoch können manche Punkte zu Preissteigerungen und Aktienwerten vorsichtig prognostiziert werden.
Steigen auch bei uns die Preise in den Geschäften?
Direkte Auswirkungen auf die Preise in Bayern haben die US-Zölle zunächst nicht. Das betont auch der Bayerische Handelsverband. Das größere Problem für die Menschen in Bayern seien die möglichen Gegenmaßnahmen, die die EU derzeit plant. Nach aktuellem Stand soll es Mitte April Zölle auf US-Produkte wie Jeans, Whiskey oder Motorräder geben. Dann dürfte der Preis für solche Waren in Deutschland steigen. Allerdings nicht um die tatsächliche Höhe der Zölle, so die Prognose des Handelsverbands, dafür sei der Preisdruck gerade bei Lebensmitteln in Deutschland zu groß. Die Produkte ließen sich dann nicht verkaufen.
Ob die EU darüber hinaus auch noch Zölle auf Produkte wie Fleisch und Produkte aus Holz erheben wird, ist derzeit noch nicht klar. Möglicherweise könnte es Ende April so weit sein.
Wie entwickeln sich die Preise in den nächsten Monaten?
Das Einzige, was klar ist: Die Zollsituation ist unübersichtlich – und langfristig ist überhaupt nicht klar, in welche Richtung sich die Preise entwickeln. Die Wirtschaftswissenschaftler vom Münchner ifo-Institut betonen beispielsweise, dass andere Länder für ihre Produkte neue Käuferinnen und Käufer suchen könnten.
Ein fiktives Beispiel: Wenn chinesische Bekleidungsfirmen ihre eigentlich für die USA produzierten Jeans stattdessen in der EU anbieten, könnte das dazu führen, dass hierzulande ein Überangebot entsteht und mehr Jeans in den Geschäften liegen. Der Preis für Hosen könnte also sogar fallen.
Andererseits könnten beispielsweise auch deutsche Hersteller von Motorrädern auf die steigenden Preise für US-Maschinen reagieren – und ihre Produkte ebenfalls teurer anbieten. Das würde also zu steigenden Preisen für alle Motorräder führen.
Welcher dieser Effekte für welche Produkte eintrifft, ist komplett offen und lässt sich frühestens dann seriös einschätzen, wenn die tatsächlichen Maßnahmen in Kraft treten.
Werden Netflix und Amazon Prime teurer?
Ein Vorschlag, um auf die US-Zollpolitik zu reagieren, ist eine sogenannte Digitalsteuer. Auch beispielsweise die Wirtschaftsforscher vom Münchner ifo-Institut schlagen eine solche Maßnahme vor. Damit sollen besonders die großen digitalen Konzerne wie Amazon, Meta, Netflix oder Google-Mutter Alphabet zur Kasse gebeten werden. Das könnte sich dann natürlich auf Abos für Streamingdienste, Cloudspeicher und Co auswirken. Konkrete Konzepte für solche EU-Steuern liegen allerdings aktuell nicht vor. Auf BR-Anfrage wollten sich Apple und Amazon zum aktuellen Zeitpunkt nicht äußern.
Im Video: Bayern LB-Chefvolkswirt Jürgen Michels zu den US-Zöllen im Interview
Bayern LB-Chefvolkswirt Jürgen Michels spricht im BR24-Interview über die neuen US-Zölle.
Dieser Artikel ist erstmals am 3.4.2025 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel aktualisiert und erneut publiziert.
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