Ein Geburtstagsständchen für Frau K. Sie wird heute 92 Jahre alt. Auf dem Kopf hat sie einen blau gepunkteten Partyhut, sie sitzt in ihrem Rollstuhl mitten in einer Runde älterer Menschen und blickt lächelnd auf das Stück Kuchen vor ihr. Was die Gruppe gerade für sie singt – das versteht sie nicht. Und auch ihre Geburtstagsgäste kennt sie erst seit kurzem. Denn: Es ist ihr erster Geburtstag im Pflegeheim in Polen. Vor sechs Wochen ist sie von ihrer Heimat Berlin fast 250 km weiter in die Einrichtung bei Stettin gezogen.
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Pflege daheim – nur bis zu einem bestimmten Tag möglich
"Alles jut!", antwortet Frau K., wenn man sie fragt, wie es ihr in ihrem neuen Zuhause gefällt. Das Pflegeheim ist neu gebaut, die Pflegekräfte alle nett, einige sprechen sogar deutsch. Heute sieht sie ihren Mann zum ersten Mal wieder. Er hat ihr Blumen mitgebracht, hält die ganze Zeit ihre Hand. "Die Entscheidung, die war nicht so einfach", erinnert sich Herr K. "Hat mir selber wehgetan."
Wie viele andere Angehörige auch hat Herr K. seine an Alzheimer erkrankte Frau zu Hause gepflegt – zehn Jahre lang. "Ich habe mich gekümmert um alles. Ungefähr zweieinhalb Stunden musste ich immer sitzen bleiben mit dem Essen, Frühstück, Mittag, Abendbrot. Weil sie sonst nicht gegessen hat, wenn keiner da war."
Sein Arzt empfiehlt ihm, sich in Polen umzuhören. Dort zeigt sich: Es gibt Plätze ohne Wartezeit. In dem Heim wohnen neben polnischen nun auch 15 deutsche Bewohner. Ewa Chojinowska-Blechinger von Veritas Pflege vermittelt diese Plätze: "Das ist für eine Familie, die einen Platz im Ausland sucht, sehr schwierig. Das tut am Herzen weh, eine Mutter oder einen Vater nach Polen zu bringen."
Suche nach Personal erschwert wirtschaftliche Lage der Heime
Wie schwer es ist, einen Platz in einem Altenheim zu finden, weiß auch Doris Schneider, Geschäftsleiterin der Altenheime des Caritasverbandes der Erzdiözese München und Freising. Sie würde gerne mehr Plätze in ihren Heimen anbieten, aber es fehle ihr an Personal.
Das erschwere die finanzielle Situation der Heime: "Sie müssten ein Altenheim mit ungefähr 96 Prozent auslasten, es muss jeder Platz ständig belegt sein, um wirtschaftlich auskömmlich agieren zu können." Schon allein, wenn 5 bis 10 Plätze wegen Personalmangels nicht belegt werden können, befände man sich in einer wirtschaftlichen Schieflage.
Mit Robotik und KI das Pflegepersonal entlasten?
Einen ersten Lösungsversuch, um das Personal zu entlasten, gibt es in Feucht bei Nürnberg. Im Seniorenzentrum Gottfried Seiler der Rummelsberger Diakonie soll ein Roboter von Navel die Pflegekräfte entlasten.
Heimleiterin Kathrin Eibisch hat sich für einen Roboter in ihrem Heim eingesetzt: "Wir haben wenig Mitarbeiter und alte Menschen haben so viel zu erzählen. Es ist nie richtig Zeit da, Geschichten zu erzählen. Und der Roboter ist immer da, und er hat die Zeit."
Der kleine Roboter ist nicht größer als ein Meter, trägt eine kleine dunkelblaue Wollmütze und blickt mit großen digitalen Kulleraugen herum. Eibisch freut sich, dass sie jetzt in ihrer Seniorenresidenz dieses Zusatzangebot einführt – die Betonung liegt hier auf "Zusatz". Denn ersetzen soll der Roboter die Pflegekräfte auf keinen Fall, nur unterstützen.
Robotik künftig auch für Assistenz zu Hause
"Hallo, wie ist dein Name?" tönt eine glockenklare Stimme aus dem kleinen Roboter. Und dann geht es los mit den ersten Gesprächen mit dem Pflegepersonal. Es wird nach Hobbys gefragt, der Roboter erzählt Witze oder Infos über die Stadt Nürnberg. Die Hemmung vor dem Umgang mit dem Roboter fällt schnell.
Der Sozial-Roboter im Pflegeheim – das ist nur der Anfang. Denn langfristig soll er auch für ältere Menschen bei ihnen Zuhause eingesetzt werden, erklärt der Navel-Entwickler Claude Toussaint gegenüber report München: "Ältere Menschen haben zu Hause oft wochenlang keine Ansprache, was schlecht ist für die Demenz-Fortschreitung. Da kann Interaktion auf jeden Fall helfen. Wir haben schon erste Evidenzen, dass das wirklich hilft mit Navel." In Notsituationen soll der kleine Roboter dann sogar Hilfe holen.
Auch in der Politik wird nach Lösungen für die belastete Pflege gesucht: Während die Union ein 3Drei-Stufen-Modell bestehend aus der gesetzlichen Pflegeversicherung, betrieblicher Mitfinanzierung und Eigenanteil anstrebt, befürwortet die SPD eine Zusammenführung der gesetzlichen und privaten Pflegeversicherung.
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