Über kaum ein deutsches Waffensystem wurde in den vergangenen Jahren so kontrovers diskutiert wie über Taurus. Die Ukraine hätte den Marschflugkörper gerne, da er mit einer Reichweite von offiziell 500 Kilometern auch weit entfernte und tief vergrabene Bunkeranlagen des russischen Militärs zerstören könnte. Bundeskanzler Friedrich Merz lehnt eine Lieferung aber inzwischen ab, obwohl er als Oppositionspolitiker leidenschaftlich für das Gegenteil eingetreten war.
Allerdings ist die Technik des Taurus inzwischen auch schon wieder 20 Jahre alt. Der Hersteller MBDA Deutschland aus Schrobenhausen soll nun unter dem Namen Taurus Neo einen verbesserten Nachfolger entwickeln, von dem die Bundeswehr wohl mehrere hundert Stück kaufen wird. Nach BR-Informationen aus Rüstungskreisen könnte die Reichweite auf 600 bis 700 Kilometer steigen. Darüber hinaus soll die Elektronik verbessert werden, um den Marschflugkörpern einen besseren Schutz gegen elektronische Störversuche zu geben.
Bundeswehr füllt Raketenbestände auf
Neben dem Auftrag für eine Taurus-Weiterentwicklung genehmigte der Haushaltsausschuss auch Nachbestellungen für verschiedene Raketensysteme, um die Bestände aufzufüllen. Auch hier gingen die wesentlichen Orders in den Freistaat.
MBDA Deutschland soll zum Beispiel zusätzliche Patriot- und Meteor-Raketen liefern. Meteor ist die Standardbewaffnung der deutschen Eurofighter. Bei der Nürnberger Diehl-Gruppe wiederum werden Flugabwehrraketen für das System Iris-T SLM nachgeordert.
Milliarden für neue Haubitzen
Nach München geht ein Großauftrag, über den Fachleute schon seit langem spekulieren: Der Hersteller KNDS Deutschland wird in den kommenden Jahren bis zu 500 Haubitzensysteme vom Typ RCH 155 liefern. Die Kanonen mit einer Reichweite von bis zu 70 Kilometer sind auf das Fahrwerk des Radpanzers Boxer montiert, an dem auch Rheinmetall beteiligt ist.
Das Besondere: Nach Herstellerangaben ist es die einzige Haubitze weltweit, die auch während der Fahrt zielgenau schießen kann. Das soll vor allem die Soldaten an Bord schützen. Denn so sollen die Fahrzeuge immer beweglich bleiben können und für gegnerische Artillerie kaum zu orten sein.
Das Fahrzeug ist stark digitalisiert und kommt mit nur zwei Mann Besatzung aus. Zum Vergleich: Die ältere Panzerhaubitze 2000 benötigt für den Einsatz mindestens drei, im Idealfall aber fünf Soldaten. KNDS Deutschland ist außerdem an einer Nachbestellung des Schützenpanzers Puma beteiligt.
Drohnen, Hubschrauber und Uniformen aus Bayern
Dazu kommen noch Orders für Aufklärungsdrohnen von Quantum Systems aus Gilching und ein Auftrag, der bereits vor einigen Tagen bekannt wurde: Airbus Helicopters aus Donauwörth soll einen bestehenden Großauftrag um 20 zusätzliche leichte Kampfhubschrauber erweitern. Beim größten und teuersten Einzelposten in der langen Liste des Haushaltsausschusses geht es aber nicht um Waffensysteme.
Nach Informationen des BR stehen in den kommenden Jahren 21 Milliarden Euro für neue Uniformen und persönliche Ausrüstung wie Schutzwesten und Helme zur Verfügung. Das Projekt läuft bei der Bundeswehr unter dem Namen FASER, das steht für "Feld Ausstattung Soldat Erweiterte Reserve". Hier hoffen zahlreiche bayerische Outdoor-Spezialisten zumindest auf Teilaufträge, darunter Schöffel aus Schwabmünchen und die deutsche Tochter des Stoff-Spezialisten Gore in Putzbrunn.
- Zum Artikel des Handelsblatt: Was der Taurus kann – und wie er besser werden soll (externer Link, möglicherweise Bezahlinhalt)
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