Ein Stromzähler
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Der Strompreis für Privatverbraucher setzt sich aus mehreren Bestandteilen zusammen. Die Kosten für die Erzeugung machen nur einen Bruchteil aus.

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So setzt sich der Strompreis zusammen

So setzt sich der Strompreis zusammen

Strom ist nicht gleich Strom. Er ist mal teurer und mal billiger. Manchmal bekommt man sogar Geld, wenn man den Erzeugern Strom abnimmt. Deswegen gibt es eigentlich gar nicht "den" Strompreis. So setzt sich der Preis für private Verbraucher zusammen.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3-Nachrichten am .

Der Strompreis für private Endverbraucher in Deutschland setzt sich aus einer erstaunlichen Fülle von Preisbestandteilen zusammen. Die eigentlichen Erzeugungskosten sind da nur ein recht kleiner Teil. Der Rest der Kosten entsteht durch die Stromnetze, die Firmen, die am Verkauf des Stroms beteiligt sind und natürlich auch aufgrund etlicher Steuern und Abgaben. Sehr überschlägig betrachtet fällt etwa die Hälfte des Endkundenpreises für Erzeugung und Vertrieb an, ein weiteres Viertel geht an die Netzbetreiber und das letzte Viertel nimmt sich der Staat.

Die Stromerzeugung ist entscheidend

Aber selbst für den eigentlichen Strom ist es nicht ganz einfach, zu sagen, was er eigentlich kostet. Denn je nachdem, wie er erzeugt wird, ist der Aufwand ziemlich unterschiedlich. Bei den Erneuerbaren Energien beispielsweise bestimmt vor allem die Höhe der Investition den späteren Strompreis. Laufende Kosten fallen dann nur noch - vor allem - für die Wartung an.

Solarstrom

Solarstrom beispielsweise kann in einer heute errichteten großen Flächenanlage in Deutschland für etwa sechs bis sieben Cent pro Kilowattstunde erzeugt werden. Bei einer privaten Photovoltaikanlage auf dem Dach sind es bis zu zwölf Cent. Zum Vergleich: An besonders guten Standorten, beispielsweise in der Wüste von Saudi-Arabien, ist die Stromausbeute so groß, dass große Anlagen die Kilowattstunde Strom für nur einen Cent herstellen.

Windstrom und Wasserkraft

Bei Windrädern gibt es eine ähnliche Bandbreite. Stehen Windräder in Deutschland an Land, rechnet man ähnlich wie bei den Freiflächenanlagen für Photovoltaik mit sogenannten Stromgestehungskosten von sechs bis sieben Cent. Etwas teurer - aber auch konstanter in der Stromerzeugung - sind Offshore-Windparks. Dort wird Strom für etwa acht bis zehn Cent die Kilowattstunde erzeugt. Auch die Stromerzeugung mittels Wasserkraft kostet etwa sechs Cent.

Biomasse

Teurer dagegen kann Biomasse sein. Hier wird Strom für acht bis 17 Cent erzeugt. Bei Biomasse spielen dann, im Gegensatz zu Wind und Sonne, aber nicht nur Investitionskosten eine große Rolle, sondern auch die Kosten für den Betrieb, da ja der Brennstoff besorgt werden muss, sei es in Form von Holz oder auch Biogas. Allerdings haben Biomassekraftwerke den Vorteil, dass sie den Strom dann erzeugen können, wenn er gebraucht wird.

Bei Sonne und Wind müsste man, zumindest in Teilen, einen Aufschlag für die Speicherung mit einberechnen, wenn Erzeugung und Verbrauch zeitlich nicht zusammenfallen. Künftig wird diese Speicherung von Strom einen wachsenden Teil der Stromkosten ausmachen. Das können beispielsweise Batteriespeicher sein oder auch die Umwandlung in Wasserstoff.

Kohle und Gas

Bei fossilen Energieträgern ist es ähnlich wie bei der Biomasse. Ein großer Teil der Kosten entsteht durch den Brennstoff und bestimmt damit die Kosten. Hinzu kommen die Kosten für die CO₂-Verschmutzungsrechte, die vor allem die Kohleverstromung verteuern. Die Erzeugungskosten - anders als bei Wind und Sonne - schwanken dadurch erheblich. Da es hier auch viele ältere Kraftwerke gibt, spielt auch eine wichtige Rolle, ob die Anlagen schon abgeschrieben sind, also ob sie noch größere Kapitalkosten haben, oder ob es sich um ein neues Kraftwerk handelt, das seine Investitionen durch den Stromverkauf also noch einspielen muss.

Die Fraunhofergesellschaft kam schon 2021, also vor den großen Verwerfungen durch den russischen Einmarsch in der Ukraine, zu einer recht großen Bandbreite an Erzeugungskosten bei Gas und Kohle. Bei Braun- und Steinkohle waren es zwischen 11 und 20 Cent, bei Erdgas acht bis 28 Cent. Werte, die zwischenzeitlich durch hohe Brennstoffkosten aber auch deutlich überschritten worden waren.

Keine Rolle spielen hier eventuelle indirekte Kosten für Umwelt- und Gesundheitsauswirkungen – vor allem durch die Abgase von Kohlekraftwerken. Würden diese eingepreist, wären die Stromgestehungskosten noch ein gutes Stück höher.

Der Strompreis entsteht an der Börse

Am Ende bestimmen aber vor allem Angebot und Nachfrage den Strompreis. Denn Strom wird auch an der Börse gehandelt. Und selbst, wenn nur ein Teil des Stroms dort vermarktet wird, bestimmt der Börsenpreis den Preis für viele andere Stromlieferverträge.

Derzeit gilt für die Preisfindung an der Strombörse die sogenannte Merit-Order. Demnach werden an der Strombörse zuerst die Kraftwerke für die Stromerzeugung freigeben, die zu den günstigsten Grenzkosten Strom herstellen können. Das sind in der Regel Solaranlagen und Windräder, da sie weder Brennstoffkosten haben, noch CO₂-Zertifikate erwerben müssen. Wird noch mehr Strom benötigt, kommen Zug um Zug die nächstteuren Kraftwerke zum Einsatz - bis die Nachfrage befriedigt ist. Der Preis für die gesamte verkaufte Strommenge – egal aus welchem Kraftwerk – wird dann von der letzten zugeschalteten Anlage bestimmt.

Starke Schwankungen: Strompreise können auch negativ sein

Solche Auktionen finden mit unterschiedlichem zeitlichem Vorlauf statt und in Viertelstundeneinheiten. Der Strompreis kann dabei ziemliche Ausschläge machen. 2023 reichte die Bandbreite von ungefähr minus 60 Cent pro Kilowattstunde Strom bis zu etwa 200 Cent für die Kilowattstunde. Der durchschnittliche Preis im Dezember lag bei knapp sieben Cent.

Negative Strompreise ergeben sich dann, wenn es billiger ist, ein Kraftwerk weiterlaufen zu lassen und noch Geld für die Abnahme des Stroms draufzulegen, als es abzuschalten.

Kosten für Vertrieb und Netzentgelte

Auf diesen Börsen-Strompreis, der mal negativ und auch mal außerordentlich hoch sein kann, erheben die Unternehmen, die den Strom schließlich den Privatkunden anbieten, noch einige Aufschläge. Zum einen müssen die an der Stromverteilung beteiligten Firmen natürlich Geld an ihrer Arbeit verdienen, für Personal, Marketing, Kundenbetreuung und so weiter.

Einkauf und Vertrieb machen dann in etwa die Hälfte des Endkundenpreises aus.

Dann kommen noch die Kosten für die Stromnetze hinzu. Auch die müssen ja finanziert, gebaut, betrieben und instand gehalten werden. 2024 sind das knapp 6,5 Cent für jede Kilowattstunde.

Steuern, Abgaben und Umlagen

Und dann ist da noch der Staat, der etliche Abgaben und Steuern verlangt. Die Liste ist erstaunlich umfangreich. Da ist beispielsweise die Konzessionsabgabe. Sie ist eine Art Miete an die öffentliche Hand, da die Energieversorger auch öffentlichen Grund für ihre Leitungen nutzen. Die Offshore-Netzumlage ist eine Art Versicherungsprämie. Sie deckt den Schaden ab, den Offshore-Windparkbetreiber erleiden, wenn ihr Strom nicht sofort bei der Fertigstellung des Windparks vom Netzbetreiber abtransportiert werden kann, weil der die Leitungen nicht schnell genug fertig gebaut bekommt.

Als eine Art Entschädigung lässt sich auch die NEV-Umlage betrachten. Sie legt die Kosten auf den Endverbraucher um, die durch die Befreiung mancher Unternehmen von den Netzentgelten entstehen. Und die KWK-Umlage gleicht den Betreibern von sogenannte Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen die Mehrkosten dafür aus. KWK-Anlagen nutzen die Abwärme der Anlage bei der Stromerzeugung für weitere Zwecke. Das ist zwar umweltfreundlich, aber halt etwas teurer als die normale Stromerzeugung – deshalb die Umlage. Und dann sind da noch zwei Steuern auf die bis dahin aufgelaufenen Kosten zu entrichten: die Mehrwert- und die Stromsteuer.

Am Ende summiert sich das alles dann zu einem Endverbraucherpreis, der im Januar 2024, je nach Vertrag, laut dem Vergleichsportal Verivox im Schnitt bei rund 37 Cent für jede Kilowattstunde lag. Nach einer Erhebung des Statistischen Bundesamtes hatte Deutschland 2023 die dritthöchsten Preise für Privathaushalte in Europa nach Belgien und Liechtenstein.

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