Am kommenden Montag (10.3.) bestreikt die Gewerkschaft Verdi in der laufenden Tarifrunde beim Bund und den Kommunen bundesweit ganztägig erneut die Flughäfen. Betroffen ist auch München, nicht aber Memmingen und Nürnberg.
Voraussichtlich erhebliche Folgen für Flugverkehr in München
Aufgerufen sind erneut die Beschäftigten, die unter den öffentlichen Dienst fallen, wie bei der Sicherheitskontrolle sowie Kräfte der Bodenverkehrsdienstleister, die für die Abfertigung der Flugzeuge sorgen.
Zu Aktionen kommt es laut Verdi an insgesamt elf Flughäfen – neben München sind auch Berlin, Stuttgart, Frankfurt, Hamburg, Hannover, Bremen, Düsseldorf, Dortmund, Köln/Bonn und Leipzig/Halle betroffen. Das dürfte erhebliche Folgen für den Flugverkehr in Deutschland haben. In München sind für Anfang der Woche rund 820 Flüge geplant – bisher. Doch wie beim letzten Mal dürfte der größte Teil annulliert werden. Beim letzten zweitägigen Warnstreik in München wurden rund 80 Prozent der Verbindungen gestrichen. Die Lufthansa setzte einen Sonderflugplan ein, auch für Montag bastelt sie an einem, der wohl am Freitagabend im Internet veröffentlicht wird. Passagiere gleich welcher Gesellschaft sollten sich informieren und ihren Flugstatus kontrollieren.
Streikbeginn Montag 00.00 Uhr
Der 24-Stunden-Streik soll in der Nacht am Montag um 00.00 Uhr beginnen und bis 23.59 Uhr fortgesetzt werden. Die Streikenden sollen sich am Morgen zu einer Kundgebung treffen. In der laufenden Tarifrunde wurden bereits die Flughäfen in Köln, Düsseldorf, Hamburg und München bestreikt.
Airport Berlin/Brandenburg stellt Betrieb komplett ein
Der Flughafen Berlin/Brandenburg (BER) stellt seinen Betrieb am Montag vollständig ein. Sämtliche geplanten Abflüge und Ankünfte können am Montag nicht stattfinden, wie der Flughafen in Schönefeld mitteilte. Fluggästen werde empfohlen, sich bei ihrer Fluggesellschaft oder ihrem Reiseveranstalter über Möglichkeiten zur Umbuchungen und alternative Reisemöglichkeiten zu informieren.
Flughafen Frankfurt: 150.000 Passagiere betroffen
Der Betreiber von Deutschlands größtem Flughafen in Frankfurt am Main kündigte massive Einschränkungen an. "Alle Aufgaben, die einen vollumfänglichen Flugbetrieb ermöglichen, sind aufgrund des Streiks ausgesetzt", teilte Fraport mit. "Ein Beginn der Reise in Frankfurt wird nicht möglich sein." Fraport bittet die Passagiere daher dringend, von einer Anreise zum Flughafen abzusehen. "Auch Umsteigeverkehre sind mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit von den Auswirkungen betroffen und können nicht stattfinden." Für Montag ursprünglich geplant seien etwa 1.170 Flugbewegungen mit mehr als 150.000 Passagieren.
Verdi fordert acht Prozent mehr Lohn
Verdi will noch einmal Druck machen vor dem nächsten Treffen mit Bund und Kommunen vom 14. bis 16. März in Potsdam. Dass die Arbeitgeber noch kein Angebot präsentiert hätten, sei skandalös. Die Arbeitsbedingungen auch an den Flughäfen müssten dringend verbessert werden – so Manuela Dietz von Verdi Bayern.
Die Gewerkschaften fordern unter anderem acht Prozent, mindestens aber 350 Euro mehr im Monat und drei zusätzlich freie Tage, für Mitglieder einer Gewerkschaft vier Tage. Bund und Kommunen lehnen das angesichts der Kassenlage als nicht finanzierbar ab. Die Aktionen jetzt seien vor dem dritten Treffen kommende Woche völlig unverständlich und träfen immer die Bürgerinnen und Bürger. Die Tarifverhandlungen werden am 14. bis 16. März 2025 in Potsdam fortgesetzt.
Luftverkehrsbranche sauer – 3.400 Flüge fallen wohl aus
Der Streik wird nach Angaben des Airport-Verbands ADV zum Ausfall von über 3.400 Flügen führen. "Rund 510.000 Passagiere können ihre geplante Reise nicht antreten. Deutschlands Luftverkehr wird am Montag weitestgehend stillgelegt", sagte ADV-Hauptgeschäftsführer Ralph Beisel am Freitag. Elf Standorte gleichzeitig zu bestreiken, habe eine neue Dimension. "Arbeitskampfmaßnahmen bedeuten ein Horrorszenario für die betroffenen Fluggäste und haben weitreichende Folgen für die individuelle Mobilität und die Wirtschaftsabläufe."
Der Hauptgeschäftsführer Joachim Lang vom Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) sagte am Freitag: "Hier wird ein kompletter Verkehrszweig flächendeckend stillgelegt und das, obwohl Flughäfen und Airlines, aber auch Gastronomie, Einzelhandel und Hotels keine Tarifpartner sind." Der Tarifkonflikt werde damit allein auf dem Rücken der Passagiere ausgetragen, noch bevor die nächste Verhandlungsrunde ansteht, so Lang. Das Streikrecht gehöre zur Tarifautonomie der demokratischen und sozialen Marktwirtschaft, dürfe aber kein Freibrief sein.
Forderung nach neuen Regeln zu kritischer Verkehrsinfrastruktur
Um in Deutschland Tarifautonomie und Mobilität aufrechterhalten zu können, seien künftig im öffentlichen Verkehrswesen, insbesondere bei kritischer Infrastruktur, neue Verfahrensregeln nötig, betonte Lang. "Bevor es zu einem streikbedingten Stillstand des Verkehrs kommt, sollte künftig im Bereich der kritischen Verkehrsinfrastruktur zumindest der Versuch einer Schlichtung erfolgen."
Mit Informationen von Reuters und AFP
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