Leere Halle am Flughafen München (Foto vom 10.03.)
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Warnstreiks: Tausende Flüge fallen aus – Was Reisende erwartet

Warnstreiks: Tausende Flüge fallen aus – Was Reisende erwartet

Die Gewerkschaft Verdi hat ihre Warnstreiks an 13 deutschen Flughäfen begonnen. Die Ausstände sollen 24 Stunden dauern. In München werden wohl 80 Prozent der Flüge ausfallen. Was Reisende wissen sollten - und welche Rechte sie haben.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3-Nachrichten am .

In Deutschland werden heute etwa 560.000 Menschen ihre Flugreise nicht wie geplant antreten können. Die Gewerkschaft Verdi hat zu 24 Stunden dauernden Warnstreiks an 13 deutschen Flughäfen aufgerufen, darunter auch München. Zu den Arbeitsniederlegungen sind die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes der Flughafenbetreiber, der Bodenverkehrsdienste und der Luftsicherheitsbereiche, aufgerufen.

Bereits am gestrigen Sonntag ging am Flughafen Hamburg fast nichts mehr. Dort gab es einen kurzfristig angekündigten Warnstreik.

Wo und wann wird gestreikt?

Der Streik hat in der Nacht auf Montag um 0.00 Uhr begonnen und soll um 23.59 Uhr enden – an folgenden Airports: Frankfurt, München, Berlin, Hamburg, Hannover, Bremen, Düsseldorf, Dortmund, Köln/Bonn, Leipzig/Halle und Stuttgart. Insgesamt fallen wegen der verschiedenen Ausstände an 13 Standorten voraussichtlich mehr als 3.500 Flüge aus. Die bayerischen Flughäfen Nürnberg und Memmingen sind nicht betroffen.

Außerdem ruft Verdi in einem anderen Tarifkonflikt zeitgleich auch das Luftsicherheitspersonal zum Warnstreik auf - das gilt zusätzlich an den Flughäfen Weeze bei Düsseldorf und Karlsruhe/Baden-Baden.

Wie groß sind die Auswirkungen auf den Münchner Flughafen?

Am Airport München können voraussichtlich nur rund 170 der ursprünglich geplanten 820 Starts und Landungen stattfinden, wie ein Flughafen-Sprecher der Deutschen Presse-Agentur sagte. Damit würden fast 80 Prozent der Flüge ausfallen. 

Am Morgen landete in München laut Flugplan jedoch bereits ein Flieger aus Abu Dhabi, weitere auch von deutschen Flughäfen sollten folgen, hieß es von einem Sprecher. In den Terminals sei es sehr ruhig, so der Sprecher weiter, es gebe keinen Andrang. "Es kommen nicht viele Passagiere zum Flughafen und sind von den Warnstreiks überrascht."

Für den Dienstag erwartet der Flughafen wieder den regulären Flugbetrieb. "Natürlich wird ein bisschen mehr los sein", sagte der Sprecher, denn einige Fluggäste, die am Montag nicht fliegen konnten, seien auf den Dienstag umgebucht. 

Worum geht es bei dem Tarifstreit?

Zur Halbzeit des heutigen Warnstreiks am Flughafen München ist bei der Gewerkschaft Verdi von einer "sehr hohen Streikbereitschaft" die Rede. Bereits vor der Kundgebung, die am Vormittag zwischen den beiden Terminals stattfand, hatten sich rund 300 Teilnehmende im Streiklokal "Airbräu Tenne" versammelt. Viele weitere Streikende seien aber auch gleich daheim geblieben, sagte ein Sprecher dem BR.

Die Bereitschaft zu Arbeitsniederlegungen steige immer weiter, weil die Arbeitgeberseite im Tarifkonflikt "total uneinsichtig" sei. Man wolle ein "vernünftiges Angebot", so der Sprecher, "erst dann hören wir auf mit dem Streiken".

Verdi fordert unter anderem acht Prozent, mindestens aber 350 Euro mehr im Monat und drei zusätzliche freie Tage, für Mitglieder einer Gewerkschaft vier Tage. Außerdem müssten die Arbeitsbedingungen an den Flughäfen dringend verbessert werden, sagte Manuela Dietz von Verdi Bayern.

Die Luftverkehrsbranche wirft Verdi Missbrauch des Streikrechts vor. Es würden sogenannte Warnstreiks als Tarnung für weitreichende Ausstände genutzt und Knotenpunkte der Volkswirtschaft gezielt lahmgelegt, sagt der Eurowings-Chef und Präsident des Branchenverbandes BDL, Jens Bischof. 

Ein konkretes Angebot haben die Arbeitgeber bisher allerdings nicht vorgelegt. Die Tarifverhandlungen werden am 14. bis 16. März 2025 in Potsdam fortgesetzt.

Wie erfahre ich, ob mein Flug betroffen ist?

Die Flughäfen und Airlines informieren auf ihren Websites über den Status aller Flüge. Bereits am Wochenende waren auf den Internetseiten der Flughäfen zahlreiche Abflüge für Montag als annulliert gekennzeichnet.

Welche Rechte habe ich, wenn mein Flug wegen des Warnstreiks ausfällt?

Bei streikbedingtem Flugausfall oder einer Verspätung von mehr als drei Stunden muss die Fluggesellschaft Reisenden eine alternative Beförderung zum Ziel anbieten. Oft werden sie automatisch auf einen anderen Flug umgebucht. Oder die Airline bietet an, das Flugticket in eine Bahnfahrkarte umzuwandeln. Das passiert vor allem bei gestrichenen Flügen innerhalb Deutschlands. Hängen Passagiere streikbedingt länger am Flughafen fest, müssen Fluggesellschaften Betreuungsleistungen erbringen, etwa in Form von Gastronomie-Gutscheinen für Getränke und Snacks vor Ort.

Bekomme ich auch Geld zurück?

Die EU-Fluggastrechte-Verordnung [externer Link] sieht bei Verspätungen ab drei Stunden am Zielort sowie kurzfristigen Flugabsagen unter gewissen Voraussetzungen Ausgleichszahlungen von 250 bis 600 Euro pro Passagier vor. 

Ob Passagiere diese Gelder bei Flugproblemen infolge eines Warnstreiks einfordern können, hängt vereinfacht gesagt davon ab, wer konkret streikt. Befinden sich – wie heute – Teile des Flughafenpersonals in einem Warnstreik, sind die Aussichten auf Entschädigungen eher schlecht. Anders kann der Fall liegen, wenn Mitarbeitende einer Airline streiken. Der Anspruch auf Ersatzbeförderung besteht in jedem Fall und unabhängig davon, ob Passagieren auch eine Entschädigungszahlung zusteht.

Mit Informationen von dpa

Im Video: Welche Rechte haben Flugreisende, wenn sie stranden?

Anzeigetafel am Flughafen, die ausgefallene Verbindungen anzeigt
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Anzeigetafel am Flughafen, die ausgefallene Verbindungen anzeigt

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