Holzsteinchen mit Prozent-Zeichen (Symbolbild)
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Prognose: Wie sich die Zinsen nächstes Jahr entwickeln

Prognose: Wie sich die Zinsen nächstes Jahr entwickeln

Von null auf 4,5 Prozent – so schnell wie in den vergangenen eineinhalb Jahren sind die Leitzinsen in Europa wohl noch nie gestiegen. Und jetzt könnte schon bald wieder die erste Zinssenkung erfolgen. Was das für Sparer und Hausbauer bedeutet.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Was schon die Erwartung von niedrigeren Zinsen bewirken kann, lässt sich gut an der Börse ablesen. Dort ist zum Beispiel der DAX gerade auf ein Rekordniveau gestiegen. Umgekehrt konnte man bei den Immobilien zuletzt feststellen, wie schädlich höhere Zinsen sein können. So gesehen ist es eine gute Nachricht, dass 2024 tatsächlich die Zinsen aller Voraussicht nach sinken werden. Für Sparer könnte es allerdings heißen, dass die fetten "Jahre" bei der Geldanlage schon bald wieder vorbei sind.

Ungeduldiges Warten auf Zinssenkungen von Fed und EZB

Die Märkte haben Zinssenkungen nicht nur in den USA, sondern auch in Europa vorweggenommen und in die aktuellen Kurse schon eingepreist. Für die Marktteilnehmer geht es auch bei der Europäischen Zentralbank nur noch darum, ob EZB-Präsidentin Christine Lagarde – vielleicht im April –zum Frühjahr oder nicht doch erst im Sommer oder gar Herbst ihre Geldpolitik lockern wird. Angesichts der niedrigeren Inflation im ganzen Euroraum hat die EZB eine längere Zinspause eingelegt.

Zinsen für Verbraucher und Hausbauer schon gesunken

Bereits in dieser Pause haben sich Immobilienkredite zumindest etwas verbilligt. So berichten die Experten von Dr. Klein, dass die Preise für Baufinanzierungen bereits im November deutlich gesunken sind. Günstige Darlehenszinsen lagen demnach zwischen 3,69 Prozent und 4,23 Prozent – je nach Laufzeiten.

Ein weiterer Punkt ist in diesem Zusammenhang, dass viele jetzt auf die niedrigeren Zinsen warten und erst einmal nichts unternehmen. Wenn Kredite dann billiger sind, verbessern sich damit auch die Bedingungen für Investitionen. Aktuell sind die Finanzierungsbedingungen eher ungünstig, was vor allem die Bauwirtschaft lähmt. Wenn diese Wachstumsbremse gelockert wird, dürfte sich auch die deutsche Wirtschaft insgesamt wieder schneller erholen, und ihre Schwächephase überwinden.

Bröckelnde Sparzinsen, aber noch stärker fallende Inflationsrate

Für Sparer sind die Prognosen dagegen vorerst noch einigermaßen stabil: Ende 2023 und in den ersten beiden Quartalen 2024 seien 4,0 Prozent Verzinsung beim Festgeld noch möglich, was aber auch schon stark von einer längeren Laufzeit abhängig sei. Bei "Tagesgeldvergleich.net" heißt es aber, dass für zweijähriges Festgeld im Schnitt nur noch 3,23 Prozent geboten würden. Bei kürzeren Anlagen für drei Monate seien die Sparzinsen schon von 3,1 Prozent auf 2,9 Prozent zurückgegangen.

Die Sparer sind aber immer noch in der selten günstigen Ausnahmesituation, dass ihre Zinsen für Geldanlagen aktuell höher sind, als es die Inflationsrate zuletzt war (diese gab die EZB für November nur noch mit 2,4 Prozent an). Neben den hohen Zinsen spricht auch die niedrige Inflation dafür, dass die Wirtschaft im Moment etwas gelähmt ist, vor allem in Deutschland.

Niedrigere Zinsen für Deutschland besonders wichtig

Das schwache Wachstum und die drohende Rezession in Deutschland, dem größten Euroland mit seinen ungelösten Haushaltsproblemen durch die Schuldenbremse, das alles könnte die Europäische Zentralbank nachdenklich gemacht haben. Die Inflation ging zuletzt deutlich zurück und könnte mittelfristig, also binnen zwei Jahren, den EZB-Zielwert von zwei Prozent erreichen. Das gibt der Notenbank neuen Handlungsspielraum.

Wenn der aktuell wichtigste Leitzins zu lange auf seinem derzeit hohen Niveau von 4,5 Prozent bleibt, droht die Konjunktur zu kippen. Erwünscht ist aber vielmehr eine sogenannte sanfte Landung, bei der es nur zu einem leichten Abschwung kommt – ohne tiefgreifende Einschnitte. Was läge also näher, als 2024 die Leitzinsen zu senken, und zwar gleich mehrfach.

Deutsche Bank erwartet rasche Folge von Zinssenkungen

Vor diesem Hintergrund glauben die meisten Analysten, dass sich für die EZB ein Handlungsdruck aufbaut zu einer raschen Lockerung ihrer Geldpolitik. Am weitesten gehen dabei die Experten der Deutschen Bank: Die Notenbank werde die Zinsen für den Euro nicht wie bisher erwartet erst im Juni zum zweiten Halbjahr senken, sondern schon im April gleich zu Beginn des zweiten Quartals.

In einer ersten Prognose war die Deutsche Bank noch davon ausgegangen, dass die EZB mit ihrem ersten Schritt noch bis September warten würde. Die Analysten der Diba hielten das ebenfalls für wahrscheinlich. Doch auch im Herbst 2024 wären immer noch mehrere Zinssenkungen möglich.

"Früher, schneller, weiter, deutlicher" könnten Zinssenkungen ausfallen

Es gebe sogar eine "signifikante Chance", dass es schon im März zum ersten Mal passiert, heißt es nun bei der Deutschen Bank, wobei es sich natürlich um eine Fehleinschätzung handeln könnte. Ist es nicht zu früh, jetzt schon einen "Zins-Crash" auszurufen, etwa für Renditen von Zinspapieren wie Staatsanleihen?

Ende 2024 könnte der Notenbankzins demzufolge schon 1,5 Prozent unter dem Niveau von heute liegen, der wichtigste Leitzins würde dann nur noch 3,0 Prozent betragen, heißt es bei der Deutschen Bank. Die Diba hält dagegen drei kleinere Zinssenkungen um 0,75 Prozentpunkte für möglich, was einem Leitzins von 3,75 Prozent zum Ende des nächsten Jahres entsprechen würde. Zeit und Umfang der neuen Abwärts-Wende sind also bei den Experten umstritten.

Starke Auswirkungen auf Vermögenswerte wie Aktien und Immobilien

Nicht nur Börsenkurse lassen sich von höheren Zinsen beflügeln – bei Aktien wie bei Anleihen. Für die meisten Anleger in Deutschland zählt ohnehin mehr der Immobilienbesitz. Die Preise für Wohnungen sind wegen des kurzfristigen Zinsanstiegs nur noch schwer zu finanzieren. Dasselbe gilt für viele Bauleistungen, die sich seit dem Ukraine-Krieg auch noch stark verteuerten, genauso wie zahlreiche Rohstoffe und Energie. So ist zu hoffen, dass die Bauwirtschaft mit den niedrigeren Zinsen ab Mitte nächsten Jahres aus dem aktuellen Tief herausfindet.

Ein weitgehender Stillstand im Wohnungsbau, wie er sich in diesem Winter abzeichnet, hat außerdem starke Auswirkungen auf Wirtschaftswachstum und Beschäftigung. So lässt sich am Bau vielleicht sogar am schnellsten die Konjunktur mit niedrigeren Zinsen wieder ankurbeln. Für Industrie und Exportunternehmen spielt dagegen vor allem die internationale Auftragslage eine Rolle.

Dieser Artikel ist erstmals am 09. Dezember 2023 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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