Fünf Gletscher gibt es in den bayerischen Alpen: Den Nördlichen und Südlichen Schneeferner auf dem Hochplateau der Zugspitze, den Höllentalferner, ebenfalls an der Zugspitze, den Watzmann-Gletscher und den Blaueis-Gletscher.
Verlierer im Klimawandel: Nur Reste der bayerischen Gletscher übrig
Alle diese Alpengletscher haben seit den 1980er-Jahren massiv an Eis verloren und schmelzen immer schneller. Vom Südlichen Schneeferner ist nur noch ein kleiner Rest übrig: Achtzig Prozent seines Eisvolumens hat er verloren. Man könnte ihn als den "biggest Loser" bezeichnen, so Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber bei der Vorstellung des 2. Gletscherberichts "Zukunft ohne Eis". Es sei abzusehen, dass Bayern schon 2030 womöglich keinen einzigen Gletscher mehr habe.
Insgesamt erstreckt sich die Gletscherfläche in Bayern nicht mal mehr über einen halben Quadratkilometer - weniger als die Theresienwiese in München. Vier Quadratkilometer waren es 1948, als die systematische Beobachtung und Vermessung der bayerischen Gletscher begann.
Eisverlust beschleunigt sich in jedem Jahrzehnt
Die Eisschmelze in den Alpen verläuft immer rasanter, wie die Glaziologen der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (BAdW) um Dr. Chrisoph Mayer festgestellt haben. Von Jahrzehnt zu Jahrzehnt erhöhe sich der spezifische Eisverlust des Beobachtungszeitraums, besonders extrem aber im vergangenen Jahrzehnt. Hauptursache dafür ist der Klimawandel, der insbesondere in den Bergregionen zu einem weit stärkeren Temperaturanstieg geführt hat.
Die Gletscher verdunsten
Dabei ist es nicht so sehr ein Mangel an Schneefall, der den Schneeferner und die anderen Gletscher auszehrt. In Bayern fällt durch das feuchte Klima genügend Niederschlag in den Bergen. Doch die stark erhöhten Temperaturen lassen die Alpengletscher förmlich verdunsten: Die Gletscher werden durch Ruß und andere Ablagerungen immer dunkler, nehmen dadurch mehr Sonnenenergie auf. Das erwärmt auch die Luft über dem Eis, die daher mehr Wasser aufnimmt und die Gletscher förmlich aufsaugt.
Alle dreißig Sekunden verlieren die Gletscher derzeit 250 Liter, so Glauber, das entspricht einem Würfel mit einer Kantenlänge von 63 Zentimetern.
Pufferwirkung der Gletscher geht alpinem Lebensraum verloren
Zwar spielen in Bayern die Gletscher keine so große Rolle für die Trinkwasserversorgung, doch sie haben eine Pufferwirkung in der Natur: Sie geben das Wasser genau dann ab, wenn es jahreszeitlich rar wird - im Sommer. Und sie kühlen und füllen die Gebirgsbäche und speisen somit einen wichtigen Lebensraum.
Weniger Gletscher übrig, als in zehn Jahren verschwindet
Diese Funktion könnten Bayerns Gletscher bald nicht mehr erfüllen, so der Gletscherforscher Mayer: Das "Peakwater" hätten sie vor kurzem überschritten. Damit bezeichnen Glaziologen den Moment, an dem die Menge an Schmelzwasser am größten ist. Das Schmelzwasser nimmt immer weiter zu, je wärmer es ist. Doch irgendwann ist schlicht nicht mehr so viel Eis übrig. Bei den bayerischen Gletschern sei nur noch die Hälfte dessen da, was in den vergangenen zehn Jahren verloren gegangen sei.
Dazu kommen erhöhte Naturgefahren wie etwa Gerölllawinen und Murenabgänge, denn auch der Permafrost in den Alpen, der Kitt, der das Gestein zusammenhält, geht stark zurück.
Die wahre K-Frage
Das Schwinden der Gletscher werde den ganzen alpinen Lebensraum, in dem 60 Prozent aller bei uns vorkommenden Tier- und Pflanzenarten beheimatet sein, verändern, so der bayerische Umweltminister Glauber. Der Schutz der Alpengletscher und des Klimas müsste höchste Priorität haben:
"Die wahre K-Frage ist die Klimafrage" Thorsten Glauber, bayerischer Umweltminister
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