Jugendlicher liegt auf dem Sofa und spielt seinem iPhone
Bildrechte: picture alliance / imageBROKER | Helmut Meyer zur Capellen
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Eine App soll sicherstellen, dass bei Jugendlichen mit Depressionen die Behandlung nach der Entlassung aus einer Klinik nicht abreißt.

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Chatbot soll Jugendlichen bei Depressionen helfen

Chatbot soll Jugendlichen bei Depressionen helfen

Wenn Jugendliche unter schweren Depressionen leiden, ist nicht selten ein Aufenthalt in einer Klinik nötig. Nach der Entlassung fehlt es aber oft an Angeboten, die Therapie ambulant fortzusetzen. Eine neue App soll helfen, diese Lücke zu schließen.

Von
Philip Artelt
Jan-Claudius Hanika

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

Wenn Jugendliche aus der Psychiatrie entlassen werden, tut sich bei der Nachsorge oft eine Lücke auf. Die jungen Patientinnen und Patienten sollten eigentlich regelmäßig weiter therapeutisch begleitet werden, aber es fehlt an Therapieplätzen. Genau da setzt die Handy-App iCAN (intelligente, Chatbot-assistierte ambulante Nachsorge) an. Sie wurde an der Universität Greifswald entwickelt, gerade wird sie an mehreren Krankenhäusern erprobt, etwa in Erlangen.

Die App fragt Stimmungen ab, etwa, ob die oder der Jugendliche der Aussage zustimmt: "Ich denke oft negativ." Je nach Antwort schlägt iCAN dann Aktivitäten vor, zum Beispiel Freunde treffen, kochen, mit Mama und Papa kuscheln oder lange Spaziergänge im Grünen. Kurze Videos erklären, wie das Verhalten die eigene Stimmung beeinflusst und, dass positive Aktivitäten die Stimmung verbessern.

Kleine Gespräche mit Chatbot Quinn

Außerdem gibt es noch den Chatbot Quinn: Auf dem Smartphone-Bildschirm hat er ein rundes Gesicht, eine kleine Antenne und ein Mikrofon. Immer wieder meldet er sich aktiv auf dem Handy, auch dann, wenn der jugendliche Patient gerade gar nicht in der App ist. Quinn erinnert an Aufgaben und fragt, wie es dem Gegenüber geht. Daraus entwickeln sich kleine Gespräche. Quinn fragt beispielsweise: "Wie fühlst Du Dich jetzt gerade?" Wenn der Patient anklickt, er fühle sich fröhlich, kann es sein, dass Quinn antwortet: "Mir ist aufgefallen, dass fröhliche Menschen anders gehen. Irgendwie schwungvoller, als hätten sie kleine Sprungfedern unter den Füßen."

Philipp Spitzer, Oberarzt am psychiatrischen Klinikum der Universität Erlangen, war von der App sofort begeistert: "Das ist genau das, was viele dieser jungen Menschen brauchen. Oft machen wir die Erfahrung, dass wir stationär eine tolle Therapie anbieten, dann entlassen wir sie - und dann passiert nichts."

Spitzer betont den spielerischen Aspekt der App und wie wichtig Bindungen für Menschen sind. Aber eine Bindung an einen psychologischen Chatbot? Der Beziehungsaspekt sei genau das, was vielen Online-Gesundheitsanwendungen fehle, sagt der Psychiater. Bei diesen würden Übungen durchgearbeitet. Quinn bringe den Beziehungsaspekt hinein. "Auf einmal ist da etwas, was mich anfeuert, was mir Mut macht", sagt Spitzer.

App ist kein Ersatz für echte Therapeuten

Eines ist allen Beteiligten jedoch klar: Das Gespräch mit echten Psychotherapeuten ersetzt der Chatbot nicht. Einmal pro Woche sprechen die Patientinnen und Patienten deshalb mit einem echten Therapeuten, ebenfalls in der App. Die Therapeuten können dann auch wieder Einfluss darauf nehmen, wie sich die App verhält, welche Übungen und Strategien sie über die Woche vorschlägt.

Quinn hat nur ein begrenztes Repertoire an Antwortmöglichkeiten. Auf eine "allmächtige" künstliche Intelligenz (KI) haben die Macher der App bewusst verzichtet. Die KI soll in der App nämlich kein Eigenleben entwickeln. Aber auch die depressiven Patienten sollen nicht unkontrolliert drauflosschreiben, denn dies könnte gefährlich werden. Spitzer ist jedoch überzeugt, dass KI eine wichtige Rolle in der Therapie spielen wird: "Es gibt schon jetzt Studien, dass eine KI deutlich empathischer sein kann als ein erfahrener Psychiater. KI kann auch unterstützend hilfreich sein, wenn man lernt, mit den Gefahren umzugehen."

Wie erfolgreich der Chatbot Quinn ist, wird sich in ein paar Monaten zeigen, wenn die ersten Probanden aus der Behandlung entlassen wurden und ihre Daten ausgewertet werden. Selbst herunterladen kann man die iCAN-App übrigens nicht. Sie ist ein echtes Medizinprodukt und unterliegt daher ähnlich strengen Datenschutzregeln wie andere Software von Apotheken und Ärzten.

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