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Die Debatte über Fleischersatzprodukte polarisiert: Für die einen sind sie ein absolutes No-Go, andere greifen gerne darauf zurück, weil sie in ihrer Ernährung auf tierische Produkte verzichten. Jüngst geriet das Thema wieder in den Fokus, als es um das mögliche Verbot von Bezeichnungen wie "Veggie Schnitzel" oder "Plant Based Burger" ging.
Warum brauchen Fleischersatzprodukte viele Zusatzstoffe?
In der BR24-Kommentarspalte erwähnten User in diesem Zusammenhang, dass Fleischersatzprodukte viele Zusatzstoffe enthielten. So kommentierte etwa "Lars_Tragl": "Egal wie das Zeug heißt, um ein Fleischimitat herzustellen, wird ein Chemiebaukasten benötigt." Und "Tom_W" schrieb: " (...) Vor allem die veganen Produkte sind hoch verarbeitet und voller Zusatzstoffe, Farbstoffe und Aromen – wenn man die Zutatenliste liest, wird es einem schlecht."
"Damit ein veganes Schnitzel ähnlich saftig oder ein pflanzlicher Burger ähnlich bissfest wird wie das Original, braucht es Zusatzstoffe, die für die richtige Bindung, Textur und Stabilität sorgen", sagt Daniela Krehl, stellvertretende Leiterin des Referats Lebensmittel und Ernährung bei der Verbraucherzentrale Bayern. Aromen und Farbstoffe würden eingesetzt, um Geschmack und Aussehen an Fleisch anzugleichen. Außerdem dienten viele Zusatzstoffe der Haltbarkeit – sie sorgen dafür, dass Produkte beim Transport und in der Kühlung stabil bleiben.
Fleischersatzprodukte seien hoch verarbeitete Lebensmittel, erklärt auch Malte Rubach, Ernährungsexperte vom bayerischen Landwirtschaftsministerium. So sei zwar zum Beispiel das isolierte Eiweiß aus einer Hülsenfrucht die Basis für einen veganen Burger, man brauche aber für das Patty zusätzlich noch Fett, Stärke und Bindemittel. Um dann den Geschmack und die Textur des Fleischprodukts nachzuahmen, kämen weitere Zusatzstoffe hinzu.
"Die Menschen sind einfach einen gewissen Geschmack und eine bestimmte Textur gewöhnt", meint Koch Johannes Schulz-Mothes vom Sternerestaurant "Bonvivant Cocktail Bistro" in Berlin, das abends rein vegane Speisen anbietet. "Um dem nahezukommen, verwenden die Unternehmen eben Zusatzstoffe."
User: Zusatzstoffe gibt es doch auch in Fleisch- und Wurstwaren
Doch andere BR24-User wiesen auch darauf hin, dass Fleischprodukte ebenfalls viele Zusatz- oder Inhaltsstoffe beinhalten würden. "wahrefranke" schrieb beispielsweise: "Ich möchte nicht wissen, wie viel Chemie in einem Schnitzel vom Mastschwein steckt."
Bei der Anzahl der Zusatzstoffe gibt es große Unterschiede - sowohl bei Fleischprodukten, als auch bei Ersatzprodukten, erklärt Ernährungsexperte Rubach. "Ein natürlich gewachsenes Stück Fleisch oder Hackfleisch vom Metzger kommt nahezu ohne Zusatzstoffe aus, bei Würsten von der SB-Theke ist das anders."
Während manche pflanzlichen Produkte viele Zutaten enthielten, achteten andere Hersteller von Fleischalternativen bewusst auf kürzere Zutatenlisten. Das habe oft zur Folge, dass die Produkte von Geschmack und Konsistenz weiter weg vom Ausgangsprodukt, also etwa einem klassischen Schnitzel, seien, erklärt Schulz-Mothes, der auch Mitglied beim Verband Deutscher Köche ist.
Zusatzstoffe gebe es auf beiden Seiten, bestätigt Krehl von der Verbraucherzentrale. "Fleisch- und Wurstprodukte enthalten zum Beispiel Konservierungsstoffe, Pökelsalze oder Farbstabilisatoren."
Länge der Zutatenliste und Nährwerttabelle beachten
Wer möglichst wenig Zusatzstoffe konsumieren möchte, könnte bei Bio-Produkten fündig werden. "Der Einsatz von Zusatzstoffen ist in der EU-Öko-Verordnung streng reglementiert", so Krehl von der Verbraucherzentrale. "Künstliche Farb- und Aromastoffe, Geschmacksverstärker oder synthetische Süßstoffe sind im Bio-Bereich grundsätzlich verboten."
Auch wenn die Liste der Zusatzstoffe lang sein könne, gesundheitsgefährdend sei keiner der Stoffe. "Die in Deutschland im Lebensmittelbereich verwendeten Zusatzstoffe und Zutaten haben alle eine gesundheitliche Zulassung", erklärt Rubach.
Trotzdem sollte man auch bei Fleischersatzprodukten einen Blick auf die Zutatenliste und Nährwerttabelle werfen, so Antje Gahl, Ernährungswissenschaftlerin von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. Problematisch sei oft der Salzgehalt: "Wenn der über ein Gramm pro 100 Gramm liegt, ist das schon ein Zeichen dafür, dass das Produkt sehr salzhaltig ist."
Ausgewogene Ernährung empfehlenswert
Laut Koch Schulz-Mothes ist es nicht so schlimm, wenn man ab und zu mal ein Produkt isst, welches etwa einen höheren Salzgehalt oder viele Zusatzstoffe aufweist, wenn man ansonsten etwa viel Gemüse zu sich nimmt und nicht so oft hoch verarbeitete Lebensmittel konsumiert. Schulz-Mothes würde im Zweifel immer dazu raten, im Handel das Produkt mit der kürzeren Zutatenliste zu wählen. Das gelte auch für nicht vegane Lebensmittel.
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