Aufgezogene Spritzen mit Impfstoff gegen Covid-19 liegen in einem temporären mobilen Impfzentrum in einer Schale.
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Ein Mann hat sich mehr als 200 Mal impfen lassen, Forscher aus Erlangen haben ihn untersucht.

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Ein Mann, mehr als 200 Covid-Impfungen: Erklärungsversuche

Ein Mann, mehr als 200 Covid-Impfungen: Erklärungsversuche

Ein Mann lässt sich mehr als 200 Mal gegen Covid-19 impfen und gerät damit nicht nur ins Visier der Staatsanwaltschaft, sondern auch der Wissenschaft. Die Ergebnisse sind verblüffend, beantworten aber nicht alle Fragen in dem ungewöhnlichen Fall.

Ein Mann aus Sachsen lässt sich laut eigenen Angaben mehr als 200 Mal gegen das Coronavirus impfen und wird damit zu einem interessanten Test-Objekt für die Wissenschaft. Nachdem Wissenschaftler aus Erlangen eine Studie mit dem Impfling durchgeführt und veröffentlicht haben, wirft der Fall Fragen auf.

Allem voran: Warum lässt sich jemand so oft impfen? Auf diese wohl drängendste Frage gibt es zum jetzigen Zeitpunkt keine Antwort. Die Uniklinik Erlangen schweigt zu den Beweggründen des Patienten. In Zeitungsberichten, durch die die Forschenden erst auf ihren Probanden aufmerksam geworden waren, hieß es damals, die Staatsanwaltschaft Magdeburg habe ihn wegen Betrugsverdachts ins Visier genommen. Es bestand der Verdacht, der Mann handele mit Impfausweisen. Zahlreiche Impfbestätigungen habe man bei ihm gefunden, sowohl blanko als auch mit verschiedenen Namen versehen. Anklage wurde jedoch nicht erhoben.

Offiziell bestätigt hat das Uniklinikum Erlangen 134 Impfungen gegen das Coronavirus, die dem Mann verabreicht wurden. 130 davon habe die Staatsanwaltschaft Magdeburg verifiziert, vier weitere hätten die Forscher durch weitere Impfnachweise zweifelsfrei belegen können, heißt es auf Nachfrage.

Marathon durch die Impfzentren – kein digitales Impfregister

Doch wie kam der Impf-Fan eigentlich an die zahlreichen Dosen? Es heißt, der Mann habe sich zum Teil mehrfach am Tag impfen lassen, bevorzugt in Impfzentren, "aber auch bei niedergelassenen Ärzten mit immer neuen Impfbüchern", sagt Dr. Kilian Schober vom Mikrobiologischen Institut der Uniklinik Erlangen.

"Das kann dann auch keiner überprüfen", sagt Dr. Bastian Jedlitschka, der eine Hausarztpraxis in Neunkirchen am Sand im Landkreis Nürnberger Land betreibt und selbst regelmäßig gegen Corona impft. "Hätten wir in Deutschland ein zentrales und digitales Impfregister, wäre das sicherlich aufgefallen", glaubt der Allgemeinmediziner. Es gebe keine offizielle Datenerhebung, wer wogegen und wie oft geimpft ist.

Von Massenimpfungen rät der Arzt dringend ab. Dass der Mann aus Sachsen offenbar keinen Schaden von seinem Impf-Marathon davongetragen hat, sei von dessen individueller Veranlagung abhängig. Anderen Menschen hätte die Aktion vielleicht schaden können. "Jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Impfungen. Zudem ist das Immunsystem unfassbar komplex. Keiner kann sagen, wie jemand auf so viele Impfungen reagiert", erklärt Jedlitschka. Seinen Patientinnen und Patienten rät er dazu, sich an die allgemeinen Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (Stiko) zu halten.

Warum die Krankenkasse nicht reagierte

Auf Nachfrage von BR24, wie der Mann sich so viele Impfungen erschleichen konnte, heißt es von der Barmer Krankenversicherung: "Impfungen werden in der Regel im Impfpass dokumentiert. Das regelt § 22 IfSG – Impfdokumentation: (1) Die zur Durchführung von Schutzimpfungen berechtigte Person hat jede Schutzimpfung unverzüglich in einem Impfausweis oder, falls der Impfausweis nicht vorgelegt wird, in einer Impfbescheinigung zu dokumentieren (Impfdokumentation)." So war das Sammeln zahlreicher Impfnachweise für den Probanden möglich.

Dazu ergänzend sagt Stefani Meyer-Maricevic, Landessprecherin der Barmer Krankenversicherung: "In der Anfangszeit der Corona-Impfung waren die Krankenkassen nicht Kostenträger. Somit lagen keine Erkenntnisse vor, wie viele Impfungen unsere Versicherten in Anspruch genommen haben." Seitdem die Krankenkassen Kostenträger sind (08. April 2023), lägen aufgrund der Abrechnungssystematik Abrechnungsdaten vor, allerdings erst mindestens sechs Monate nach der tatsächlichen Leistungsinanspruchnahme. "Ärztinnen und Ärzte haben grundsätzlich zum Zeitpunkt der Impfung die Möglichkeit, den Impfstatus mit dem Patienten zu besprechen. Im vorliegenden Fall hat der Patient wohl bewusst falsche Angaben zu seinem Impfstatus in Impfzentren und bei niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten gemacht", sagt die Barmer-Landessprecherin.

Ob ein zentrales und digitales Impfregister die Lösung sei, berichtet Meyer-Maricevic weiter, werde seit der Corona-Pandemie politisch diskutiert. "Befürworter eines Impfregisters betonen die Notwendigkeit von exakten Zahlen. Gegner fürchten Probleme mit dem Datenschutz."

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