In der Eifel haben heftige Regenfälle und Dauerregen für Überschwemmungen und Überflutungen gesorgt. Im Ahrtal trat der Fluss vielerorts über die Ufer und überschwemmte nicht nur Keller sondern ganze Ortschaften. Im Bild eine Ortschaft an der Straße zwischen Dernau und Walporzheim.
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Überschwemmungen wie 2021 im Ahrtal sind laut der Klimarisikobewertung der Europäischen Umweltagentur eine wachsende Gefahr in Europa.

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EU-Umweltagentur: Europa muss mehr gegen Klimarisiken tun

EU-Umweltagentur: Europa muss mehr gegen Klimarisiken tun

Welche Risiken drohen Europa durch den Klimawandel? Dazu stellt die Europäische Umweltagentur heute einen Bericht vor. Bei vielen Risiken bestehe Bedarf, sofort zu handeln. In Bayern geht besonders vom Wasser ein steigendes Klimarisiko aus.

Über dieses Thema berichtet: IQ - Wissenschaft und Forschung am .

Extreme Wetterereignisse wie Hitze, Dürre und Starkregen werden sich in Europa verschlimmern und die Lebensbedingungen auf dem gesamten Kontinent beeinträchtigen, etwa durch Waldbrände und Überschwemmungen. Zu diesem Ergebnis kommen selbst die optimistischsten Szenarien der Erderwärmung, meldet die Europäische Umweltagentur (EUA). Sie veröffentlichte heute erstmals ihre europäische Klimarisikobewertung (European Climate Risk Assessment, EUCRA).

Der Bericht soll Politik und Wirtschaft helfen, Maßnahmen zu ergreifen, um sich an den Klimawandel anzupassen. Die bisher ergriffenen würden nicht mit den sich rasant verschärfenden Risiken Schritt halten. Viele Maßnahmen nähmen zudem viel Zeit in Anspruch. Daher sei es bei manchen Klimarisiken schon jetzt notwendig, sofort zu handeln, obwohl noch kein kritisches Niveau erreicht sei.

Kombinierte Klimarisiken

In manchen Regionen Europas kommen mehrere Klimarisiken zusammen. Südeuropa ist besonders gefährdet durch Waldbrände sowie Hitze und Wasserknappheit. Hans-Martin Füssel von der Europäischen Umweltagentur (EEA) ist Mitautor des Berichts. Er betont: "Südeuropa ist schon ein Hotspot für verschiedene Klimarisiken, wo also nicht nur eines heraussticht, sondern verschiedene besonders betroffen sind." Sie beeinträchtigen die landwirtschaftliche Produktion und die Gesundheit und erschweren die Arbeit im Freien. Überschwemmungen, Erosion und das Eindringen von Salzwasser bedrohen tief gelegene Küstenregionen Europas. Gerade dort liegen viele dicht besiedelte Städte.

Die Daten für die EUCRA-Bewertung stammen unter anderem aus den aktuellen Berichten des sogenannten Weltklimarates (IPCC), des EU-Erdbeobachtungsprogramms Copernicus, der Gemeinsamen Forschungsstelle (Joint Research Centre, JRC) der Europäischen Kommission und von weiteren Forschungsprojekten der EU und ihrer Mitgliedsländer.

Fünf Gruppen von Klimarisiken in Europa

Der Bericht hat 36 Hauptklimarisiken für Europa ermittelt und in fünf großen Gruppen zusammengefasst: Ökosysteme, Nahrungsmittel, Gesundheit, Infrastruktur sowie Wirtschaft und Finanzen. Mehr als die Hälfte dieser Risiken erfordere sofortiges Handeln, lautet die Bewertung. Bei acht davon bestehe hohe Dringlichkeit. "Es ist leider so, dass man nicht sagen kann: Wir konzentrieren uns jetzt mal auf Landwirtschaft, Gesundheitswesen, vernachlässigen, dass die Infrastruktur, die wir heute bauen, auch in 50 oder vielleicht sogar in 80 oder 100 Jahren noch steht und einem veränderten Klima standhalten muss", sagt Hans-Martin Füssel. Es sei eine Querschnittsaufgabe. Laut dem EEA-Bericht ist es vor allem wichtig, Ökosysteme zu erhalten, Menschen vor Hitze zu bewahren, sie vor Überschwemmungen und Waldbränden zu schützen und gegenseitige Hilfe, wie den Solidaritätsfonds der Europäischen Union, zu stärken.

Risiken wegen zu viel und zu wenig Wasser

Die Risiken in der Gruppe der Ökosysteme erfordern laut der Bewertung fast alle dringende oder intensivere Maßnahmen. Besonders schwerwiegend werden die Risiken für die Meeres- und Küstenökosysteme eingestuft. Die seien durch den fortschreitenden Anstieg des Meeresspiegels erheblichen Gefahren ausgesetzt, sagt Hans-Martin Füssel: "Und der lässt sich leider auch nicht so schnell vermindern oder entschleunigen."

Bei der Produktion von Nahrungsmitteln sind wegen Hitze und Dürre in Südeuropa laut des EUCRA-Berichts die Risiken für den Pflanzenanbau und die Trinkwasserversorgung bereits auf einem kritisch hohen Niveau. Aber auch die Länder Mitteleuropas seien gefährdet. Eine Lösung wäre, die Ernährung teilweise von Fleisch und Milchprodukten zu nachhaltig angebauten pflanzlichen Eiweißen, zum Beispiel Hülsenfrüchten, umzustellen. Das würde den Wasserverbrauch in der Landwirtschaft und die Abhängigkeit von importierten Futtermitteln verringern.

Die deutlichsten Folgen der Erderwärmung in Bayern

Harald Kunstmann, der am "Campus Alpin" des Karlsruher Instituts für Technologie in Garmisch-Partenkirchen forscht, warnt vor den Folgen der Klimakrise in Bayern. Die Temperaturen werden voraussichtlich bis zur Mitte des Jahrhunderts stark steigen - Veränderungen, die auch den Wasserhaushalt wesentlich beeinflussen werden. Hier rückt eine Doppelbelastung ins Zentrum der Aufmerksamkeit: "Das bedeutet, dass wir einerseits mehr Starkregenniederschläge bekommen werden. Andererseits werden wir längere Trockenphasen bekommen und auch häufigere Trockenphasen", sagt Harald Kunstmann. Insgesamt sei das eine große Belastung, insbesondere für die Ökosysteme, aber auch für die Land-, Forst- und Energiewirtschaft. Letztere zum Beispiel benötige Wasser für Kühlung und Produktionsprozesse.

In den letzten Jahrzehnten sei der Fokus im Wassermanagement und -schutz jedoch vor allem auf der Bewältigung von Hochwasserrisiken gelegen, merkt Harald Kunstmann an. Das müsse sich nun ändern: "Hier müssen also Maßnahmen getroffen werden, sodass wir weit mehr Wasser als bisher wieder in den Boden hineinbekommen, damit unser Grundwasser besser angereichert wird." Denn dieses Grundwasser steht später wieder zur Verfügung, beispielsweise für Bewässerungszwecke oder als Trinkwasser.

Gefahren für Infrastruktur, Wirtschaft und Gesundheit

Hitze bedroht nicht nur die Landwirtschaft, sondern auch die menschliche Gesundheit, ganz besonders bei denen, die im Freien arbeiten müssen oder ein hohes Lebensalter erreicht haben. Gefährdet ist auch, wer in einer Wohnung und/oder einer städtischen Gegend lebt, die sich stark aufheizt, und nicht für ausreichend Kühlung sorgen kann.

Wenn sich extreme Wetterereignisse häufen, steigen die Risiken für die Infrastruktur in Europa wie die Energie- und Wasserversorgung oder den Verkehr. Hochwasserrisiken an den europäischen Küsten wurden aus Sicht des EUCRA-Berichts zwar bisher relativ gut bewältigt, doch steigende Meeresspiegel und Veränderungen der Sturmmuster könnten verheerende Auswirkungen auf Menschen, Infrastruktur und Wirtschaft haben. In Südeuropa kommen wegen Hitze und Dürren erhebliche Risiken auf die Energieversorgung zu.

Auch das europäische Wirtschafts- und Finanzsystem steht vor zahlreichen Klimarisiken. Klimaextreme können beispielsweise dazu führen, dass die Prämien für Versicherungen teurer werden und Hypotheken gefährdet sind. Für die europäischen Staaten kann das höhere Ausgaben und höhere Kreditkosten bedeuten.

Mehr Zusammenarbeit, um Klimarisiken zu verringern

Der Klimarisikobericht bescheinigt der EU und ihren Mitgliedstaaten zwar beträchtliche Fortschritte bei der Vorbereitung auf diese Risiken. Deren Niveau steige allerdings rapide. Angesichts dessen würden diese Maßnahmen zu langsam umgesetzt. Man könne sich nicht mehr damit begnügen, nur kleine Anpassungen hier und da zu machen, sagt Hans-Martin Füssel von der Europäischen Umweltagentur (EEA): "Wir müssen uns ernsthaft überlegen: Wie bauen wir Häuser? Wo leben wir? Wie gestalten wir Städte? Wo und wie leben wir in Flusstälern und in Küstenregionen. Denn das sind die Bereiche, wo sich noch sehr viel verändert gegenüber dem, was wir gewohnt sind."

Bei den meisten im EUCRA-Bericht genannten großen Klimarisiken stehen die Europäische Union und ihre Mitgliedstaaten gemeinsam in der Verantwortung. Sie sollten daher zusammenarbeiten und auch die regionale und lokale Ebene einbeziehen, um die Klimarisiken in Europa anzugehen und zu verringern.

Im Video: Klimarisiko-Bericht: "Europa ist nicht vorbereitet"

Europa ist nicht vorbereitet auf den Klimawandel warnt die EU-Umweltagentur. Extremwetter-Lagen werden in den kommenden Jahren zunehmen. Die Temperaturen in Europa steigen gerade doppelt so schnell wie im globalen Durschnitt.
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Europa ist nicht vorbereitet auf den Klimawandel warnt die EU-Umweltagentur. Extremwetter-Lagen werden in den kommenden Jahren zunehmen.

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