Eine Frau mit Maske zieht eine Spritze mit einem Corona-Impfstoff auf
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Der BA.1-Impfstoff gegen Covid-19 wurde auch an Menschen getestet

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#Faktenfuchs: BA.1-Impfstoff wurde nicht nur an Mäusen getestet

#Faktenfuchs: BA.1-Impfstoff wurde nicht nur an Mäusen getestet

In den USA hat ein Omikron-Impfstoff eine Notzulassung bekommen, für den es bisher nur Daten von #8Mäusen gibt. Das ist aber nicht der Impfstoff, der jetzt für Deutschland von der EMA zugelassen wurde. Für diesen gibt es auch Tests an Menschen.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Die EMA hat auch für Deutschland einen angepassten Corona-Impfstoff zugelassen. Diesen Zeitpunkt wählen Impfgegner und Protagonisten der "Querdenker"-Szene, um mit irreführenden Informationen Zweifel zu säen an dem an Omikron angepassten Impfstoff. Es verbreitet sich die Behauptung, der Impfstoff sei lediglich an acht Mäusen getestet worden. Das ist - für Deutschland und die EU - falsch. Dennoch trendete der Hashtag #8Mäuse, nachdem der in der "Querdenker"-Szene bekannte Finanzwissenschaftler Stefan Homburg entsprechende Tweets absetzte.

  • Alles Wissenswerte zur Zulassung des neuen Omikron-Impfstoffs in Deutschland lesen Sie hier.

So postete Homburg einen Screenshot, auf dem ein Tweet der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zu sehen ist: Es wird über die Menge der angekündigten Dosen des fortentwickelten Impfstoffs berichtet. Dazu schrieb Homburg: "Die Studiendaten umfassen übrigens 8 Mäuse…" Das ist falsch. Denn er bezieht sich auf einen anderen Impfstoff.

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In diesem Tweet wird ein falscher Zusammenhang hergestellt.

Der Hintergrund

In den USA hat die nationale Arzneimittelbehörde FDA tatsächlich gerade einem angepassten Impfstoff eine Notzulassung erteilt, für den die beiden Pharma-Unternehmen Moderna und Pfizer Daten aus einer Tierstudie vorlegten, basierend auf acht Mäusen (Stand 01.09.2022). Dieser Booster-Impfstoff ist allerdings ein anderer als der, um den es bei der erwarteten Zulassung in Deutschland geht. Er richtet sich gegen die Omikron-Subvarianten BA.4 und BA.5.

Die Vakzine, über die die EMA derzeit entscheidet, richten sich jedoch gegen den Subtyp BA.1 und wurden laut einem Bericht der Tagesschau an Hunderten Menschen getestet und mit Kontrollgruppen verglichen.

Zudem ist der Impfstoff nicht vollständig neu, die Hersteller konnten zurückgreifen auf die Erfahrungen mit den mRNA-Impfstoffen, die bisher schon zugelassen und verimpft wurden.

Bernd Salzberger, Infektiologe am Regensburger Universitätsklinikum, sagte dem BR, beim BA.1-Impfstoff gebe es Antikörpermessungen beim Menschen. Diese Antikörper seien in ihrer Neutralisationsfähigkeit gegen verschiedene Virusstämme untersucht worden.

Bei der Entscheidung für den angepassten BA.4/BA.5-Impfstoff setzten die Amerikaner auf etwas, was zu diesem Zeitpunkt schlechter getestet sei, sie verließen sich stärker auf die Analogie zur Grippeimpfung. Vermutlich gebe es weniger Daten. Welche Strategie die bessere sei, sei aber unklar.

Reinhold Förster vom Institut für Immunologie der Medizinischen Hochschule Hannover sagte im Gespräch mit dem BR, für eine Zulassung des BA.1-Impfstoffs seien die Daten, die der EMA präsentiert wurden, "soweit überzeugend", dass man mit einer Zulassung rechnen könne.

Für eine Zulassung des anderen Impfstoffes gegen die Omikron-Subvarianten BA.4 und BA.5 gebe es in Europa jedoch "noch viel zu wenig Daten". Diese stützten sich - soweit er informiert sei - auf präklinische Untersuchungen an Mäusen.

Experten diskutieren über das richtige Vorgehen

Das Vorgehen in den USA, nach Tests an acht Mäusen die Notzulassung zu erteilen, wird auch auf dem Nachrichten-Portal des renommierten Wissenschafts-Journals Science kritisch erörtert. Denn die Entscheidung erfährt auch in den USA einerseits Kritik, wird andererseits aber auch von Experten verteidigt. So auch vom Impfstoff-Experten Leif Erik Sander von der Berliner Charité, der in dem Science-Bericht zitiert wird.

Sander bringt darin zwei Argumente vor - eines, das sich direkt auf den Impfstoff bezieht, und ein ethisches. Die Veränderungen der mRNA für die Booster in den USA seien gering, sagt Sander. Und: So schnell wie möglich angepasste Impfungen bereitzustellen, sei eine Frage der Ethik. "Wir müssen den Menschen ermöglichen, sich vor einem Virus zu schützen, das wir nicht vollständig kontrollieren können", wird Sander in Science zitiert.

Auch Homburg verlinkt diesen Artikel in einem seiner Tweets - geht aber nicht darauf ein, dass es dabei um die USA und nicht um die Impfstoffe in Deutschland und Europa geht.

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Ein Artikel auch mit kritischen Stimmen wird in einen falschen Zusammenhang gebracht.

FAZIT

Der an die Omikron-Variante BA.1 angepasste Impfstoff, der bald in Deutschland zugelassen werden soll, ist an Menschen getestet. In den USA hat die nationale Arzneimittelbehörde FDA einem anderen angepassten Corona-Impfstoff eine Notzulassung erteilt, für den die beiden Pharma-Unternehmen Moderna und Pfizer Daten basierend auf acht Mäusen vorlegten. Das Vorgehen ist umstritten, wird von Experten aber auch verteidigt. Der Impfstoff für die USA richtet sich gegen die Varianten BA.4 und BA.5.

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Disclaimer: Am 02.09.2022 um 9.42 Uhr haben wir den Teaser des Textes präzisiert. Um 9.50 Uhr haben wir den ersten Satz des Artikels angepasst an die Entscheidung der EMA, den angepassten Impfstoff gegen BA.1 zuzulassen.