Ein Mensch trägt eine Einkaufstasche, die mit Obst und Gemüse gefüllt ist.
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Bio-Lebensmittel schonen die Umwelt, aber sind sie auch gesünder?

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#Faktenfuchs: Ist "Bio" auch gesünder?

#Faktenfuchs: Ist "Bio" auch gesünder?

Eine Fabrik in Bayern verarbeitet ab sofort Bio-Zuckerrüben. Super, dachten sich BR24-Nutzer, dann ist der Zucker bestimmt auch gesünder. Aber so einfach ist das nicht, zeigt der #Faktenfuchs.

Die Nachfrage nach Bio-Produkten steigt, deshalb werden bei einer Firma im nordschwäbischen Rain am Lech ab sofort Bio-Zuckerrüben verarbeitet. Bei Facebook hoffte BR24-Nutzer Anton, dass der Zucker dann auch gesünder sei. Nutzer Birger dagegen schrieb: "Bio und Zucker zusammen, das passt vorne und hinten nicht. Wann kommt das erste Bioinsulin, um Zuckerkranken zu helfen?" Der #Faktenfuchs geht der Frage nach, was "Bio" in Deutschland bedeutet und ob Bio automatisch "gesünder" ist?

Eine EU-Verordnung regelt, was "Bio" ist

Bei Lebensmitteln sind "Bio" und "Öko" in der Europäischen Union geschützte Begriffe. Die dazugehörige EU-Verordnung wird ständig aktualisiert. In ihr ist festgelegt, welche Lebensmittel mit einem dazugehörigen EU-Siegel gekennzeichnet werden dürfen. Seit dem 1. Juli 2012 tragen alle vorverpackten Biolebensmittel, die in einem EU-Mitgliedstaat hergestellt worden sind, das EU-Bio-Logo.

Die Basis der Verordnung ist eine ökologische und biologische Produktion und damit ein nachhaltiges Bewirtschaftungssystem für die Landwirtschaft. Bio-Landwirte setzen keinen Mineraldünger ein. Bio-Bauern düngen mit Mist, Gülle, Hornmehl, Knochenmehl und pflanzlichem Kompost. Gegen Unkraut, Pflanzenkrankheiten und Schädlinge verwenden sie keine chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmittel, sie setzen stattdessen auf abwechslungsreiche Fruchtfolgen und robuste Sorten. Allerdings wird auch im Bioanbau gespritzt: mit vielen verschiedenen sogenannten Pflanzenstärkungsmitteln. Und mit Kupfer gegen Pilzkrankheiten, was nicht unbedenklich ist.

Bei der Tierhaltung gibt es eine lange Liste von Vorschriften. Kälber oder Ferkel von konventionell wirtschaftenden Betrieben dürfen nicht von ökologisch wirtschaftenden Mast- oder Milchvieh- Betrieben zugekauft werden – ausgenommen zu Zuchtzwecken, wobei dann allerdings spezielle Vorschriften eingehalten werden müssen. Um ihre Erzeugnisse als Bio-Produkte vermarkten zu können, müssen die Landwirte ihre Tiere zu 100 Prozent mit Bio-Futter füttern und zwar mit Futter, das überwiegend aus dem eigenen Betrieb stammt. Die Tiere sollten, wann immer es möglich ist, Zugang zu Freigelände oder Weideflächen haben. Im Krankheitsfall dürfen nur unter strengen Bedingungen Antibiotika eingesetzt werden.

Staatliches Bio-Siegel: Bayern ist Spitzenreiter

Das deutsche staatliche Bio-Siegel gibt es seit 2001. Es kann auf freiwilliger Basis zusätzlich zum seit 2012 verpflichtenden EU-Bio-Logo genutzt werden. Das deutsche Bio-Siegel orientiert sich ebenfalls an den Mindeststandards der EU-Verordnung.

Laut dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft haben bis zum April 2019 in Deutschland insgesamt 5.277 Unternehmen fast 80.000 Produkte mit dem staatlichen Bio-Siegel kennzeichnen lassen. 19 Prozent aller Unternehmen, die das staatliche Siegel nutzen, kommen aus Bayern – damit ist der Freistaat Spitzenreiter in Deutschland.

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Das deutsche staatliche Bio-Siegel (links) kann auf freiwilliger Basis zusätzlich zum verpflichtenden EU-Bio-Logo (rechts) genutzt werden.

Neben den staatlichen Siegeln, dazu gehört mittlerweile auch ein bayerisches Bio-Siegel, gibt es noch die Siegel verschiedener Verbände: zum Beispiel von Demeter, Bioland oder Naturland.

Über 3.000 Alkoholprodukte in Deutschland tragen das Bio-Siegel

In Deutschland sind Heißgetränke (14 Prozent), Kräuter und Gewürze (elf Prozent) sowie Brot und Backwaren (acht Prozent) am häufigsten mit dem Siegel ausgestattet. Aber auch viele alkoholische Getränke (3.388 Produkte) oder Süßwaren und Knabbergebäck (4.031 Produkte) tragen das Siegel. Gerade beim Alkohol gibt es viele Studien, die belegen, dass auch schon geringe Mengen Alkohol schädlich sind, auch Bio-Alkohol.

Wie gesund ist Bio? - Dazu gibt es keine verlässlichen Studien

Wie gesund sind Bio-Produkte denn nun? Abgesehen von Alkohol und Süßigkeiten – ob Bio-Lebensmittel generell gesundheitliche Vorteile bieten, ist wissenschaftlich nicht belegt. Laut Britta Klein vom Bundeszentrum für Ernährung (BZfE) ist die Frage nach dem "gesünder" aber auch zu kurz gesprungen, weil sie sich nur auf die eigene Gesundheit bezieht.

Bio-Lebensmittel hätten weniger Pestizid-Rückstände und oft höhere Nährstoffgehalte. Der viel wichtigere Vorteil sei aber der Einfluss des Öko-Landbaus auf die Böden und die Artenvielfalt, sagt Klein: "Allein damit ist der positive Effekt auf unsere Lebensgrundlagen gleichzeitig ein positiver für die individuelle Gesundheit."

Der Einfluss von Pestizid-Rückständen auf die Gesundheit

Eine Studie der Universität Paris-Nord aus dem Jahr 2018 kam zum Ergebnis, dass Personen, die reichlich Bio-Lebensmittel essen, über einen Zeitraum von knapp fünf Jahren ein um 25 Prozent geringeres Krebsrisiko hatten als solche, die diese selten zu sich nahmen.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) in Berlin kritisierte, dass bei den untersuchten Personen möglicherweise weitere Einflussfaktoren bestanden hätten, die das Krebsrisiko beeinflussten und die nicht eingerechnet wurden. Zudem seien keine Daten zu Inhaltsstoffen und Rückständen in den verzehrten Lebensmitteln erhoben worden.

Bio-Lebensmittel: Weniger Pestizidrückstände – mehr Nährstoffe

Rückstände von Pflanzenschutzmitteln finden sich auch in Bio-Produkten. Beim jährlichen "Öko-Monitoring 2018" des Verbraucherministeriums Baden-Württemberg konnten bei sieben Prozent des untersuchten Frischobstes Pestizidrückstände nachgewiesen werden. Bei konventionellem Obst war dies bei 95 Prozent der Fall.

Weshalb Biolebensmittel mit Pestizidrückständen belastet sind, hängt vermutlich damit zusammen, dass beim Spritzen eines konventionell bewirtschafteten Ackers durch Abdrift die Chemie auch auf den Bio-Acker daneben gelangen kann.

Was die Pestizid-Rückstände angeht, weist das BfR darauf hin, dass die Höchstgehalte von Pestiziden in Lebensmitteln generell so festgelegt seien, dass ein sehr weiter Abstand zu der Dosis besteht, die in Tierversuchen zu möglichen unerwünschten Wirkungen führt. Im "Öko-Monitoring" überschritten 1,4 Prozent der Proben des Bio-Frischobstes den Höchstgehalt, bei den konventionellen waren es sieben Prozent.

Laut dem BZfE enthält Bio-Obst und Gemüse weniger Wasser und damit mehr Nährstoffe. Tendenziell würden diese Produkte auch mehr Vitamin C enthalten und seien deutlich reicher an sekundären Pflanzenstoffen, die vor Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützen.

Thünen-Analyse: Vorteile bei der ökologischen Viehhaltung

Auch bei Bio-Milch und -Fleisch sieht das BZfE Vorteile. Vor allem bei Auslaufhaltung und Weidefütterung hätten Milch und Fleisch aus Öko-Haltung eine ernährungsphysiologisch günstigere Fettsäurenzusammensetzung. Eine aktuelle Studie von Forschern aus mehreren europäischen Ländern bestätige das.

Anfang 2019 veröffentlichte das Braunschweiger Thünen-Institut (ein Forschungsinstitut des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft) eine Meta-Studie zu den "Leistungen des ökologischen Landbaus für Umwelt und Gesellschaft". Beim Tierwohl konnten dabei keine eindeutigen Unterschiede im Vergleich zur konventionellen Haltung festgestellt werden.

Die ausgewerteten Vergleichsstudien hätten sich aber zumeist auf Einzelaspekte und überwiegend auf Milchkühe fokussiert. Diese Tiere würden bei ökologischer Haltung seltener an Klauen‐ und Gliedmaßenschäden leiden. Vorteile gäbe es auch, was das Tierverhalten angeht – zum Beispiel aufgrund des größeren Platzangebots oder des vorgeschriebenen Zugangs zu Freiflächen.

Fazit: Mit "Bio" ist die ökologische Herstellung gemeint, und nicht, ob die natürlichen Inhaltsstoffe für Menschen gesund sind. Auch alkoholische Getränke oder stark zuckerhaltige oder extrem fette Lebensmittel können das Bio-Siegel tragen. Was klar ist: In ökologisch hergestellten Lebensmitteln finden sich weniger Pestizidrückstände, außerdem enthalten sie laut Experten oft mehr Nährstoffe.