In Bayern verlassen so wenig Jugendliche wie in keinem anderen Bundesland ohne Abschluss die Schule, zeigt eine jetzt im Auftrag der Bertelsmann Stiftung durchgeführte Studie. Trotzdem: 5,1 Prozent sind noch zu viel, sagen Experten und schlagen Alarm.
Gerade Kinder aus sozial prekären Verhältnissen könnten aufgrund des Lehrermangels nicht ausreichend gefördert werden, lautet eine Kritik des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands. Die Einrichtung "Lichtblick Hasenbergl", die derzeit über 200 Kinder und Jugendliche aus benachteiligten Familien betreut, beweist mit ihrer Arbeit, dass erfolgreiche Förderung funktioniert.
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Einrichtung im Hasenbergl: Start der Förderung im Kindergarten
Die Förderung der Kinder aus sozial schwierigen Verhältnissen müsse so früh wie möglich beginnen, sagt Dörthe Friess, pädagogische Leiterin der Betreuungseinrichtung im Münchner Bezirk Hasenbergl. Die Kinder- und Jugendstiftung selbst beginnt mit der Förderung der Kinder im Kindergartenalter. Es gehe darum, herauszufinden: Was versteht das Kind? Wie denkt das Kind? Wie kann das Kind lernen?, erklärt Friess. Denn "wenn das Speichern von Informationen nicht ausreichend angelegt ist, dann kann das Kind auch in der Schule alles, was der Lehrer dann vermittelt oder was zusätzliche Fördereinheiten dem Kind bieten, nicht abrufen", sagt sie.
Die Betreuungseinrichtung "Lichtblick Hasenbergl" achtet allerdings nicht nur auf die Sprach- und Denkentwicklung der Kinder. Auch das Lebensumfeld wird genau untersucht. Fragen wie: Hat das Kind genügend Schlaf? Bekommt es genügend zu essen? Wer ist für das Kind da? müssen Dörthe Friess und ihre Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen beantworten können, um das Kind optimal fördern zu können.
Mehr Schulabschlüsse aufgrund von Praktika
Ein weiterer wichtiger Punkt und wohl ein wesentlicher Baustein für den Erfolg der Einrichtung ist, dass den Kindern dort eine frühzeitige Berufsorientierung angeboten wird. Schon im Alter von zehn Jahren können die Mädchen und Jungen ein sogenanntes "erlebnisorientiertes Praktikum" machen.
"Wenn wir wollen, dass Kinder aus diesen Milieus es normal finden, eine Ausbildung zu machen, eine weiterführende Schule zu besuchen oder zu studieren, dann muss ich sie frühzeitig mitnehmen in diesen Teil von unserer Gesellschaft und nicht erst, wenn sie in der Pubertät sind oder kurz vor dem Schulabschluss", begründet Dörthe Friess das Konzept.
Neben dem Erleben des normalen Arbeitsalltags könnten die Kinder so auch früh feststellen, welche Tätigkeit zu ihnen passt, welche weniger. Dadurch könne man ganz, ganz früh Ziele, Träume und Möglichkeiten für die Kinder aufbauen, sagt die Pädagogin. Und ein weiterer Vorteil: Die Kinder wissen nach dem Praktikum oft, wofür sie lernen und ihnen fällt es dadurch leichter.
"Lichtblick Hasenbergl": der Erfolg der Einrichtung in Zahlen
Der Erfolg der Einrichtung gibt Dörthe Friess und ihren Kollegen recht. Von den ehemaligen "Lichtblick"-Kindern kommen praktisch alle im Berufsleben unter. Neun Prozent machen ein Studium, der Großteil von ihnen - 53 Prozent - arbeitet nach einer abgeschlossenen Ausbildung oder nach einem abgeschlossenen Studium. Das zeigt eine Datenerhebung der Einrichtung aus den Jahren 2013 bis 2022.
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