Ein Schild, auf dem "Füttern verboten" steht hängt an einem Drahtzaun. Dahinter weiden junge Strausse auf einer Wiese
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Junge Strausse auf der Weide - auch sie dürfen nicht von Fremden gefüttert werden.
Bildrechte: BR / Ursula Klement
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Junge Strausse auf der Weide - auch sie dürfen nicht von Fremden gefüttert werden.

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Füttern verboten! Weidetiere sind fremdes Eigentum

Füttern verboten! Weidetiere sind fremdes Eigentum

Tiere, die jemand anderem gehören, darf man nur füttern, wenn der Eigentümer einverstanden ist. Das gilt auch, wenn es um vermeintlich gutes Futter geht. Ein Mann, der einem fremden Pferd Heu gefüttert hat, musste Schadenersatz zahlen.

Über dieses Thema berichtet: BR24 Informationen am Vormittag am .

Mehr als 20 tote Schafe - weil Unbekannte sie mit Brot gefüttert hatten, das zum Teil verschimmelt war. Der Fall aus dem Landkreis Dillingen an der Donau hat im Juli für Schlagzeilen gesorgt. Klar ist: Wer verschimmeltes Brot über den Zaun wirft, betreibt illegale Müllentsorgung, das ist keine Fütterung. Doch auch "gutes" Futter darf man nicht verfüttern, wenn die Tiere anderen Leuten gehören.

Brot als Lockvogel

Ralf Arnold ist Landwirt in Scheidegg im Landkreis Lindau. Er hält Jungrinder auf der Weide und hat vor einiger Zeit beobachtet, wie Spaziergänger seinen Tieren Brot gaben. Arnold sagt, Brot ist nicht gesund für Jungrinder. Deswegen hat er die Spaziergänger angesprochen. "Ich hab natürlich versucht, das so neutral wie möglich und sachlich wie möglich denen das beizubringen." Die Leute wollten die Tiere mit dem Brot anlocken, um sie streicheln zu können. Der Landwirt hat sie offenbar überzeugen können: "Das hat sich damit erledigt gehabt", sagt er. Für Ralf Arnold blieb es ein Einzelfall.

Schafkoppeln sind kein Streichelzoo

Wenn die Weide dort liegt, wo viele Menschen unterwegs sind, dann kommt es häufiger vor, dass Fremde Rinder, Schafe, Pferde, Alpakas und Ziegen füttern wollen, sagt Tierärztin Ursula Domes. Sie ist beim bayerischen Tiergesundheitsdienst für Schafe zuständig. "In Corona-Zeiten haben alle Leute gedacht, die Schafe oder das Gehegewild, das da rumsteht, das ist ein Streichelzoo, ich darf die füttern. Das haben mir ganz viele Schäfer erzählt." Das habe nachgelassen, aber es sei weiterhin ein Problem.

Zum einen füttern die Passanten das falsche Futter. Brot zum Beispiel. Das ist - wenn überhaupt - für Wiederkäuer nur in bestimmten Situationen ein geeignetes Futtermittel. Das könne nur der Tierhalter selbst entscheiden. Und den muss man auch fragen, wenn man fremde Tiere füttern will. Doch was tun, wenn man ihn nicht fragen kann?

Weidetiere sind fremdes Eigentum

"Also grundsätzlich will ich einfach kategorisch Nein sagen, denn das sind fremde Schafe, fremdes Eigentum." Ursula Domes sagt, auch das richtige Futter kann in einer bestimmten Situation das falsche sein. Denn man kann nicht wissen, "ob die Schafe schon gefressen haben, ob die auf irgendwas allergisch sind, ob sie gerade nüchtern sein sollen". Immerhin soll es sogar unter Schafen Exemplare geben, die an einer Wiesenkräuterallergie leiden.

Diese Regeln gelten nicht nur für Schafe, sondern für alle Tiere, die auf der Weide stehen oder anderswo, wo sie Publikumsverkehr haben.

Todesursache Heu

Wer rechnet schon damit, dass Heu bei Pferden zum Tod führen kann? Das Oberlandesgericht Karlsruhe hat 2008 einen Mann zur Zahlung von Schadenersatz verurteilt, der in einem Reiterhof Heu an eine fremde trächtige Stute gefüttert hat. Das Pferd ist deswegen an einer Kolik gestorben. Dass der Mann nicht gewusst habe, dass Heu für Pferde schädlich sein könne, entschuldige nicht den Eingriff in fremdes Eigentum, so das Gericht.

Vergiftungen durch Heckenschnitt

Carsten Reimer ist bei der RuV-Versicherung für Nutztierversicherungen zuständig. Jedes Jahr hat er mit Fällen zu tun, in denen Tiere unabsichtlich vergiftet werden durch fremde Personen. Klassisches Beispiel: Ein Hobbygärtner wirft die Pflanzenreste vom Heckenschnitt auf die nächste Weide, weil "er sich denkt, die kann ja auch noch jemand gut verwerten". Unter Umständen sind Kirschlorbeer und Eiben dabei, beide sind giftig. "Die werden gern gefressen und dann kann das durchaus mal sein, dass da dann ein Pferd oder auch Rinder, auch mehrere gleichzeitig, verenden."

Seiner Versicherung gelinge es so gut wie nie, den Verursacher ausfindig zu machen. Doch immerhin eine gute Nachricht gibt es: Bei Carsten Reimer landen immer weniger solcher Fälle auf dem Tisch. "Ich bin jetzt seit 27 Jahren in dem Geschäft und früher haben wir das wesentlich öfter gehabt, dass es tatsächlich vergiftete Tiere gab."

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