In dem "THE World University Ranking" [externer Link] werden Universitäten weltweit unter anderem nach ihrer Reputation, Einnahmen von der Industrie und der Häufigkeit von Zitaten in Fachdatenbanken bewertet. Auch die Qualität der Lehre spielt eine Rolle, etwa das Verhältnis von Dozenten zu Studierenden. Die einzelnen Kriterien werden gewichtet und zu einem Punktwert umgerechnet. Den ersten Platz hat die Universität Oxford erreicht, gefolgt von US-amerikanischen wie dem MIT, Harvard und Princeton. Auf Platz 26 kommt die TU München und ist damit die bestbewertete der EU. Die LMU erreicht Platz 38. Bayerns Wissenschaftsminister Markus Blume gratuliert beiden: "TUM und LMU sind das Nonplusultra in Sachen Studium, Lehre und Forschung."
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Bildungsforscher kritisieren Methodik
Bildungsforscher kritisieren die Methodik der Erhebung. Der Soziologe Gero Federkeil vom "Centrum für Hochschulentwicklung CHE" kritisiert, dass die Reputation durch Befragung ausgewählter Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen erfolgt. Niemand könne aber alle Hochschulen kennen und so umfassend bewerten: "Da können Sie auch eine Umfrage in der Fußgängerzone machen, das hat den gleichen Wert."
Zudem würden Universitäten, die kein breites Fächerangebot haben, schlechter bewertet – unabhängig von der Qualität ihres Angebots, pflichtet ihm seine Kollegen, die Statistikerin Sonja Berghoff vom CHE bei: "Hochschulen, die zum Beispiel nur Wirtschaftswissenschaften haben, sind durch das Ranking benachteiligt, weil die gar keine Chance haben da aufzutauchen oder nur ganz hinten." Ihrer Meinung nach wäre es besser, nicht die Universitäten insgesamt, sondern die jeweils angebotenen Fächer einzeln zu bewerten und zu vergleichen: "Es fehlen komplett inhaltliche Informationen zu den einzelnen Studiengängen."
Gewichtung der Kriterien im Ranking willkürlich
Gero Federkeil kritisiert zudem, dass durch das THE-Ranking nur ein gewichteter Durchschnitt über alle Fächer dargestellt wird, aber nicht die Qualität von Lehre und Forschung in den einzelnen Fächern. Für Studiumsinteressierte kann das irreführend sein, weil ihr Wunschfach einfach in einem Durchschnittswert verschwindet. Ohnehin sei die Gewichtung der einzelnen Kriterien willkürlich, so Federkeil. Schon geringe Veränderungen könnten zu ganz anderen Ergebnissen führen. Es sei, so Gero Federkeil, "Unsinn, die komplexe Institution Hochschule auf eine Zahl" zu reduzieren.
Ranking bietet keine relevanten Informationen für Studierende
Das THE-Ranking bewertet zwar auch das Verhältnis der Zahl von Dozenten zu Studierenden, gewichtet dies aber relativ gering. Dabei ist das für die Studienwahl, insbesondere für die Studieneinsteiger, wichtiger als das Renommee der Forschung einer Institution. Erst später im Masterstudium oder für eine Promotion, so Sonja Berghoff, wird die Reputation der Forschung wichtiger: "Dann ist das natürlich schon interessant zu wissen, habe ich da die führenden Forscher am Fach-Bereich und kann ich mich da selbst dann auch mit beteiligen – aber im Bachelor-Bereich sicherlich nicht."
Bewertungen der Studienfächer durch Studierende
Aussagekräftiger sind vergleichende Aussagen zu einzelnen Fächern, betont Federkeil, und zum damit verbundenen Lernumfeld, wie es das CHE-eigene Ranking darzustellen versucht. Hier liegen als Grundlage die Bewertungen nicht nur von Dozenten, sondern auch von Studierenden zugrunde. Es können einzelne Fächer und die Bewertungskriterien ausgewählt und drei verschiedenen Hochschulen verglichen werden. Aber auch das CHE-Ranking hat Nachteile – hier werden nur deutsche Hochschulen bewertet, was aber, so Sonja Berghoff, für die Mehrheit der Studieneinsteiger die passende Auswahl ist.
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