Junge liegt auf der Couch und spielt ein Videospiel auf dem Smartphone (Symbol- und Archivbild)
Bildrechte: picture alliance / Zoonar | Robert Kneschke
Audiobeitrag

Nur eine Minderheit der Heranwachsenden zwischen elf und 15 Jahren bewegt sich genug (Symbol- und Archivbild)

Audiobeitrag
> Wissen >

Jugendgesundheit: Zu wenig Bewegung und soziale Ungleichheit

Jugendgesundheit: Zu wenig Bewegung und soziale Ungleichheit

Die meisten Kinder und Jugendlichen an deutschen Schulen bewegen sich zu wenig. Zudem hängt ihre Gesundheit stark von Wohlstand, Alter und Geschlecht ab. Das sind Ergebnisse einer bundesweiten Studie, die heute in Berlin vorgestellt wurde.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im BR Fernsehen am .

Bei Schulkindern in Deutschland haben Beschwerden wie Kopf-, Bauch- und Rückenschmerzen, Einschlafprobleme und Niedergeschlagenheit über die Jahre stark zugenommen. Das ist ein Ergebnis der Studie Health Behaviour in School-aged Children (HBSC), die am Montag veröffentlicht wurde.

"Etwa die Hälfte der Mädchen und ein Drittel der Jungen berichten multiple psychosomatische Gesundheitsbeschwerden, mit einem deutlichen Anstieg im zeitlichen Verlauf", legt ein Forschungsteam im Fachblatt "Journal of Health Monitoring" dar. Dafür wurden seit dem Schuljahr 2009/10 alle vier Jahre 11- bis 15-Jährige befragt. An der jüngsten Erhebung im Jahr 2022 beteiligten sich 6.475 Schülerinnen und Schüler im Alter zwischen elf und 15 Jahren aus ganz Deutschland. Die aktuellen Daten für Deutschland hat ein Forschungsverbund unter Leitung der Technischen Universität München (TUM) und der Universitätsmedizin Halle erhoben. 51 Länder beteiligen sich inzwischen an der Studie, die in Zusammenarbeit mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) entwickelt wurde.

Mit zunehmendem Alter weniger Bewegung

Die WHO empfiehlt Heranwachsenden mindestens 60 Minuten Bewegung pro Tag. Unter den Befragten erreichte das aber nur etwa jedes zehnte Mädchen, jeder fünfte Junge sowie eine(r) von acht der gender-diversen Heranwachsenden.

Eine weitere Beobachtung der Forscher: Je älter die Befragten waren, desto weniger bewegten sie sich. Während noch rund 15 Prozent der elfjährigen Mädchen die WHO-Bewegungsempfehlung erreichten, waren es bei den Fünfzehnjährigen nur noch knapp sieben Prozent. Bei den Jungen blieb die körperliche Aktivität von 2009 bis 2022 relativ stabil. Bei den Mädchen nahm sie insgesamt leicht ab.

Psychosomatische Beschwerden nehmen zu

Psychosomatische Beschwerden wie beispielsweise Bauch- oder Kopfschmerzen, Einschlafprobleme oder Gereiztheit stiegen zwischen 2010 und 2022 kontinuierlich an. Mädchen, gender-diverse Heranwachsende und ältere Jugendliche berichteten häufiger von einer schlechten Gesundheit, niedriger Lebenszufriedenheit oder zahlreichen psychosomatischen Beschwerden.

Die Autoren führen den Anstieg auch auf die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie zurück. Mit Blick auf weitere Untersuchungen wird zudem festgehalten, dass sich viele Jugendliche in Deutschland auch durch die Klima- und Energiekrisen sowie den Ukraine-Krieg belastet fühlten. 

Wohlstand mitbestimmend für Lebenszufriedenheit

Die Studie verdeutlicht auch noch einmal: Armut macht unglücklich. In Familien mit niedrigem Wohlstand gaben 24 Prozent der weiblichen Heranwachsenden eine niedrige Lebenszufriedenheit an. Das ist doppelt so häufig wie bei jenen Schülerinnen, die in sozial und ökonomisch "leichteren" Verhältnissen aufwachsen. Bei männlichen Heranwachsenden mit niedrigem familiärem Wohlstand geben 17 Prozent eine niedrige Lebenszufriedenheit an. Das ist dreimal so häufig wie bei Schülern mit höherem sozioökonomischem Status.

Angebote schaffen, die junge Menschen erreichen

"Der Grundstein für die Gesundheit im Erwachsenenalter wird in Kindheit und Jugend gelegt", sagt Studienleiter Matthias Richter, Professor für Soziale Determinanten der Gesundheit an der TUM. "Unsere Zahlen zeigen leider, dass uns das als Gesellschaft nicht immer gut gelingt. Auch wenn die Kinder und Jugendlichen grundsätzlich zufrieden sind: Dass psychosomatische Beschwerden seit Jahren zunehmen und nur eine Minderheit sich ausreichend bewegt, kann schwerwiegende Folgen nach sich ziehen." Hier müssten mehr Angebote geschaffen werden, die junge Menschen auch tatsächlich erreichten, so Richter.

Mit Informationen von dpa

Im Video: WHO-Studie zur Gesundheit Jugendlicher

Deutsche Schülerinnen und Schüler schätzen ihre Gesundheit größtenteils gut ein. Für die Studie wurden von der WHO allein in Deutschland tausende Kinder und Jugendliche befragt. Gesundheit ist allerdings stark von Wohlstand, Alter und Geschlecht abhängig.
Bildrechte: Bayerischer Rundfunk 2024
Videobeitrag

Für die WHO-Studie wurden in Deutschland tausende Jugendliche befragt. Fazit: Gesundheit ist stark von Wohlstand, Alter und Geschlecht abhängig.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!