Akupunktur während der Naturheilkundlichen Pflegesprechstunde am Uniklinikum Würzburg.
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Akupunktur während der Naturheilkundlichen Pflegesprechstunde am Uniklinikum Würzburg.

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Krebs: Wie Naturheilkunde die Behandlung ergänzen kann

Krebs: Wie Naturheilkunde die Behandlung ergänzen kann

Krebstherapien können durch naturheilkundliche Verfahren ergänzt werden. Allerdings übernimmt die Krankenkasse diese noch nicht. Die "Komplementäre Onkologie Integrativ" an der Uniklinik Würzburg möchte das ändern.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Nachdem die naturheilkundliche Pflegefachkraft Manuela Sauer das Ohr ihrer Patientin desinfiziert hat, setzt sie ihr die erste Akupunkturnadel am Rande der Ohrmuschel. Die 57-jährige Stephanie aus dem Landkreis Aschaffenburg besucht die Naturheilkundliche Pflegesprechstunde der Uniklinik Würzburg seit der Gründung im Jahr 2018. Ein Jahr vorher hatte sie die Diagnose Brustkrebs erhalten, es folgten acht Operationen, derentwegen sie bis heute Schmerzen hat, insbesondere in den Händen und Kniegelenken.

Naturheilkunde soll Nebenwirkungen verringern

In der Pflegesprechstunde lernt sie naturheilkundliche Verfahren wie etwa Akupressur, Aromatherapie und verschiedene Entspannungsverfahren kennen, welche die Nebenwirkungen ihrer Behandlung mindern sollen. "Ich finde, es ist einfach ganz wichtig, nach jedem Strohhalm zu greifen", sagt die 57-Jährige. Ihr habe vor allem die Akupunktur gegen Konzentrationsschwierigkeiten und die starken Schmerzen geholfen: "Mein ganzer Körper war heruntergefahren und ich wusste mir nicht zu helfen. Dann kam die Akupunktur ins Spiel, das habe ich für mich wirklich entdeckt. Diese setzt genau dort an, wo ich meine Schwachpunkte habe, in den Gelenken, es hilft mir unglaublich gut."

Ergänzung zur herkömmlichen Krebstherapie

Dr. Claudia Löffler leitet den Bereich der "Komplementären Onkologie Integrativ" (KOI), zu dem auch die Naturheilkundliche Pflegesprechstunde gehört. Sie sagt, die Wirksamkeit für Akupunktur und Akupressur sei wissenschaftlich gut belegt. Je nach Therapie und Krebsart könnten die Verfahren zum Beispiel Übelkeit und den Bedarf an Schmerzmitteln verringern.

Wichtig ist Dr. Löffler zu betonen, dass die naturheilkundlichen Verfahren eine Ergänzung zur Therapie sind und der Patient ganzheitlich behandelt wird: "Zum Beispiel bieten wir bei uns in der Chemotherapie mittlerweile an, dass, wenn Personen zur Therapie kommen, sie auch eine Akupunktur erhalten können." Sehr vorsichtig müsse man jedoch sein, wenn man Dinge einnehme, Nahrungsergänzungsmittel beispielsweise. Dabei könne es zu unerwünschten Wechselwirkungen mit der Chemotherapie kommen.

Naturheilkunde nur mit ärztlicher Aufsicht

Auch Professor Günter Schlimok, Präsident der Bayerischen Krebsgesellschaft e.V., weist zur Verwendung von naturheilkundlichen Zusatztherapien auf Folgendes hin: "In der Ergänzung zur primären Krebsbehandlung können naturheilkundliche Zusatztherapien in bestimmten Fällen sinnvoll sein. Sie sollten aber stets unter ärztlicher Aufsicht und in Absprache mit dem behandelnden Onkologen oder der behandelnden Onkologin durchgeführt werden. Die Empfehlung solcher Therapien hängt u.a. von der Art des Krebses, dem Stadium der Erkrankung und dem individuellen Gesundheitszustand des Patienten ab."

Wichtig sei, dass Patientinnen und Patienten vor dem Beginn von naturheilkundlichen Zusatztherapien eine umfassende Beratung durch komplementärmedizinisch qualifizierte Fachkräfte erhielten und potenzielle Risiken sowie Wechselwirkungen mit der primären Krebsbehandlung sorgfältig abwägen würden. Laut Schlimok sei entscheidend, dass diese Therapien nicht als Ersatz, sondern als ergänzende Maßnahmen betrachtet würden.

Therapien für besseres Wohlbefinden

Der nächste Patient stammt aus dem Landkreis Kitzingen, ist 61 Jahre alt und seit 2017 immer wieder in Chemotherapiebehandlung. Gegen die Nervenschmerzen, die er seit der Therapie hat, setzt die Pflegekraft ihm heute Akupressurkugeln in sein Ohr. Außerdem erhält er eine Lavendel-Auflage zum Entspannen. "Akupunktur, Akupressur und Aromatherapie können bei bestimmten Symptomen wie Übelkeit, Schmerzen und psychischem Stress eine gewisse Linderung bieten", erklärt Professor Schlimok. Sie sollten als unterstützende Maßnahmen betrachtet werden, die das Wohlbefinden verbessern, jedoch nicht primär zur Heilung des Krebses beitragen könnten.

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Die Integrativmedizinerin Dr. Claudia Löffler (rechts) mit der 2. Vorsitzenden des KOI-Fördervereins Gisela Walter.

Finanzierung durch Förderverein

Obwohl die meisten naturheilkundlichen Verfahren, die in der Pflegesprechstunde praktiziert werden, inzwischen wissenschaftlich fundiert sind, kommen die Krankenkassen nicht für sie auf. Die Naturheilkundliche Pflegesprechstunde ist auch für dieses Jahr nur weiterhin finanziell gesichert, weil sich frühere Patientinnen und Patienten engagieren. Der KOI-Förderverein übernimmt auch für 2024 mit Spenden die Personalkosten von 8.600 für die naturheilkundliche Pflegefachkraft.

"Wir sind sehr dankbar, dass wir so die naturheilkundliche Pflegesprechstunde weiterhin erhalten können", sagt die zweite Vorsitzende des Vereins, Gisela Walter: "Viele Menschen, die spenden, waren früher selbst von Krebs betroffen und wollen nun etwas zurückgeben. Die Komplementärmedizin sieht die Patientinnen und Patienten als Ganzes und das ist sehr wichtig"

Eigene Studien der Uniklinik Würzburg

Durchschnittlich jede zweite Person erkrankt in ihrem Leben an Krebs, bayernweit leben 350.000 Menschen mit der Diagnose. Es sind Zahlen, wie diese, die Dr. Löffler weiterhin darin bestärken, die Patientinnen und Patienten bei Krebs ganzheitlich zu behandeln, ihr zufolge bekomme die Krankheit während der Behandlung eine so große Bühne, dass man leicht das Gefühl bekommen könne, man "sei" die Krankheit. "Und so ist es eben nicht", sagt Löffler. "Denn neben der Krankheit existiert noch ein ganzer gesunder Teil vom Menschen. Deshalb ist unser großes Anliegen auch, primär die Ressourcen zu betonen. Und zu sagen: 'Du hast Werkzeuge. Und wenn du das Gefühl hast, du hast nicht genug, dann bringen wir dir bei, was du noch selber machen kannst.'"

Aus diesem Grund führt das KOI-Team nun eigene Studien, unter anderem zu Akupunktur während der Krebstherapie, durch. So wollen sie mit wissenschaftlicher Evidenz dafür sorgen, dass diese und andere Leistungen bald von den Krankenkassen übernommen werden.

Anmerkung: Es ist auf die Begrifflichkeit "Schulmedizin" verzichtet worden, von der in einer früheren Fassung des Artikels die Rede war.

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