Auch bei Margarethe Graf war es ein Husten, der einfach nicht wegging. Nur deshalb ging die 62-Jährige zum Hausarzt. Weil sie Raucherin war, ließ der ein CT machen. Die schockierende Diagnose: Lungenkrebs. Nicht nur ein Tumor, sondern auch Metastasen, die im Körper gestreut hatten. "Ich hab damals ins Telefon geschrien: 'Nein nicht ich!'", erinnert sich Margarete Graf. "Ich hab es wahrscheinlich bis heute nicht begriffen." Die Diagnose sei niederschmetternd gewesen, "vor allem, dass es im Stadium 4 also knapp vor Schluss" gewesen war.
Immuntherapie unterstützt das körpereigene Abwehrsystem
Maximal fünf bis sechs Monate bleiben ihr noch, sagen die Ärzte damals. Der Krebs sei weder operier- noch heilbar. Das war 2017. Damals ist die Immuntherapie noch relativ unbekannt. Sie richtet sich nicht direkt gegen den Tumor, sondern nutzt die Fähigkeiten des körpereigenen Immunsystems, sagt der Koordinator des Lungenkrebszentrums an der Würzburger Missio-Klinik, Jens Kern.
"Wir wissen, dass wir mit dem Immunsystem selbst die stärkste Waffe gegen Krebszellen haben", erklärt der Krebsspezialist. Für die Immuntherapie gebe es bestimmte Medikamente, sogenannte Checkpoint-Inhibitoren, die meist über Infusionen verabreicht werden. Sie versetzen das Immunsystem in die Lage, die Krebszellen zu erkennen und zu zerstören. Ein weiterer Vorteil: Die Medikamente haben deutlich weniger Nebenwirkungen als bei der klassischen Chemotherapie.
Lebenserwartung zuletzt gestiegen
In Bayern erkrankten 2023 nach Zahlen des Krebsregisters knapp 3.000 Frauen und rund 3.800 Männern neu an Lungenkrebs. Die Krankheit ist tückisch. Nur eine von vier Frauen und einer von fünf Männern überlebt die fünf Jahre nach der Diagnose. Doch die Prognose für ein Weiterleben fünf Jahre nach der Erstdiagnose ist zuletzt deutlich angestiegen. Verantwortlich dafür sind bessere Früherkennung und zielgerichtete Behandlungen.
Fachübergreifende Teamarbeit in Lungenkrebszentren
Das Lungenkrebszentrum am Würzburger Missio ist seit fünf Jahren durch die Deutsche Krebsgesellschaft zertifiziert. Um die Lungenkrebspatienten zu versorgen, arbeiten Pneumologen, Thoraxchirurgen, Onkologen, Pflegekräfte und Therapeuten eng zusammen. Dazu gehören auch wöchentliche interdisziplinäre Tumorkonferenzen, um die Behandlung abzustimmen. "Die Tumorkonferenz ist die Schaltzentrale, in der wir die Befunde sammeln und eine gemeinsame Therapieempfehlung abgeben", sagt der Koordinator des Lungenkrebszentrums an der Würzburger Missio-Klinik, Jens Kern.
Interdisziplinäre Tumorkonferenz im Missio-Klinikum Würzburg
Operationen mit dem "DaVinci"-Roboter
Chirurgische Eingriffe werden in der Mehrzahl der Fälle minimalinvasiv durchgeführt. Dabei kommt der sogenannte DaVinci-Roboter zum Einsatz. Mit seinen vier Armen, die über eine Steuerkonsole gelenkt werden, ermöglicht er schonende und gleichzeitig hochpräzise Eingriffe. "Hochmoderne Kameras und Lichtsysteme übertragen das Operationsfeld zehnfach vergrößert auf einen Monitor", erklärt Chefarzt Danjouma Cheufou. Dadurch könne er deutlich mehr Details erkennen als mit dem bloßen Auge, sauber operieren und die kleinen Nerven schonen, die für die Gesundung des Patienten postoperativ wichtig sind.
Kombination mehrere Therapien
Oft ist eine Kombination mehrerer Methoden nötig. So wie bei Rainer Schmidt. Bei dem heute 64-Jährigen wurde vor neun Jahren ein Lungenkrebs-Tumor festgestellt, der bereits gestreut hatte. Mehrere Operationen und eine Chemotherapie folgten. Den Durchbruch brachte auch bei ihm die Immuntherapie, die die Krebszellen erkannte und zerstörte. Schmidt ist heute beschwerdefrei. Und auch Margarethe Graf gilt achteinhalb Jahre nach ihrer Erstdiagnose als praktisch geheilt.
Wenige Selbsthilfegruppen für Lungenkrebs-Erkrankte
Weil die Diagnose Lungenkrebs kein Todesurteil mehr sein muss, gab es bislang nur wenige Selbsthilfegruppen in Bayern (externer Link) - etwa in München, Augsburg, Kempten und Nürnberg. Jetzt gibt es seit kurzem auch eine Gruppe in Würzburg, in der sich Patienten und Angehörige austauschen können.
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