Hobbygärtnerin Andrea Hüning will Radi pflanzen. Die Erde ihres Kleingartens im Nordwesten von München ist aber schon jetzt sehr trocken. Erst im Mai gibt es Wasser aus dem Hahn in der Kleingartenanlage. "Bis dahin nehmen wir das Regenwasser, und wenn keines da ist, ist keines da", sagt die Hobbygärtnerin. Zum Glück ist die Tonne noch voll, die auch eine kostengünstige Alternative zum Hahn darstellt.
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Für Andrea Hüning heißt es nun: Keimlinge gießen. Am besten morgens oder abends, damit so wenig Wasser wie möglich verdunstet.
Europas wärmster März
Nicht nur in Bayern ist es zu trocken. Europa hat den wärmsten März seit Beginn der Wetteraufzeichnungen erlebt. Mit gut 6 Grad war es fast zweieinhalb Grad wärmer als sonst üblich im März. Bereits im Februar fiel nur etwa die Hälfte des üblichen Niederschlags, im März sah es kaum besser aus. Eine Folge, weil der Niederschlag vielerorts weiterhin fehlt: Der Süden von Bayern meldet nun akute Waldbrandgefahr.
Aussaat trotz Trockenheit
Ernten bedroht das trockene Wetter zwar noch nicht, denn es ist dafür noch zu früh. Einjährige Gemüsepflanzen allerdings sollten jetzt ausgesät werden, darunter Bohnen, Erbsen, Salat, Radieschen – oder eben Radi.
Das Gießen der Jungpflanzen – oder auch der im vergangenen Herbst ausgesäten Pflanzen – ist nun zentral, bestätigt auch die Gartenakademie der Bayerischen Landesanstalt für Wein- und Gartenbau. Isolde Keil-Vierheilig sitzt hier am Gartentelefon (externer Link). Bei ihr können Hobbygärtner anrufen – und sie hat Tipps für sie, wie die Aussaat trotz Trockenheit gelingt.
Aussaat mit Fleece oder Rasenschnitt abdecken hilft gegen Austrocknen
"Ich kann zum Beispiel auch abdecken mit Vlies, wenn es angegossen ist. Dann bleibt es darunter auch länger feucht und die Aussaat kann gleichmäßig keimen", sagt die Gartenberaterin.
Noch nachhaltiger ist es, den ersten Rasenschnitt auf die Oberfläche der Beete auszubringen: "Denn das hält die Grundfeuchtigkeit, die da vorhanden ist, besser im Boden", so Keil-Vierheilig.
Mediterran pflanzen spart oft Gießen
Einige Pflanzen kommen besonders gut zurecht mit trockenen Temperaturen – wer etwa Salbei oder Thymian pflanzt statt Petersilie und Basilikum, kann Wasser sparen. "Da muss ich aber schauen, dass ich den Boden vorbereite und durchlässig mache, um Staunässe zu vermeiden", sagt die Gartenberaterin. Heißt konkret: den Boden mit Kies oder Sand durchmischen und mageres Substrat verwenden.
In der Regel ganz ohne Gießen gedeihen ausgewachsene Beerensträucher. Die Münchener Hobbygärtnerin Andrea Hüning gießt ihre Himbeeren, Johannisbeeren und Brombeeren kaum. Und seit den letzten Jahren setzt sie auch auf tropische Pflanzen wie Khaki oder Feigen im Kleingarten.
Extratipp: Pflanzen "erziehen"
Eine heimische Kulturpflanze schlummert bereits im Beet neben dem Radi. Es ist eine der ältesten Kulturpflanzen der Welt, die Ackerbohne. "Die hab ich noch überhaupt nicht gegossen", sagt Hüning.
Erst wenn es warm genug ist, keimt sie von selbst – und entwickelt zuerst lange Wurzeln, um an die Wasservorräte im Boden zu kommen. "Dann streckt sie den Kopf aus der Erde, so geht man dann auch vor, um der Trockenheit etwas entgegenzusetzen", sagt die Hobbygärtnerin.
Pflanzen "erziehen" – ein bewährtes Mittel, das Wasser spart und auch der Pflanze hilft, nicht nur der Ackerbohne. Denn je größer das Wurzelsystem, desto kleinere Wassermengen braucht die Pflanzen. Gießen sollte man dann seltener, dafür aber kräftiger.
Im Video: Trocknet Bayern aus? (11.4.)
Vor allem den Wäldern macht die Trockenheit zu schaffen.
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