Ein Stall voller Stiere in Neustadt an der Aisch: Die Boxen sind groß – bis zu 32 Quadratmeter voller goldenem Stroh, Frischluft strömt durch ein spezielles Lüftungssystem und wenn es zu heiß wird, sorgt Sprühnebel für Abkühlung.
Hier werden nur männliche Tiere gehegt und gepflegt. Es geht also nicht um Milch und auch nicht um ihr Fleisch – interessant sind ihre Gene. Die Tiere gehören dem Besamungsverein Neustadt an der Aisch in Mittelfranken. Dort sind rund 10.000 Landwirte Mitglied und die beziehen hier für ihr Vieh Sperma. Und ein besonders gutes Produkt erhoffen sich alle von Rekord-Neuzugang "Melodie".
Rekord bei Versteigerung des Jungbullen
Der Jungbulle Melodie hat im Juni für Schlagzeilen gesorgt. In Schwandorf in der Oberpfalz beim Viehzuchtmarkt war er so beliebt, dass die Gebote sogar die 200.000 Euro-Marke knackten. Zum Vergleich: Zuchtbullen kann man ab 3.500 Euro kaufen. Letztendlich bekam der Besamungsverein Neustadt an der Aisch den Zuschlag und legte 222.000 Euro für den bisher teuersten Fleckviehbullen hin.
Andrea Hefner ist verantwortlich, wer in Neustadt in den Stall einziehen darf. Vor sechs Jahren hat sie sich nach sorgfältiger Prüfung seines Stammbaums für Monopoly entschieden. Das hat sich gelohnt: Er ist der aktuell beste "Hornlos-Bulle" in der Fleckviehzucht. Das heißt: Seine Nachkommen kommen zu 50 Prozent ohne Hörner auf die Welt – ein Verkaufsschlager.
Der Zuchtbulle "Melodie" wurde im Juni vom Besamungsverein Neustadt-Aisch für mehr als 200.000 Euro ersteigert.
Große Hoffnung in "Melodie"
Bis zu 100 Tiere kauft der Besamungsverein im Jahr, wohlüberlegt. Melodie ist Monopolys Enkel. Auf dem Papier scheinen seine Daten sogar noch besser zu sein. Das ist also der Grund, warum der Besamungsverein den Bullen unbedingt haben wollte. Nach einer rund zweimonatigen Quarantäne wegen des Infektionsschutzes kann er in Neustadt endlich loslegen.
Sprungtag ist zweimal in der Woche. Da wird das Sperma der Bullen entnommen. Melodies Sperma ist erst seit wenigen Wochen auf dem Markt und bereits ausverkauft. Das Tier performt gut, bestätigt Tierarzt Matthias Lautner. Bis Melodies erste Nachkommen auf der Welt sind, dauert es noch viele Monate, aber die Hoffnung der Verantwortlichen im Besamungsverein ist groß.
200 bis 400 Rationen Sperma
Am Sprungtag wird das Ejakulat mithilfe einer künstlichen Scheide gewonnen. Es wird nach Quarantäne und Qualitätschecks in kleine, dünne Röhrchen gefüllt. Bei Melodie ergeben sich pro Sprung 200 bis 400 Portionen Sperma.
Tierarzt Lautner ist zufrieden mit dem Jungbullen. Er hofft, dass sich die Menge weiterentwickelt – Opa Monopoly schafft auf seine älteren Tage bis zu 600 Rationen. Verkauft wird ein kleines Röhrchen vom Rekordbullen Melodie für 28 Euro. An guten Sprungtagen könnte also ein Umsatz von rund 11.000 Euro mit ihm gemacht werden.
Leben wie ein Topmodel
Neben den festen Sprungtagen hat Melodie ein entspanntes Stallleben. Einmal im Jahr gibt’s aber eine große Bullenparade, an der der Besamungsverein Neustadt/Aisch rund 80 Tiere präsentiert. Dafür kommt sogar der Friseur. Aber auch zwischendurch werden die Tiere gestylt, wie zum Beispiel für Fotos im aktuellen Katalog. Da findet man alles rund um das Tier – wie eine Set-Card bei Models.
Zusätzlich performen die Stiere im Stall regelmäßig auf dem kleinen Catwalk im "Bullenkino". Da können interessierte Landwirte, aber auch andere Besucher, die Bullen hinter einer Glasscheibe bewundern – Infektionsschutz-konform.
Dieser Artikel ist erstmals am 5. Oktober 2025 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.
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