Kühe auf der Weide bei Memmingen (Symbolbild)
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25 Jahre nach BSE bei Rindern: Strengere Kontrollen und Regeln
Bildrechte: picture alliance / M.i.S. | Bernd Feil
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25 Jahre nach BSE bei Rindern: Strengere Kontrollen und Regeln

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25 Jahre nach BSE bei Rindern: Strengere Kontrollen und Regeln

25 Jahre nach BSE bei Rindern: Strengere Kontrollen und Regeln

Am 16. Dezember 2000 wurde das erste bayerische Rind mit BSE nachgewiesen. Deutschlandweit wurden Tausende Rinder getötet. Viele Menschen waren verunsichert. Landwirte fürchteten um ihre Existenz. Was haben wir daraus gelernt?

Über dieses Thema berichtet: BR24 Radio Bayern am .

Die Rinderkrankheit BSE beunruhigt in den 1990er-Jahren die Menschen in ganz Europa. Im Jahr 2000 kam dann der sogenannte "Rinderwahnsinn" auch nach Bayern. Die Gehirnerkrankung äußert sich bei Rindern unter anderem durch Verhaltensänderungen wie Nervosität, Schreckhaftigkeit und Zittern. Dazu kommen Bewegungsstörungen, ein unsicherer Gang und Koordinationsschwierigkeiten. Die Krankheit verläuft tödlich.

16. Dezember 2000: Erster BSE-Fall in Bayern

In der Oberallgäuer Gemeinde Sulzberg wurde am 16. Dezember 2000 der erste bayerische BSE-Fall bestätigt. Auch im Landkreis Cham in der Oberpfalz wurde im Dezember 2000 ein Rind positiv auf BSE getestet. Betroffen war der Hof bei Stamsried von Landwirtin Hildegard Ries. Mehr als 200 Rinder standen damals im Stall. Eines von ihnen war geschlachtet und dabei auf BSE getestet worden.

Vertreter des Veterinäramtes kamen auf den Hof und überbrachten die Nachricht – ein Schock. "Es war für uns ganz schlimm, weil wir halt so hingestellt wurden, als ob wir schuld wären, als ob wir etwas verkehrt gemacht hätten", erinnert sich Landwirtin Ries. Die Familie erhält Drohungen, Medien wollen Interviews. Schnell wird klar: Außer handelsüblichen Futtermitteln hat sie ihren Rindern nichts zugefüttert. Alle sind ratlos.

Schockierte Landwirte, besorgte Verbraucher, ratlose Politiker

Niemand weiß zunächst, woher die BSE-Erreger (BSE = Bovine spongiforme Enzephalopathie) kommen und wie sie übertragen werden. Die Politik ist alarmiert. Auch wenn nur ein Tier infiziert ist, soll die ganze Herde gekeult werden. So ist es auch auf dem Hof der Familie Ries. Trotz Protesten werden alle Rinder abgeholt.

Als die BSE-Fälle in Deutschland zunehmen und immer mehr Rinder getötet werden, geraten die zuständigen Politiker unter Druck. In Bayern muss nicht der damalige Landwirtschaftsminister Josef Miller zurücktreten, sondern die Gesundheitsministerin Barbara Stamm – ein Bauernopfer der Politik, sagen Kritiker.

Ursache für BSE: Verseuchtes Tierfutter

Als Ursache gilt mit Erregern versehenes Tiermehl von BSE-infizierten Tieren aus Großbritannien, das nicht ausreichend erhitzt wurde. Es landete – ohne das Wissen der Landwirte – illegal in Futtermitteln für Rinder. Dabei war die Verfütterung von Tiermehl an Wiederkäuer seit 1994 EU-weit verboten.

Eine Reihe von Maßnahmen folgte, darunter verpflichtende BSE-Tests bei der Schlachtung von Rindern, die Entfernung von Risikomaterial wie Hirn oder Rückenmark und ein generelles Verfütterungsverbot von Tiermehl. Die Maßnahmen griffen. Heute weiß man, dass die BSE-Erreger über den Darm aufgenommen werden und über die Blutbahn ins Gehirn der Tiere gelangten. BSE ist eine Tiererkrankung, keine ansteckende Seuche.

Laut Bayerischer Landesanstalt für Landwirtschaft darf seit 2013 EU-weit wieder Tiermehl aus nicht-wiederkäuenden Tieren wie Schweinen oder Hühnern als Futtermittel für Fische und andere auf Aquafarmen gezüchtete Tiere verfüttert werden.

Bayerischer Bauernverband: Konsequenzen aus BSE-Krise gezogen

Die BSE-Krise habe gezeigt, wie wichtig strenge Fütterungsregeln, lückenlose Kontrollen und transparente Wertschöpfungsketten sind, teilt der Bayerische Bauernverband auf BR24-Anfrage mit. Ein zweiter großer Schritt sei die Einführung moderner Rückverfolgungssysteme sowohl für Tiere als auch für Futtermittel gewesen. Bereits 1999 wurde in Deutschland eine zentrale Rinderdatenbank eingeführt.

Diese Transparenz bringe Sicherheit, führe aber auch zu mehr Bürokratie, so der Bauernverband. Der Freistaat habe im Zuge der BSE-Krise starke Eigenkontroll- und Qualitätssicherungssysteme etabliert. Diese setzten zusätzlich zur amtlichen Überwachung eigene Standards bei Hygiene, Fütterung und Dokumentation.

Keine Gefahr mehr: Deutschland heute BSE-frei

Trotz hoher Standards gibt es keine absolute Gewissheit. In Bayern ist zuletzt 2006 ein BSE-Fall nachgewiesen worden, teilt das zuständige Ministerium für Umwelt und Verbraucherschutz mit. Vorsorglich werden im Rahmen eines Monitorings in Bayern jährlich rund 35.000 Proben von Rindern auf BSE getestet. Bereits erste Anzeichen der Erkrankung müssen unverzüglich der zuständigen Veterinärbehörde angezeigt werden. Durch die verbindlichen Schutzmaßnahmen konnte ein deutlicher Rückgang von BSE erreicht werden, so ein Ministeriumssprecher. Deutschland gilt inzwischen als anerkannt BSE-frei.

Im Audio: 25 Jahre nach BSE: Bayerns Rinder bleiben gesund

"Rinderwahnsinn": Vor 25 Jahren wurde in Bayern der erste BSE-Fall gemeldet. Bald wurde klar: Ursache ist infektiöses Tiermehl für Rinder.
Bildrechte: BR/rbb/NDR
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"Rinderwahnsinn": Vor 25 Jahren wurde in Bayern der erste BSE-Fall gemeldet. Bald wurde klar: Ursache ist infektiöses Tiermehl für Rinder.

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