Kolorierte Elektronenmikroskop-Aufnahme von Vogelgrippe-Virus-Partikeln H5N1
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Das Vogelgrippe-Virus H5N1 befällt außer Vögeln immer häufiger Säugetiere. Damit droht es zu einer Gefahr für den Menschen zu werden.
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Das Vogelgrippe-Virus H5N1 befällt außer Vögeln immer häufiger Säugetiere. Damit droht es zu einer Gefahr für den Menschen zu werden.

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Vogelgrippe H5N1: Wie groß ist die Gefahr einer Pandemie?

Vogelgrippe H5N1: Wie groß ist die Gefahr einer Pandemie?

Das Influenza-Virus H5N1 befällt nicht nur Wildvögel und Nutzgeflügel wie Hühner und Puten. Es infiziert auch Säugetiere. zum Beispiel Bären, Rinder und Katzen. Der Vogelgrippe-Erreger kommt dem Menschen immer näher. Droht eine neue Pandemie?

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Die Vogelgrippe, die derzeit grassiert, wird vom Influenzavirus H5N1 hervorgerufen. Seit vielen Jahren ist die Vogelgrippe, auch aviäre Influenza genannt, eine Pandemie im Tierreich, eine sogenannte Panzootie. Millionen von Wildvögeln sind daran verendet, die Bestände ganzer Geflügelfarmen mussten deswegen getötet werden.

Vogelgrippe immer häufiger auch bei Säugetieren

In den vergangenen Jahren befiel das Virus immer häufiger Säugetiere, etwa Bären, Füchse und Schweine. 2022 wurde bei einem an der schwedischen Küste gestrandeten Schweinswal H5N1 nachgewiesen. In Südamerika tötete das Virus 2022 und 2023 tausende Seelöwen. Anfang 2024 steckten sich in den USA erstmals Rinder mit H5N1 an, hunderte Herden waren betroffen.

Vogelgrippe-Infektionen wurden aus den USA auch bei Katzen gemeldet. Einige hatten sich an rohem Truthahnfleisch angesteckt. In Deutschland gab es auf der Insel Rügen den ersten Fall einer infizierten Katze. Hinweise, dass H5N1 auf Hunde übertragbar ist, gibt es derzeit nicht. Ausgeschlossen ist das aber nicht.

Vogelgrippevirus H5N1 hat mehr Möglichkeiten zu mutieren

Wenn das H5N1-Virus Säugetiere befällt, hat es Gelegenheit, sich durch Mutationen an diese anzupassen. Dabei wächst die Gefahr, dass H5N1 Menschen leichter infizieren kann und das Virus irgendwann auch von Mensch zu Mensch übertragbar wird. Bisher gab es nur einzelne Fälle, bei denen sich Menschen bei Tieren angesteckt haben, zum Beispiel Farmarbeiter auf Rinderfarmen in den USA. Die Betroffenen hatten allerdings engen Kontakt zu infizierten Tieren oder deren Ausscheidungen. Dabei konnte eine hohe Dosis an Viren übertragen werden.

Die Infektionen verliefen meist mild. Anzeichen waren etwa eine Bindehautentzündung oder Erkältungssymptome. Es gab und gibt aber auch immer wieder schwere Krankheits- und Todesfälle nach einer H5N1-Infektion. Die Furcht, das Influenza-Virus H5N1 könnte zum Auslöser einer Pandemie wie der Spanischen Grippe 1917 oder der sogenannten Asiatischen Grippe 1957 werden, liegt also nahe.

Doch auch wenn es immer wieder zu H5N1-Infektionen bei Menschen kommt: Aktuell schätzt das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) (externer Link) das Risiko für eine Übertragung des Virus von Tieren für die allgemeine Bevölkerung als gering ein. Bei Menschen, die beruflich häufiger mit möglicherweise infizierten Tieren in Kontakt kommen, bestehe ein geringeres bis moderates Risiko, steht in der aktuellen H5N1-Risikoeinschätzung (externer Link) des zuständigen Friedrich-Loeffler-Instituts vom 20. Oktober 2025.

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Gefahr: Infektion mit Vogelgrippe H5N1 und saisonaler Grippe

Von Mensch zu Mensch ist das Vogelgrippe-Virus bislang nicht ansteckend. Bisherige Mutationen reichen ihm offensichtlich nicht, diese Fähigkeit zu entwickeln. Im Gegensatz zu vielen anderen Grippeviren befällt H5N1 beim Menschen anscheinend besonders die unteren Atemwege, ergab eine Studie im Jahr 2006 (externer Link). Deshalb kann es sich nur schwer durch Husten oder Niesen ausbreiten. Sorge macht Experten allerdings, dass sich Menschen gleichzeitig mit der Vogelgrippe H5N1 und der saisonalen Grippe infizieren könnten.

Dann bestünde die Möglichkeit, dass sich die unterschiedlichen Viren in den menschlichen Zellen mischen und ein Virus entsteht, das schlimmstenfalls leicht übertragbar von Mensch zu Mensch ist, schwer krank macht und für das Immunsystem so neu und unbekannt ist, dass von vorherigen Grippevirus-Infektionen keine Immunität vorhanden ist.

Die ständige Impfkommission (STIKO) (externer Link) empfiehlt daher Menschen, die beruflich häufigen und direkten Kontakt zu Tieren wie Schweinen, Geflügel, Wildvögeln und Robben haben, sich gegen die saisonale Grippe impfen zu lassen, um Doppelinfektionen zu vermeiden.

Vorbereiten für eine kommende Pandemie

Viren sind wandlungsfähig und für Grippeviren gilt das ganz besonders. Das Vogelgrippe-Virus H5N1 könnte deshalb tatsächlich einmal Auslöser einer Pandemie werden. Wissenschaftler forderten deshalb bereits im März 2025; als sich das Virus in den USA unter Kühen ausbreitete, in einem Artikel in der Fachzeitschrift Science (externer Link), sich jetzt auf eine mögliche H5N1-Pandemie vorzubereiten.

Dazu sei die rasche Verfügbarkeit von Impfstoffen notwendig. Als Voraussetzung dafür müssten die Bedingungen bei deren Entwicklung, Produktion und den Tests verbessert werden. Zudem sollte ein weltweites Netzwerk gegründet werden, damit auch Staaten mit mittlerer oder geringer Finanzkraft einen angemessenen Zugang zu den Impfstoffen haben.

In den USA wird die Forschung an der Vogelgrippe H5N1 aber derzeit massiv behindert. Wissenschaftler um den Impfstoff-Experten Florian Krammer appellierten daher im renommierten Fachmagazin The Lancet (externer Link) dringlich an Europa, die Influenza-Forschung hochzufahren, als Präventionsmaßnahme vor einer kommenden Pandemie.

Dieser Artikel ist erstmals am 14.03.2025 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel aktualisiert und erneut publiziert.

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