"Das Radlklima in Bayern ist weiter unbefriedigend" – so lautet das knapp zusammengefasste Ergebnis des aktuellen Fahrradklima-Tests des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC). Rund 213.000 Radfahrerinnen und Radfahrer wurden deutschlandweit befragt, wie sie das Miteinander im Verkehr empfinden und wie sicher sie sich auf den Straßen fühlen.
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Das Ergebnis für Bayern: Der Freistaat sei noch "weit entfernt von einem echten Fahrradland". Die größten Probleme bleiben laut ADFC zu schmale und zugeparkte Radwege und ein fehlendes Sicherheitsgefühl.
ADFC: "Viele Radfahrer fühlen sich unsicher"
"Viele fühlen sich tatsächlich unsicher und das wurde auch von sehr vielen Menschen als der wichtigste Faktor genannt", erklärt Eva Mahling vom ADFC Bayern die Umfrageergebnisse. Und dieses subjektive Sicherheitsgefühl habe auch große Auswirkungen darauf, ob Menschen letztendlich bereit seien, aufs Rad umzusteigen: "Was für einige ein Ärgernis ist, das ist für andere ein Hemmnis". Mahling fordert deshalb die Kommunen auf, weiterhin den Ausbau des sicheren Radverkehrs voranzutreiben.
Beispiel München: Wenn der Radlweg plötzlich in die Fahrbahn mündet
Ein Beispiel für eine nicht ungefährliche Situation für Radlfahrende findet sich mitten in München an einer vielbefahrenen Kreuzung in der Nähe des Goetheplatzes: An der Einmündung zur Kapuzinerstraße endet nach wenigen Metern plötzlich der Fahrradweg und geht direkt in die Fahrbahn über, ohne weitere Kennzeichnung. Bei einem Ortsbesuch hat sich zufällig genau an der Stelle auch noch eine große Pfütze gesammelt. Die meisten Fahrradfahrer wichen deshalb aus und kamen dadurch noch weiter in die Straße rein. Und die Autos zogen mit Tempo 50 an der engen Stelle vorbei.
Fahrradklima-Test: Durchschnittliche Noten für viele bayerische Städte
Wegen Situationen wie dieser schneidet München beim Fahrradklima-Test mit einer Note von 3,9 zum zweiten Mal in Folge eher durchschnittlich ab. Laut ADFC kommt in der Landeshauptstadt der Ausbau der Rad-Infrastruktur nicht schnell genug voran und deshalb seien viele Radfahrende weiterhin frustriert.
In Nürnberg (Note 4) sieht die Situation ähnlich aus. Dennoch bezeichnet der ADFC die fränkische Stadt als "Aufholer" aufgrund einer leichten Verbesserung. Beim vorherigen Fahrradklima-Test wurde Nürnberg noch mit 4,2 benotet.
Schaut man auf die gesamte deutschlandweite Erhebung des ADFC, ordnen sich die bayerischen Städte und Gemeinden meist im Mittelfeld ein. Die Landeshauptstadt ist immerhin Platz fünf von 15 untersuchten Städten mit mehr als 500.000 Einwohnern. Nürnberg landet auf Platz acht.
Unter den kleineren Großstädten ist Erlangen die am besten bewertete Stadt. Fürth und Ingolstadt liegen auf Platz fünf und sieben von 42 in dieser Kategorie. Schlechter sieht es dagegen in den mittleren und kleinen Städten in Bayern aus: Hof und Passau landen mit Noten von 4,8 und 4,6 auf dem letzten, beziehungsweise vorletzten Platz in ihrer Größengruppe.
Grafik: Wie haben die bayerischen Städte beim Fahrradklima-Test abgeschnitten?
Keine guten Noten für bayerische Städte
Insgesamt haben viele kleine Städte in NRW, aber etwa auch Tübingen in Baden-Württemberg, Einsen und Zweien vor dem Komma. Bayern kommt über befriedigend nicht hinaus. Am besten abgeschnitten haben die kleine Stadt Neuried bei München (Note: 3) und Erlangen (Note: 3,1). Ganz hinten liegen die Stadt Hof (Note: 4,8), Bad Endorf bei Rosenheim (Note: 4,8) und Scheßlitz bei Bamberg (Note: 4,6).
Beispiel Geretsried: Gut ausgebaute Wege, Abstellplätze, Repair-Station
Trotz der mäßigen Ergebnisse insgesamt gibt es auch positive Entwicklungen in Bayern: In Geretsried zum Beispiel hat sich aus Sicht des ADFC in den vergangenen Jahren einiges getan. Auch weil die Stadt Personal und Geld bereitstellt, um den Radverkehr voranzubringen.
Alexandra von Alvensieben ist dort seit zweieinhalb Jahren als Mobilitätsmanagerin angestellt und erklärt, dass die Stadt eng mit dem Ortsverband des ADFC zusammenarbeite. "Wir haben uns einfach alles angeschaut, was hier ein bisschen kritisch ist, was aktualisiert werden muss, was verbessert werden könnte".
So gibt es dort nicht nur viele gut ausgebaute Wege, sondern auch Radl-Parkplätze direkt an der Bushaltestelle und eine Repair-Station, wo Reifen aufgepumpt oder Schrauben nachgezogen werden können. Ein paar Baustellen gibt es in der Stadt zwar noch immer (Note 3,7); von Alvensieben will sich aber dafür einsetzen, dass sich Geretsried beim nächsten Fahrradklima-Test noch einmal verbessert.
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