Mohammad Mayar musste von Herat in Westafghanistan vor der Taliban fliehen – mittlerweile hat er Asyl in Marktheidenfeld.
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Mohammad Mayar musste von Herat in Westafghanistan vor der Taliban fliehen – mittlerweile hat er Asyl in Marktheidenfeld.

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Afghanische Ortskraft in Marktheidenfeld: Der lange Weg zum Asyl

Afghanische Ortskraft in Marktheidenfeld: Der lange Weg zum Asyl

Afghanische Ortskräfte, die Jahre für Deutschland und Partnerorganisationen gearbeitet haben, sollten in Deutschland Asyl bekommen. Ein guter Wille, der auf eine festgefahrene europäische Asylpolitik trifft, wie dieser Fall aus Marktheidenfeld zeigt.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Der 31-jährige Mohammad Mayar aus Herat in Westafghanistan hatte einen Traum: Eines Tages wollte er Kultusminister werden. Das ist ambitioniert, das weiß er selbst, aber er hatte bereits jahrelang in der Entwicklungshilfe gearbeitet und sah dabei erste Erfolge. Gerade als er bei einer Organisation, die Menschen mit Behinderung hilft, als neuer Büroleiter durchstarten wollte, marschierten die Taliban in seiner Stadt ein. Die Erziehungsarbeit mit Kindern an Schulen – bis dahin sein ganzer Stolz – wird ihm auf einen Schlag zum Verhängnis – Mayar musste fliehen.

Zusammen mit seiner Frau und seinem kleinen Sohn machte er sich auf den Weg, über 1.000 Kilometer in die afghanische Hauptstadt Kabul. Schon der Weg dorthin, sagt Mayar, sei ein großes Risiko gewesen. Noch dazu, weil er zwar von seinem Arbeitgeber gesagt bekam, er würde ihn bei der Flucht unterstützen, sich die Ereignisse im Land dann aber überschlugen. Mayar zeigt ein Dokument, in dem die US-Regierung den Mitarbeitern der Nichtregierungsorganisation (NGO) eine Ausreise nach Uganda verspricht – dazu stehe man mit der Regierung des westafrikanischen Landes in Kontakt. Es kam anders.

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Evakuierung aus Afghanistan: Einfach nur hier raus

Mayar war in dem Moment nur wichtig, dass er und seine Familie in Sicherheit gebracht wurden. "Als ich mit meiner Familie und so vielen anderen Menschen im Flughafen war, gab es direkt davor einen Bombenanschlag", sagt er. "Wir hatten so viel Angst." Auch die Möglichkeit, dass man sie ganz am Flughafen zurücklassen würde, schien ihnen mit jeder Stunde wahrscheinlicher.

Nach stundenlangem Ausharren im Chaos von Kabul wurde die kleine Familie zunächst ins Nachbarland Pakistan gebracht. Dort hieß es, dass sie eine Militärmaschine mit nach Europa nehmen könne. Das Paar habe am Flughafen jedoch nicht einmal gewusst, wohin der Flieger überhaupt geht, in den es dann stieg. Die Maschine landete in Rom.

Eine Einreise mit Folgen

"Das Wichtigste war, am Leben zu sein und in Sicherheit zu sein", sagt Mayar. Am Flughafen in Rom Fiumicino nahmen Beamte dann die Fingerabdrücke der Familie. Ein Prozedere mit Folgen – doch das war der Familie bei der Einreise noch nicht bewusst.

Nach einer kurzen Zeit in einer Flüchtlingsunterkunft bei Mailand fuhr Mayar mit seiner Frau nach Deutschland weiter. Denn er hatte ja für eine Hilfs-Organisation gearbeitet, die direkt vom Bundes-Entwicklungsministerium gefördert wird. Sie kommen zunächst in der Anker Einrichtung in Geldersheim bei Schweinfurt unter.

"Zehn Monate lang war alles unklar", sagt er. Er wusste nicht, was passieren wird, ob er in Deutschland bleiben kann oder wegen des Dublin-Verfahrens nach Italien abgeschoben wird. "Im zuständigen Bundesamt hat man mir gesagt – wenn du direkt von Deutschland evakuiert worden wärst, hättest du schon jetzt Asyl", so Mayar.

Was die Dublin-Verordnung bezwecken soll

Laut der Dublin-Verordnung ist zunächst immer der Mitgliedstaat für den Asylantrag verantwortlich, über den Geflüchtete die EU zuerst betreten haben. So soll unter anderem verhindert werden, dass mehrere EU-Länder einen Asylantrag gleichzeitig prüfen.

Dass die Verordnung in der Praxis Probleme mit sich bringt, zeigt sich an Mayars Fall. Er wollte nicht nach Italien zurück, weil die Bedingungen für Familien mit Kindern dort schlecht sind – das bestätigen zahlreiche Flüchtlingsorganisationen in aktuellen Dokumentationen.

Zustände für Geflüchtete in Italien "prekär"

Adriana Romer beobachtet für die Schweizerische Flüchtlingshilfe (SFH) die Situation von Geflüchteten in Italien – speziell für Personen, die per Dublin-Verordnung dorthin zurückgeschickt werden: "Also die Zustände sind prekär, die Unterbringung ist sehr schwierig", sagt sie. Etwa 75 Prozent der Zentren seien ursprünglich nur als vorübergehende Notfallzentren geschaffen worden und niemals als langfristige Lösung – inzwischen seien sie fester Bestandteil des Systems.

"Wenn man bedenkt, dass die Leistungen des Staates gekürzt wurden und dann noch ein gewinnorientiertes Unternehmen diese Zentren führt, dann kann man sich die Bedingungen ungefähr vorstellen", so Romer. Als Beispiel nennt sie die psychologische Betreuung von Geflüchteten: Diese betrage pro Woche pro Person sieben Minuten. Für die SFH sei das eine reine Pro-Forma-Geschichte.

BAMF verweist auf bestehende Verträge

Das zuständige Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) verweist auf Anfrage von BR24 lediglich auf bestehende Verträge: "Da es sich bei Italien um einen Mitgliedstaat der Europäischen Union handelt, ist davon auszugehen, dass in Italien die Anwendung der Genfer Flüchtlingskonvention (GFK) und der Europäischen Konvention zum Schutz der Menschenrechte und Grundfreiheiten (EMRK) sichergestellt ist."

SFH: Dublin-Rückkehrer verlieren Recht auf Unterbringung

Vor allem Menschen wie Mohammad Mayar, die zuerst in Italien registriert wurden und dann weiterreisten, haben laut Romer in Italien ein großes Problem: Wenn sie nach Italien zurückkommen, hätten sie das Recht auf Unterbringung verloren und seien aus dem System ausgeschlossen. "Also ohne Anwalt ist es kaum möglich", sagt Romer. "Das ist Strafe, wenn man so will, für das Verlassen der Unterkunft".

Überstellende Länder wie Deutschland verweisen dann auf Garantien, die man sich von Italien einhole, dass eine Unterbringung gewährleistet sei. Der SFH lägen aber auch mit diesen Garantien Fälle vor, bei denen keine Unterbringung bereitgestellt wurde.

Für Mayar und seine Familie ging es in eine Unterkunft im unterfränkischen Marktheidenfeld weiter. Es begann eine lange Zeit des Wartens. Er durfte nicht arbeiten und fürchtete, jederzeit zusammen mit seinem Kind und seiner schwangeren Frau zurück nach Italien abgeschoben zu werden. Dort hätte er dann sogar auf der Straße landen können, meint Adriana Romer.

In Deutschland erhält Mayar rasch Asyl

So weit ist es jedoch nie gekommen. Vor kurzem ist die Frist einer Überstellung abgelaufen, seither war Deutschland auch offiziell für sein Asylgesuch zuständig. Asyl habe er dann auch rasch erhalten – für drei Jahre. "Jetzt bin ich glücklich", sagt er. "Ich danke der Bundesregierung für diese Chance. Jetzt kann ich meine berufliche Arbeit fortsetzen. Ich kann die Sprache lernen, ich kann hier arbeiten." Mohammad Mayars großer Wunsch ist, Afghanistan wiederaufzubauen – bis dahin will er in Deutschland im Bildungswesen arbeiten.

Mohammad Mayar und sein kleiner Sohn an der Mainpromenade in Marktheidenfeld.
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Mohammad Mayar und sein kleiner Sohn an der Mainpromenade in Marktheidenfeld.

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