Bayerns Energieminister Hubert Aiwanger (FW) benutzt eine Wasserstofftankstelle auf der IAA Mobility 2021.
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Bayerns Energieminister Hubert Aiwanger (FW) benutzt eine Wasserstofftankstelle auf der IAA Mobility 2021.

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Erdgas fließt wieder reichlich – Wasserstoff bleibt schwierig

Erdgas fließt wieder reichlich – Wasserstoff bleibt schwierig

Die Energiekrise beim Erdgas sei weitgehend überwunden, wie Bayerns Wirtschaftsminister Aiwanger im Landtag verkündete. Den von ihm gewünschten Übergang zu Wasserstoff macht das jedoch nicht leichter, sondern schwieriger.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

In Sachen Erdgasversorgung läuft es gut – sie ist so sicher, dass die gesetzlichen Regeln für den Speicher-Füllstand im Winter wieder gelockert werden können. Die Versorgung mit flüssigem Erdgas (LNG) über die von der Ampelregierung aus dem Boden gestampften Terminals und europäische Seehäfen funktioniere, berichtete Bayerns Energieminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) im Wirtschaftsausschuss des Landtags. Auch der Erdgaspreis sei im Großhandel dadurch mittlerweile wieder auf einem "recht bezahlbaren Niveau".

Billiges Erdgas macht es dem Wasserstoff schwer

Dies nützt zwar der inflationsgeplagten Bevölkerung und der Wirtschaft. Aber es habe auch einen Nebeneffekt, so Aiwanger: "Wenn die Fossilen weiter im Preis günstig bleiben und keine Versorgungsengpässe zu befürchten sind, wird es natürlich die Wasserstoffwelt schwieriger haben hochzufahren." Der Übergang zu Wasserstoff als Energieträger der Zukunft ist Aiwanger schon lange ein besonderes Anliegen.

Der Minister wünscht sich Bayern als eine "Spinne im Netz" europäischer Wasserstoff-Fernleitungen. In den vergangenen Jahren hat er immer wieder potenzielle Wasserstoff-Lieferantenländer besucht, von Norwegen bis Nordafrika. Eine Delegation aus Australien war bei ihm im Ministerium. Überall wurde prinzipielles Interesse signalisiert – aber: "Jetzt müssen wir eine Nachfrage generieren, sonst bekommen wir kein Angebot", erläuterte Aiwanger. "Das klassische Henne-Ei-Problem."

Künftiger Wasserstoffbedarf der Industrie hängt vom Preis ab

Bayerische Industriebetriebe mussten Fragebogen nach ihrem künftigen Wasserstoffbedarf ausfüllen. In dieser Rechnung gibt es jedoch vor allem eine große Unbekannte: den künftigen Preis von Wasserstoff. "Die Preisfrage ist die Gretchenfrage“, fasst Aiwanger die Lage zusammen: "Wenn der Wasserstoff billig ist, wollen ihn alle, wenn er teuer ist, liegt die Nachfrage bei null." Wenn Erdgas leicht zu haben ist, liegt die Latte für den Wasserstoff entsprechend höher.

Wenn auch Subventionen nicht helfen

Die Staatsregierung versucht, mit Förderprogrammen den Einstieg in eine Wasserstoffwirtschaft anzureizen. Doch auch das gestaltet sich derzeit schwierig. Während Bayern inzwischen Förderbescheide für knapp 30 Wasserstofftankstellen ausgestellt hat, machen auf dem freien Markt laut Aiwanger die ersten wieder dicht. Abgeordnete berichten im Wirtschaftsausschuss aus ihren Stimmkreisen, dass Investoren teilweise abzuspringen drohen und Wasserstofftankstellen dann trotz der Förderzusage am Ende möglicherweise nicht gebaut werden.

Ähnlich sieht es beim Elektrolyseur-Programm des Wirtschaftsministeriums aus. Solche Apparate zur Wasserstoffherstellung aus erneuerbarem Strom wünschte sich Aiwanger ursprünglich in jedem bayerischen Landkreis. Immerhin Förderbescheide für 23 Elektrolyseure, recht gleichmäßig auf Bayern verteilt, hat das Wirtschaftsministerium ausgestellt, in Höhe von 110 Millionen Euro. Gebaut ist jedoch noch keiner davon. In der Regel, weil es vor Ort an Nachfrage fehlt.

Aiwanger stellt nun ein weiteres 30-Millionen-Programm für wasserstoffbetriebene Lkw in Aussicht. Er setze im Übrigen seine Hoffnung auf die Bundesregierung – sowohl in Sachen Förderprogramme für Fahrzeuge als auch für die internationale Wasserstoffbeschaffung.

Grüne: Batteriebetrieb oft billiger

Der Grünen-Abgeordnete Martin Strümpfig kritisiert, die Staatsregierung konzentriere sich zu sehr auf Wasserstoff und vernachlässige andere Bereiche der Energiewende. Beim Antrieb für Lkw hätten Elektromotoren den Wasserstoff mittlerweile weitgehend abgehängt. Außerdem sei die durch Aiwanger betriebene Relativierung der Klimaziele schädlich: "Wenn wir die weiterhin hinausschieben, fehlt der Anreiz für die Firmen. Dass klar ist, 2040 oder 2045 ist die Reise mit fossilem Erdgas zu Ende."

Aiwanger: Wirtschaft geht vor Klimaschutz

Wirtschaftsminister Aiwanger indes betont: Mit ihm werde es nur so viel Klimaschutz geben, wie sich die Unternehmen leisten können. "Wenn wir nur Klima machen, bekommt Wasserstoff den vollen Durchbruch, aber die Wirtschaft ist weg." Die Wettbewerbsfähigkeit habe für ihn oberste Priorität.

Dieser Artikel ist erstmals am 8. Mai 2025 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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