Ganz vorsichtig dreht Jürgen Stuhler an der großen Spule. Während er das dicke Stahlseil so langsam abwickelt, ziehen es die anderen Schritt für Schritt den Hügel hinauf. 170 Meter lang. In Moosbach, einem kleinen Dorf südlich von Kempten, baut er mit vielen Helfern den kleinen Seil-Lift auf. Den ganzen Sommer über grasen hier Kühe. Deshalb muss der Lift immer wieder aufs Neue im Frühling ab- und im Spätherbst aufgebaut werden.
Ein Skilift mit Tradition
44 Jahre gibt es den Lift jetzt schon in Moosbach, das auf rund 900 Metern im Landkreis Oberallgäu liegt. Jürgens Vater, Hubert, hatte die Anlage 1981 organisiert und nach Moosbach gebracht. Für ihn ist es eine Herzensangelegenheit: Er finde es gut, "wenn die Kleinen wieder Skifahren lernen können".
Ein Dorf hält zusammen
Vor drei Jahren aber stand der Lift vor dem Aus. Erst kam Corona, dann die Frage, ob sich der Betrieb für den Sportverein TSV Moosbach überhaupt noch lohnt. Eine Lösung musste her.
Seither packt der Ort gemeinsam an, wie Florian Böck aus dem Skilift-Team erklärt: "Wir sind circa 17 Familien, die den Liftdienst am Wochenende übernehmen. Und unter der Woche haben wir sehr gute Rentner – wir machen das alles ehrenamtlich – und das macht richtig Spaß."
Teamarbeit ist alles
Der Zusammenhalt ist auch beim Aufbau merkbar. 18 Leute sind gekommen, am ganzen Hang wird gewerkelt: Das Seil mit den Bügeln zum Festhalten und Hochziehen lassen wird stramm gezurrt, das Lifthäuschen aufgestellt; die Stromleitung für den Lift verlegt, Pfähle für den Zaun werden eingeschlagen. An alles wird gedacht. Jürgen Stuhler freut sich - es läuft wie geschmiert: "Super! Viele Hände, schnelles Ende."
Andernorts ist schon alles bereit
In Grasgehren – keine 40 Kilometer weiter südlich – stehen hingegen alle schon in den Startlöchern. Die Lifte sind bereits überprüft, alle Bügel eingehängt, die Schneekanonen aufgestellt. Jetzt fehlt nur noch der Schnee. Auf rund 1.400 Metern Höhe sind alle Hänge noch grün. Das aber soll sich diese Woche ändern. Bergbahn-Chef Jörn Homburg wartet aber nicht nur auf Schnee, auch die Temperaturen müssen kalt sein: "Je kälter und trockener, desto besser können wir Schnee produzieren, je mehr Naturschnee fällt, desto mehr hilft es uns."
Wenn alles nach Plan läuft, soll hier noch Ende November der erste Skilift in Betrieb gehen. Zunächst immer Freitag bis Sonntag, ab Mitte Dezember dann wohl das komplette Skigebiet für die gesamte Woche. Der größte Wunsch für die Saison von Bergbahn-Chef Homburg ist, dass das oft typische "Weihnachts-Regenwetter" in diesem Jahr ausfällt, und der üblicherweise Anfang Dezember kommende, schöne Schnee, bleibt.
Start der Saison nicht ohne Änderungen
Allerdings müssen die Preise angepasst werden. Während die anderen Skigebiete ihre Preise zur laufenden Saison um etwa drei bis fünf Prozent steigern, habe man in Grasgehren in diesem Jahr einen höheren Sprung machen müssen, betont Homburg. "Wir haben in der Vergangenheit gelernt, dass wir mit unseren günstigen Preisen wirtschaftlich gesehen nicht überleben können." Für Erwachsene kostet eine Tageskarte künftig 43 Euro, Kinder müssen 22,50 Euro bezahlen. Damit, so Homburg, gehöre man immer noch zu den billigeren Skigebieten im Allgäu.
Vorfreude vertreibt Schweißperlen
In Moosbach wird der Sonnenschein noch für die letzten Vorbereitungen genutzt. Nach gut zwei Stunden läuft der Lift! Die Tradition kann auch dieses Jahr fortgeführt werden. Jürgen Stuhler ist sich sicher: "Sobald es schneit, geht's los."
Dieser Artikel ist erstmals am 16. November 2025 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.
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