Bagheera ist ein Serval mit Kohldampf. Fauchend macht die sandfarbene, gefleckte Raubkatze klar, dass sie Fleisch haben will. Manuel Buck wirft ihr ein Stückchen ins Gehege und Bagheera schnappt sich die Beute.
Seine ersten Lebensmonate verbrachte das Serval-Männchen in einer Mietwohnung ohne Freigang. Für den Leiter des Raubtier- und Exotenasyls im Ansbacher Ortsteil Wallersdorf vollkommen unverständlich. "Als Kitten sind die supersüß und kuschelig", sagt Manuel Buck. "Aber sobald die Tiere erwachsen werden und so werden, wie sie sein sollen, und zwar wild, dann wird’s zum Problem."
Weil es viele Servale auf dem Schwarzmarkt gibt, macht sich der Tierpfleger kaum Hoffnung, dass er Bagheera in fachkundige Hände vermitteln kann, die ihm auch noch ein Gehege bieten können. Und neben Ansbach gibt es in Deutschland nur zwei weitere Raubtierasyle. Wenn die voll sind, eine Vermittlung nicht gelingt und auch kein Zoo eine beschlagnahmte Raubkatze aufnehmen kann, bleibt als letzte Möglichkeit nur das Einschläfern des Tiers. Besonders bei gefährlichen Raubkatzen wie Tigern ist das ab und an schon passiert.
Raubkatzen verursachen hohe Kosten
Bagheera wird wohl sein Leben im Ansbacher Raubtierasyl verbringen – und dadurch hohe Kosten verursachen. Rund 20.000 Euro benötigt der Trägerverein pro Monat, sagt Manuel Buck, damit Bagheera und all die anderen Raubkatzen artgerecht gehalten werden können. Neben dem Serval leben unter anderem auch ein Tiger, ein Karakal, eine Ginsterkatze, zwei Luchse und mehrere Frettchen hier.
Verpächter tauschte Schlösser zu Tigercafé aus
Die wichtigste Einnahmequelle für das Raubtierasyl ist ein Tag der offenen Tür, der einmal im Monat im "Tigercafé" stattfindet – ein Raum in einem Wohnhaus am Eingang zu den Gehegen. Kaffee, Kuchen und Selbstgemachtes wird hier an die Besucherinnen und Besucher verkauft. Doch das "Tigercafé" ist seit Anfang Juli dicht.
Der Verpächter hat eines Nachts die Schlösser austauschen lassen. Die Vorräte für den Tag der offenen Tür waren damit versperrt, und die Veranstaltung musste ausfallen – ein bitterer Verlust für den Verein. Er hat deshalb am Landgericht Ansbach Klage gegen den Verpächter eingereicht. Kürzlich trafen sich beide Parteien zu einer ersten Verhandlung. Eine Einigung gelang bei diesem Termin nicht.
Keine klare Regelung im Pachtvertrag
Aus Sicht des Verpächters ist das "Tigercafé" kein Teil des Pachtvertrags und darf deshalb nicht genutzt werden. Der Verein sieht das anders: Seit Jahren werde der Raum mitgenutzt.
Das Problem: Der Pachtvertrag ist bloß eine halbe Seite lang und wurde vor vielen Jahren handschriftlich verfasst. Details sind darin nicht geregelt. Das "Tigercafé", beziehungsweise das Haus, in dem es untergebracht ist, wird darin gar nicht erwähnt. Der Vereinsvorsitzende Manuel Buck würde sich gerne einigen, aber "einen schriftlichen Pachtvertrag möchte unser Verpächter nicht", berichtet er. "Deswegen müssen wir das jetzt einfach vor Gericht machen, damit wir endlich wissen, was dürfen wir und was dürfen wir nicht."
Landgericht Ansbach muss entscheiden
Der Verpächter selbst will kein Interview geben. Auf Anfrage des Bayerischen Rundfunks erklärte er schriftlich: "Zu dem Verfahren will ich mich nicht äußern. Ich möchte die Entscheidung des Gerichts abwarten."
Das Landgericht Ansbach wird wohl erst in einigen Wochen ein Urteil fällen. Bis dahin bleiben das "Tigercafé" zu, die Einnahmen aus – und die Zukunft des Raubtier- und Exotenasyls in Ansbach ungewiss.
Serval Bagheera lebt seit zweieinhalb Jahren im Raubtier- und Exotenasyl in Ansbach.
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