Ein Kind schläft in einer Hängematte. Auf einem Tisch stehen eine Wärmflasche, Hustensaft, Fieberthermometer und eine Tasse Tee.
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Besonders Kinder sind aktuell von Atemwegserkrankungen betroffen.

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Praxen sind voll: Viele Atemwegserkrankungen bei Kindern

Praxen sind voll: Viele Atemwegserkrankungen bei Kindern

Grippe, Corona, RS-Viren, Keuchhusten: Die Erkältungswelle scheint Bayern fest im Griff zu haben. Betroffen sind vor allem Kinder, die manchmal gleich mehrere Erreger auf einmal im Rachen haben. Am schwersten trifft es die Kleinsten.

Die Augsburger Kinderarztpraxis von Christian Voigt ist voll: "Die Erkältungswelle trifft uns mit voller Wucht", sagt er im BR-Interview. Und welche Keime sich im Rachen der Kinder tummeln, kann der Kinderarzt auch mit ziemlicher Sicherheit sagen: "Wir haben seit einigen Monaten sogenannte Virus- und Bakterienpanels, mit denen wir mit einem Abstrich viele Erreger nachweisen können".

Erkältungswelle: Auch RKI meldet Anstieg

In der Praxis habe man somit einen starken Anstieg von RS-Viren, Influenza und Keuchhusten festgestellt. "Es ist schon erstaunlich, was die Kinder teilweise auch gleichzeitig in ihrem Rachen haben. Der Spitzenreiter hatte sechs verschiedenen Keime auf einmal", so Voigt.

Den Eindruck, dass besonders Ende Januar die Atemwegsinfektionen zugenommen haben, hat auch das Robert-Koch-Instituts (RKI) in seinem Wochenbericht bestätigt. Besonders die Influenza-Aktivität in allen Altersgruppen soll laut RKI Ende Januar nochmal zugenommen haben. Bei Atemwegserkrankungen sind insbesondere Schulkinder im Alter von fünf bis vierzehn Jahren betroffen. Vorherrschend sind Influenzaviren gefolgt von RS-Viren. Coronaviren sind laut RKI zurzeit rückläufig.

Atemwegserkrankungen füllen bayerische Arztpraxen

Voigt warnt bei akuten Verläufen bei RSV-Infektionen: "Ganz schlimm betrifft es die Kleinsten, die Babys. Diese haben eine komplizierte Form der Lungenbeteiligung und müssen meist ins Krankenhaus." Der Anteil der RSV-Infektionen, die im Krankenhaus behandelt werden müssen, ist laut RKI mit 60 Prozent bei Kleinkindern unter zwei Jahren aktuell besonders hoch.

Auch in Bayern täuscht der Eindruck nicht, dass die Praxen zurzeit ungewöhnlich voll sind. Das bestätigt auch Wolfgang Ritter, Vorsitzender des Bayerischen Hausärzteverbandes: "In den Hausarztpraxen in Bayern beobachten wir aktuell weiterhin eine hohe Inanspruchnahme aufgrund von Infekten."

LGL: Grippewelle hält an, Corona-Zahlen rückläufig

Das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) in Erlangen meldet auch für Bayern derzeit steigende Influenza- und sinkende Corona-Zahlen. Von Anfang Oktober 2023 bis Ende Januar 2024 seien im Freistaat 14.365 Influenza-Fälle gemeldet worden. Auch RSV-Erkrankungen nehmen laut LGL derzeit zu - und zwar in allen Altersklassen.

Laut LGL ist die Zahl der gemeldeten Influenzafälle in der aktuellen Saison 2023/2024 aber deutlich niedriger als in der vorangegangenen. So seien in der Saison 2022/2023 in den entsprechenden Wintermonaten 56.771 gemeldete Fälle von Influenza verzeichnet worden.

Bei diesen Symptomen sollten Kinder zum Arzt

Der aktuell zu beobachtende Anstieg bei akuten Atemwegsinfektionen sei eine für diese Jahreszeit übliche Entwicklung. Dass die Fallzahlen in der aktuellen Saison deutlich niedriger seien als in der vergangenen könnte sich nach Einschätzung des LGL durch eine "in dieser Saison bessere Grundimmunität in der Bevölkerung" erklären, heißt es. Durch einige der Corona-Präventionsmaßnahmen während der Pandemie, wie zum Beispiel das Tragen von Masken und das Abstandhalten, sei auch die Zirkulation anderer respiratorischer Viren reduziert worden. Dies wiederum könnte zu Immunitätslücken bei anderen Atemwegserkrankungen geführt haben und erkläre somit den Nachholeffekt besonders in der vergangenen Saison, so das LGL.

Anhand der Symptome lassen sich die Infektionen kaum unterscheiden und manchmal sorgen gleich mehrere Erreger gleichzeitig für Fieber, Gliederschmerzen und Husten. Vor allem bei kleinen Kindern kann es manchmal schwer sein, einzuschätzen, wann ein Arzt aufgesucht werden sollte. Der Kinderarzt Voigt rät besonders bei sehr hohem Fieber und rasch ansteigenden Symptomen zum Gang in die Praxis. Wenn Kinder Schmerzen haben, nicht mehr spielen wollen und vor allem nicht mehr trinken, seien das dringende Warnzeichen, so Voigt.

Ist eine Grippe-Impfung bei Kindern sinnvoll?

Um sich vor Infektionen zu schützen, rät Wolfgang Ritter zu den bekannten Infektionsschutzmaßnahmen aus der Corona-Pandemie: "Regelmäßiges und gründliches Händewaschen oder Abstand halten beziehungsweise das Tragen einer FFP2-Maske vor allem in geschlossenen Räumen mit vielen Menschen sind bewährte, vorbeugende Maßnahmen." Risikogruppen rät er außerdem zu eine Grippeimpfung, da er davon ausgeht, dass die Infektionszahlen noch weiter steigen werden.

Christian Voigt rät auch zur Impfung bei Kindern, obgleich es von der Ständigen Impfkommission (Stiko) für diese Altersgruppe bislang keine Impfempfehlung gibt: "Kinder sind mitverantwortlich, dass die Grippewelle sehr weit rollt", so Voigt. "In Bayern besteht durch die Krankenkassen die Möglichkeit, Kinder gegen Grippe impfen zu lassen."

Dieser Artikel ist erstmals am 02.02.2024 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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