Stück aus den Römerfunden im Augsburger Stadtteil Oberhausen.
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Spektakuläre Funde aus der Römerzeit in Augsburg

Spektakuläre Funde aus der Römerzeit in Augsburg

Archäologen haben im Augsburger Stadtteil Oberhausen den bislang ältesten Militärstützpunkt der Römer in Bayern nachgewiesen. Fast eine halbe Tonne an Münzen, Waffen und Werkzeugen könnten nun zeigen, wie die Stadt Augsburg entstanden ist.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Wer in Augsburg die Erde aufgräbt, zum Beispiel um ein Haus zu bauen, muss immer damit rechnen, Überreste aus der römischen Vorgeschichte der Stadt zu finden. Auch bei einer Baustelle im Augsburger Stadtteil Oberhausen lag die Vermutung nahe, dass man dort auf römische Überreste stoßen würde. Die Funde, die die Archäologen nun der Öffentlichkeit präsentierten, haben aber selbst Experten überrascht.

Waffen und Geschirr aus der Zeit vor Christus

Fast eine halbe Tonne Material haben die Archäologen bei den Ausgrabungen aus dem Boden geholt: vor allem Waffen, Werkzeuge, Münzen und Geschirr, aber auch den Eisenring eines Wagenrades mit über einem Meter Durchmesser. Auch 800 Münzen und Import-Keramik sind unter den Fundstücken. Diese Stücke werden auf eine Zeit zwischen den Jahren 8 und 5 vor Christus datiert und beweisen damit, dass hier der bislang älteste bekannte Militärstützpunkt der Römer in Bayern lag.

Bedeutendste Entdeckung in Augsburg seit 100 Jahren

Solch eine bedeutende Entdeckung habe es in der Stadt seit mehr als 100 Jahre nicht mehr gegeben, sagte Sebastian Geirhos, Leiter der Augsburger Stadtarchäologie. Er hofft nun auf viele neue Erkenntnisse. Die Masse an Funden biete ein enormes Potenzial.

Gründungsgeschichte der Stadt Augsburg wird konkreter

Die Gründungsgeschichte Augsburgs wird durch die neuen Funde ein Stück konkreter. Früher hatte die Stadt den römischen Alpenfeldzug im Jahre 15 vor Christus, in dessen Folge die Region besiedelt wurde, als ungefähres Gründungsdatum genannt. Nun kann der Zeitraum des römischen Lagers auf die Jahre 8 bis 5 vor Christus eingegrenzt werden.

Fundstücke bei Wertach-Hochwasser mitgerissen

Allerdings hatte der Standort nur eine etwa zwei Jahrzehnte lange Geschichte. Ungefähr 10 nach Christus wurde er wieder aufgegeben. Grund dafür war vermutlich ein Hochwasser der Wertach, das das angrenzende Lager zerstörte. Den Archäologen zufolge wurden bei diesem Hochwasser viele Fundstücke mitgerissen und dann zwei Jahrtausende unter einer dicken Kiesschicht begraben – und so konserviert.

Aus dem Militärlager wurde die Stadt Augsburg

Die Römer errichteten einige hundert Meter weiter ein neues Lager. In dessen Umfeld entstand dann einige Jahre danach die Stadt "Augusta Vindelicum", die später zur Hauptstadt der römischen Provinz Raetia und dann zum heutigen Augsburg wurde. Die regionale Zuordnung des ausgegrabenen Schmucks zeigt dabei auch, dass die Bewohner der ersten Siedlung nicht nur aus Italien stammten, sondern auch aus Spanien, Nordafrika und Südfrankreich.

Weitere Untersuchung der Funde geplant

Die Auswertung der gefundenen Objekte steht aber noch ganz am Anfang. Jetzt geht es darum, die Fundstücke zu konservieren und weitere Untersuchungen anzustellen. Augsburgs Kulturreferent Jürgen Enninger betont, die Stadt sei stolz auf diesen Fund. Denn die Römer seien identitätsstiftend für die Stadt. Unklar ist allerdings, wo die Funde präsentiert werden können. Denn für das frühere römische Museum sucht die Stadt nach wie vor nach einem neuen Standort.

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