Polizei und randalierende Menschen auf der Straße in Augsburg
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Polizei und randalierende Menschen auf der Straße in Augsburg

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Augsburg verschärft nach Krawallnacht Sicherheitsvorkehrungen

Augsburg verschärft nach Krawallnacht Sicherheitsvorkehrungen

Nach der Krawallnacht am Wochenende verschärft die Stadt Augsburg die Sicherheitsmaßnahmen in der Innenstadt. Das hat Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) bekanntgegeben. Man werde nicht zulassen, dass sich solche Szenen wiederholten.

Über dieses Thema berichtet: BR24live am .

Augsburgs Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) hat nach der Krawallnacht von Augsburg weitere einschränkende Maßnahmen angekündigt.

Dazu gehören die Absicherung des Herkulesbrunnen mit Zugangsbeschränkungen auf maximal 200 Personen. Außerdem wird das Alkohol-to-go-Verkaufsverbot auf 20 Uhr vorgezogen. Das Alkoholkonsumverbot soll ebenfalls ab 20 Uhr außerhalb der Freischankflächen gelten.

Die gastronomischen Flächen sollen dabei allerdings erweitert werden, friedliche Bürger sollten problemlos sitzen und essen und trinken können, so Weber. Darüber hinaus wird der Bereich um die Maximilianstraße für den Autoverkehr sowie den Nahverkehr nun schon ab 18 Uhr gesperrt. Die verschärften Maßnahmen gelten laut Ordnungsreferent Frank Pintsch ab Donnerstag.

Oberbürgermeisterin Weber ist "entsetzt" und verschärft Maßnahmen

"Ich bin entsetzt darüber, was in dieser Nacht passiert ist", sagte Weber auf der Pressekonferenz am Montag. Sie sei selbst langjährige Anwohnerin an der Maxstraße, aber so etwas habe sie noch nicht erlebt. "Das, was in der Nacht auf Sonntag passiert ist, das war in unserer Stadt so noch nicht da," so Weber.

Man habe das Sicherheitskonzept extra in der vergangenen Woche verschärft und zum Beispiel den Verkauf von alkoholischen to-go-Getränken ab 22 Uhr verboten. Am Freitag habe dieses Konzept noch gegriffen, in der darauffolgenden Nacht dann aber nicht mehr.

Rechtfertigungs- und Verharmlosungsversuche, dass man der Jugend nun endlich ihre Freiheiten zugestehen sollte, seien nicht akzeptabel. Weber verwahrte sich außerdem gegen Stimmen, eine solche Situation sei vorhersehbar gewesen.

"Wir werden nicht zulassen, dass sich solche Szenen wiederholen und das positive Bild unser Stadt zerstört wird", stellte Weber klar. Man werde den Krawallmachern nicht das Feld überlassen. Dazu seien "leider" aber weitere einschränkende Maßnahmen nötig, so Weber.

Polizei sieht Verantwortliche nicht unter den Fußballfans

Aus der Sicht des Polizeipräsidenten Schwaben Nord, Michael Schwald, hatten die Ausschreitungen nichts mit den Feierlichkeiten rund um den Sieg der deutschen Nationalmannschaft am Samstagabend zu tun. Stattdessen hätten nur ganz wenige Jugendliche unter dem Deckmantel der Feierlichkeiten Gewalt ausgeübt. Ausgegangen sei die Gewalt immer wieder von Personen am Herkulesbrunnen.

Schwald verurteilte die Straftaten aufs Schärfste, diese seien gravierend, es bestehe nach Sichtung der ersten Videos nach wie vor der Verdacht des Landfriedensbruchs, der mit Geldstrafe oder bis zu drei Jahren Haft bestraft wird. Auch die Beihilfe sei strafbar "und wird von uns verfolgt", es sei bereits eine eigene Ermittlungsgruppe eingerichtet. "Wir verfügen über gutes Bildmaterial und werden jede verfügbare Technik einsetzen und Öffentlichkeitsfahndung einsetzen. Dessen muss sich jeder, der vor Ort war, bewusst sein", so der nordschwäbische Polizeipräsident. Schwald forderte auch Zeugen auf, sich zu melden und Videos zur Verfügung zu stellen. Dazu sei auch ein Portal für Video-Upload eingerichtet worden. Bislang seien, was den gesamten Abend und die Nacht angehe, sieben Tatverdächtige ermittelt worden. Was die "Klientel" der Gewalttäter angehe, wolle man derzeit keine Mutmaßungen anstellen.

Polizei: "Es war eruptiv in der Stimmung"

Der Chef der Polizei Augsburg Mitte, Andreas Schaumaier, berichtete auf der Pressekonferenz vom Ausgangspunkt der Krawalle, nachdem ein Polizist von hinten angegriffen worden sei. Danach habe sich die Gewalt aufgeschaukelt. In der Folge sei es zu über 200 Flaschenwürfen mit Glas- aber auch gefüllten Plastikflaschen auf Polizei- und Rettungskräfte gekommen.

"Es war eruptiv in der Stimmung", so Schaumaier. Rufe wie "All cops are bastards" und "Türkyie" seien von Hunderten von Menschen skandiert worden. Die Polizei habe gehofft, dass sich die Lage beruhigt und deshalb lange abgewartet, so Schaumaier. Doch dann hätten die Personen aus der Deckung heraus Flaschen auf die Beamten geworfen, die Beamten beleidigt, provoziert und sich geweigert, die Fläche um den Herkulesbrunnen zu verlassen. "Obwohl wir dreimal per Lautsprecher die Durchsage gemacht haben, dreimal!", betont Schaumaier.

  • Zum Artikel: Entsetzen bei Polizei und Sanitätern nach Krawallen in Augsburg

Im Video: Pressekonferenz zur Augsburger Krawallnacht

Nach der Krawallnacht am Wochenende verschärft die Stadt Augsburg die Sicherheitsmaßnahmen in der Innenstadt.
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Nach der Krawallnacht am Wochenende verschärft die Stadt Augsburg die Sicherheitsmaßnahmen in der Innenstadt.

Kritik am Vorgehen der Polizei – auch Rettungssanitäter widerspricht

Im Netz wird derweil heiß diskutiert. Manche Partygänger beschweren sich in den Kommentaren auf Instagram über die polizeilichen Maßnahmen, andere halten dagegen und weisen darauf hin, dass die Polizei die Räumung mehrfach per Lautsprecher angekündigt hatte. Ein Rettungssanitäter, der ungenannt bleiben will (Name dem BR bekannt), hat auf die Schilderung seiner Eindrücke der Nacht Hunderte von Reaktionen bekommen.

Er selbst zieht ein kritisches Bild der Partygänger, die der Aufforderung der Polizei nicht Folge leisten wollten. "Die hatten Spaß dabei, alles zu bewerfen, was Blaulicht hat", so der erfahrene Sanitäter, "das war ein Mob, die wollten Randale, die haben das provoziert". Er sei erstaunt gewesen, dass auch viele junge Frauen dabei gewesen seien, "die das lustig fanden und die Männer angestachelt" hätten.

Es seien keine Geflüchteten darunter gewesen, "das waren weiße, gut deutsch sprechende Bürger", auch wenn es immer wieder auch Türkiye-Rufe (Türkei) gegeben habe. Die Augsburger Polizisten hätten indes nicht provoziert, "die sind ganz lange ruhig geblieben, das hätte es so in Berlin oder Hamburg wohl nicht gegeben", mutmaßt der Notfallretter.

Rund 300 Randalierer lieferten sich ab Mitternacht größere Ausschreitungen mit Polizei und Ordnungskräften.
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Rund 300 Randalierer lieferten sich ab Mitternacht größere Ausschreitungen mit Polizei und Ordnungskräften.

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