Die ersten Mädchen im Nachwuchschor der Augsburger Dommusik
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Augsburger Dommusik öffnet ihre Türen für Mädchen

Augsburger Dommusik öffnet ihre Türen für Mädchen

Zum Schuljahresbeginn bricht der weltberühmte Chor der Augsburger Domsingknaben mit einer Tradition. Bisher war der Chor rein männlich, nun bekommen auch Mädchen dort eine Stimme.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

    Wer in den weltberühmten Chor der Augsburger Domsingknaben aufgenommen werden wollte, musste bisher zwei Hürden bestehen: Er musste singen können - und sollte ein Junge sein. So wollte es die Tradition fast 600 Jahren lang.
  • Zum Artikel: Nach fast 1.00 Jahren: Mädchen starten bei Domspatzen
    Mit dem Start des neuen Schuljahres ändern sich die Voraussetzungen. Zwar muss der Domkapellmeister nach wie vor durch gesangliche Qualitäten überzeugt werden. Doch gilt das nun sowohl für Jungen als auch für Mädchen. "Wir freuen uns sehr, dass wir in diesem Jahr mit der Mädchenkantorei starten können. Dazu brauchte es natürlich interessierte Sängerinnen und auf struktureller Ebene musste die Grundbasis erstmal geschaffen werden", sagte Domkapellmeister Stefan Steinemann dem BR.

Erster Jahrgang mit Mädchen gestartet

    Acht Mädchen sind schon dabei – gemeinsam mit rund 20 Jungen. Unter ihnen auch die siebenjährige Olga Bogatzki aus Augsburg. Ihre zwei Brüder singen bereits bei den Domsingknaben, nun erfüllt sich auch für sie ein Traum. "Als wir die Brüder immer hingebracht haben, hab ich schon mit zwei Jahren gesagt: Wenn ich groß bin und auch ein Knabe bin, dann will ich auch zu den Domsingknaben", erinnert sie sich lachend.

Wie die Ausbildung funktioniert

    Die Gründung der Mädchenkantorei erfolgt nicht auf einen Schlag. Das Bistum erklärte, im September beginne zunächst die Neuaufnahme von Mädchen "im Alter von zwei bis sechs Jahren für die musikalische Früherziehung, im Alter von sieben und acht Jahren zu den Nachwuchschören der Dommusik". Dort singen Mädchen und Jungen noch gemeinsam. Erst ab etwa zehn Jahren wechseln die Mädchen in reine Mädchenchöre. Schritt für Schritt soll so unter dem Dach der Domsingknaben eine eigenständige Mädchenkantorei aufgebaut werden. Ziel sei es, auch Mädchen eine hochwertige musikalische Ausbildung und fundiertes liturgisches Wissen zu vermitteln.

Probenalltag mit viel Bewegung

    Die Proben im Nachwuchsbereich sind spielerisch gestaltet. Unter der Leitung von Musikpädagogin Clara Horbach und Stimmbildnerin Judith Werner wird nicht nur gesungen – es wird auch getanzt, geklatscht und gestampft. "Ich freu' mich einfach wahnsinnig, dass wir unser Angebot jetzt auch den Mädchen geben können. Mit Kindern zu singen, die Freude haben, macht immer Freude", sagt Stimmbildnerin Judith Werner.
    Das "Aufnahmeverfahren" ist unkompliziert: ein kurzes Vorsingen von rund 15 Minuten, bei dem Gehörbildung, Melodie- und Rhythmusgefühl geprüft werden. Vorerfahrungen sind nicht zwingend nötig. Für Olga war das kein Problem. Die Musik liegt ihr im Blut. "Bei uns wurde viel gesungen – nicht professionell, aber meine Oma und meine Mama haben viel gesungen. In meiner ganzen Kindheit wurde gesungen. Und: Meine Geschwister und ich haben alle Instrumente gespielt", sagt Mutter Uscha Bogatzki.

Blick nach vorne

    Bis 2026 soll die Mädchenkantorei alle Stufen abdecken: Neben den Nachwuchschören werden dann ein Aufbauchor für Mädchen von neun bis 13 Jahren sowie ein Hauptchor für junge Frauen bis 20 Jahre eingerichtet. Das Bistum Augsburg sieht die Mädchenkantorei als "wesentlichen Bestandteil der kirchenmusikalischen Tradition am Hohen Dom".
    Ein Blick nach Regensburg zeigt: Dort gibt es bei den berühmten Domspatzen schon seit drei Jahren einen Mädchenchor. Augsburg zieht nun nach – und bereitet damit den Weg für eine neue Tradition.
    Für die siebenjährige Olga zählt vor allem eins: die Freude am Singen. Gemeinsam mit ihrer Freundin verlässt sie strahlend die Probe: "Wir haben uns scheckig gelacht, weil wir manchmal ein bisschen rausgesungen haben. Das fanden wir lustig." Strahlend verlässt sie die Probe. Und vielleicht steht auch sie eines Tages auf großen Bühnen der Welt – als Teil der Augsburger Mädchenkantorei.

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