In Bairawies wird keine Asylbewerberunterkunft gebaut. Damit rückt der Freistaat von den umstrittenen Plänen eines Investors ab, eine Containersiedlung für mehr als 120 Geflüchtete in dem Ort im Landkreis Bad Tölz–Wolfratshausen zu bauen – einem Dorf mit gerade mal 280 Einwohnerinnern und Einwohnern. Schon seit Langem gab es Widerstand gegen die Pläne des Landratsamts. Sogar eine Bürgerinitiative hatte sich gegründet, um die Flüchtlingsunterkunft zu verhindern. Nun hat das Landratsamt bekanntgegeben: Die Pläne sind vom Tisch.
Ministerium sieht Projekt als unwirtschaftlich an
Der Bau einer Asylunterkunft in modularer Bauweise für 120 Personen sei nicht mehr wirtschaftlich, so das Bayerische Innenministerium. Die Kosten stünden nicht mehr im richtigen Verhältnis zum Bedarf an Asylunterkünften. Das Landratsamt teilt deshalb mit: Die Planungen für die Containersiedlung in Bairawies werden nicht weiter umgesetzt, der Bauantrag sei obsolet geworden.
Bürgermeister Josef Hauser (Freie Wähler) zeigt sich auf Anfrage des BR zufrieden. "Ich habe mich über die Entscheidung gefreut. Meines Erachtens hat es sich damit erledigt", erklärt Hauser.
Bürger über Parteigrenzen hinweg gegen Unterkunft
Auch viele Einwohner des 280-Seelendorfes, das zur Gemeinde Dietramszell gehört, dürften aufatmen. Sie hatten sich lange gegen die geplante Flüchtlingsunterkunft gewehrt – quer durch die politischen Lager. Der grüne Ortsvorsitzende Wolfgang Köster hatte sogar eine Bürgerinitiative ins Leben gerufen, den Verein "Bairawies aktiv". Nicht nur, weil es in dem kleinen Dorf keine Infrastruktur für die Versorgung von 128 Flüchtlingen gebe, sondern auch, weil es ökologisch wenig sinnvoll sei, eine Wiese für Container umzupflügen und mit Kies aufzuschütten, die nach geltendem Recht dort nur drei Jahre stehen dürften.
Landrat Josef Niedermaier (Freie Wähler) hatte dem BR noch Ende des vergangenen Jahres mitgeteilt: Die Bedenken der Einwohner seien verständlich, es gebe allerdings einen extrem hohen Druck, um den Geflüchteten eine Unterkunft zu bieten.
Innenministerium sieht keinen Präzedenzfall
Jetzt zieht sich das bayerische Innenministerium aus wirtschaftlichen Gründen von den Planungen zurück. Es handle sich dabei um eine Einzelfallentscheidung. Auf andere Flüchtlingsunterkünfte in Modulbauweise könne die Entscheidung nicht übertragen werden, erklärt das Innenministerium.
Dieser Artikel ist erstmals am 2. Mai 2025 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.
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