Am Nachmittag des 25. Novembers 2016 schlugen Flammen aus dem Dachstuhl des Straubinger Rathauses. Das Wahrzeichen aus dem Jahr 1382 mit seiner neugotischen Fassade brannte lichterloh – ein Schockmoment, den viele Straubinger bis heute nicht vergessen haben.
Neun Jahre später laufen die Arbeiten immer noch. Die Wiedereröffnung verschiebt sich: Erst Ende 2026 soll das Rathaus wieder für die Bürgerinnen und Bürger öffnen.
Ein Tag, der sich eingebrannt hat
Markus Pannermayr, damals schon Oberbürgermeister von Straubing, nahm gerade an einer Sitzung der Straubinger Ausstellungs- und Veranstaltungs-GmbH, etwa einen Kilometer entfernt von seinem Amtssitz, teil, als ihn der Alarm auf seinem Handy erreichte. "Als ich zum Fenster gegangen bin, habe ich den Feuerschein gesehen", erinnert sich der CSU-Politiker, "ich bin dann sofort losgefahren".
Am Ort des Geschehens angekommen, bot sich ihm ein trauriges Bild: "Man hat sofort gesehen, dass zumindest der vordere Teil fürchterlich betroffen war, also dass der Rathaussaal komplett ausbrennen wird, dass da kein Dach mehr sein wird – und das tut schon weh."
Brandursache bis heute unklar
Zur Hauptzeit des Brands waren über 500 Feuerwehrleute im Einsatz. Nach etwa vier Stunden hatten sie das Feuer unter Kontrolle, nach fast 24 Stunden gelöscht. 900 Kubikmeter Löschwasser wurden dafür benötigt – was ironischerweise etwa der Biermenge des elftägigen Gäubodenvolksfests in der Stadt entspricht.
Der Brand brach vermutlich im südöstlichen Bereich des Dachstuhls aus und fraß sich rasch nach Norden und Westen durch. Auch der historische Rathaussaal mit seinen gotischen Fenstern wurde schwer beschädigt, nur eine Brandmauer verhinderte Schlimmeres.
Die Brandursache ist bis heute ungeklärt. Es könnte ein technischer Defekt oder aber auch eine menschliche Unachtsamkeit auf der damaligen Baustelle gewesen sein. Der heutige Stadtbrandrat Stephan Bachl war damals als erster Feuerwehrmann am Rathaus: "Spekulieren sollen andere. Wichtig ist für mich: Es wurde niemand verletzt."
Vier Jahre bis zum Baustart
Was folgte, war ein langes Ringen um Planung, Finanzierung und Denkmalschutz. Gutachten, Versicherungsfragen, Rückbau und die schwierige historische Konstruktion verzögerten den eigentlichen Baustart um vier Jahre. Besonders die teils marode, historische Bausubstanz machte Probleme.
Auf der Baustelle zeigt Florian Speigl eine Stelle, die sich unscheinbar präsentiert, aber den immensen Aufwand offenbart: Jahrhundertealte Stützen wurden Stück für Stück angehoben, um neue Fundamente einzubauen. "Das ganze Gebäude ist nachgegründet worden. Das ist extrem aufwendig", sagt der für den Wiederaufbau zuständige Projektleiter.
An manchen Stellen der Baustelle geht es schon an Details, an anderen ist der Rohbau noch deutlich zu erkennen. Seit 2020 sind konstant Fachkräfte vor Ort – und zwar viele. Rund 100 verschiedene Gewerke waren bisher beteiligt. 30 bis 40 Personen arbeiten derzeit gleichzeitig auf der Baustelle.
Der Wiederaufbau ist ein Balanceakt zwischen Denkmalschutz und Moderne: Der historische Charakter bleibt erhalten, gleichzeitig wird das Rathaus erstmals vollständig barrierefrei.
Mehr als 60 Millionen Euro Kosten
Der Wiederaufbau kostet inzwischen über 61 Millionen Euro. Die Gründe sind laut Oberbürgermeister Pannermayr zum einen allgemeine Kostensteigerungen im Baugewerbe und zum anderen Anpassungen wegen der schlechten Bausubstanz.
Die Finanzierung verteilt sich so: Rund die Hälfte übernimmt die Versicherung. Bund und Freistaat geben Zuschüsse. Unterm Strich bleiben etwa zwölf Millionen Euro an der Stadt hängen. Für Pannermayr ist das ein vertretbarer Kraftakt: "Wenn wir am Ende ein Rathaus haben, das barrierefrei, modern nutzbar und technisch auf aktuellem Stand ist, dann ist das tragfähig für die ganze Stadt."
Wiedereröffnung: Ein Jahr später als geplant
Eigentlich sollte das Rathaus schon früher fertig werden. Doch auch hier sorgte die historische Struktur für Verzögerungen. Nun plant die Stadt offiziell mit einer Wiedereröffnung Ende 2026 – also zehn Jahre nach dem Brand. Neu ist dann zum Beispiel ein Sitzungssaal unter dem Dach.
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