Im Mai ist die Zahl der Arbeitslosen in Bayern zwar um 3.303 auf 306.379 gesunken. Auch die Arbeitslosenquote ging von 4,0 auf 3,9 Prozent zurück. Doch das kann nach Einschätzung der Regionaldirektion Bayern der Bundesagentur für Arbeit (BA) nicht über die derzeitige Krise hinwegtäuschen.
Denn im Vergleich zum Mai des vergangenen Jahres waren bei den Arbeitsagenturen im Freistaat 36.530 mehr Menschen ohne Job gemeldet. Somit ist auch die Arbeitslosenquote binnen eines Jahres von 3,5 auf 3,9 Prozent gestiegen. Im Langzeitvergleich waren seit der Wirtschafts- und Finanzkrise 2009 nicht mehr so viele Menschen in einem Mai arbeitslos.
Als Gründe für die schlechte aktuelle Situation nennt der Chef der bayerischen Arbeitsagenturen, Markus Schmitz, im Wesentlichen drei Faktoren: die allgemeine Konjunkturflaute, die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs und den Transformationsprozess in der Industrie, der noch lange nicht abgeschlossen ist.
Grafik: So haben sich die Arbeitslosen-Zahlen entwickelt
Kurzarbeit nimmt zu – offene Stellen nehmen ab
Zwar steigt die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten weiter an – im Vergleich zum April um 13.700 auf 5.961.300 – doch der Beschäftigungsaufbau hat sich deutlich verlangsamt und er erfasst bei Weitem nicht alle Bereiche des Arbeitsmarktes. Während die Beschäftigtenzahlen bei Heimen, im Sozialwesen, im Öffentlichen Dienst und auch im Gesundheitswesen gestiegen sind, werden im verarbeitenden Gewerbe, in der Zeitarbeit und im Handel Arbeitsplätze abgebaut.
Dementsprechend hat sich auch die Zahl der Kurzarbeitenden im Vergleich zum Mai 2024 deutlich erhöht. Zuletzt waren 58.403 Menschen von Kurzarbeit betroffen – damit hat sich die Zahl binnen eines Jahres nahezu verdoppelt. Dagegen ist die Zahl der offenen Stellen auch im Freistaat rückläufig. Seit Jahresbeginn wurden den bayerischen Jobcentern und Arbeitsagenturen 102.865 neue Arbeitsstellen gemeldet, das entspricht einem Rückgang um 12,6 Prozent im Vergleich zum vergangenen Jahr.
Automotive-Bereich besonders betroffen
Die Konjunkturkrise und die Herausforderungen der Transformation machen sich besonders in der Automotive-Branche, also in der Automobilindustrie und bei ihren Zulieferbetrieben bemerkbar. Dementsprechend wird in Bayern der Arbeitsmarkt da besonders belastet, wo die Abhängigkeit von diesem Betriebszweig groß ist. So sind es vor allem Städte in Nordbayern, die derzeit die höchsten Arbeitslosenquoten haben.
Mit 7,5 Prozent ist die Stadt Hof weiterhin Schlusslicht im Freistaat. Die unterfränkischen Industriestädte Aschaffenburg und Schweinfurt liegen mit jeweils 7,3 Prozent nur knapp davor. Dazwischen liegt mit 7,4 Prozent die Stadt Nürnberg. Auch hier spielt die Automotive-Branche eine wichtige Rolle. Hinzu kommt in Nürnberg ein klassisches Großstadtphänomen mit relativ vielen ungelernten Arbeitskräften. Gerade Menschen ohne Berufsausbildung sind besonders von der Krise auf dem Arbeitsmarkt betroffen – von den rund 300.000 Arbeitslosen in Bayern sind rund 140.000 ungelernt.
Schwaben Spitzenreiter – Mittelfranken Schlusslicht
Fast die Hälfte aller Arbeitslosen in Mittelfranken ist in der Stadt Nürnberg gemeldet – somit wird die schlechteste Arbeitslosenquote unter den bayerischen Regierungsbezirken mit 4,6 Prozent in Mittelfranken vor allem durch die Lage in Nürnberg geprägt. Auch Oberfranken liegt mit einer Quote von 4,2 Prozent über dem bayerischen Gesamtdurchschnitt. Unterfranken und Oberbayern liegen mit 3,9 Prozent genau im gesamtbayerischen Mittel, während Niederbayern (3,8 Prozent), die Oberpfalz (3,6 Prozent) und Schwaben (3,5 Prozent) unter dem Schnitt liegen.
Vor allem ein solider Branchenmix ist nach Einschätzung der BA dafür verantwortlich, dass Schwaben weiterhin die Spitzenposition unter den bayerischen Regierungsbezirken innehat. In Schwaben liegt auch der Spitzenreiter unter den bayerischen Städten und Landkreisen: Der Kreis Donau-Ries hat mit 2,3 Prozent die beste Arbeitslosenquote im Freistaat vorzuweisen.
Warten auf die Trendwende
Insgesamt hoffen die Arbeitsagenturen weiterhin auf eine Trendwende. Die Hoffnungen bleiben aber vorerst vage, zumal die Zollpolitik der US-Regierung zusätzliche Unsicherheiten schafft. Auf nationaler Ebene weckt aber das Konjunkturprogramm der Bundesregierung gewisse Erwartungen – vor allem in Bayern. Denn hier gibt es nicht nur große Rüstungsbetriebe, sondern auch namhafte Bauunternehmen. Es wird aber wohl noch mindestens bis zur Jahreswende dauern, bis das Paket zu greifen beginnt.
Im Video: Arbeitsmarkt - Lage in Bayern
Arbeitsmarkt - Lage in Bayern
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!