Tumultartige Szenen am Eibsee. Menschen drängeln sich an der Tür des ÖPNV-Busses.
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Tumultartige Szenen am Eibsee. Menschen drängeln sich an der Tür des ÖPNV-Busses.

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"Unvorstellbare Szenen": Chaos am Eibsee wegen Touristenansturm

"Unvorstellbare Szenen": Chaos am Eibsee wegen Touristenansturm

Stundenlange Staus, überfüllte Busse, genervte Anwohner: Am Eibsee bei Grainau herrscht in diesen Wochen oft Chaos. Ein Video vom Kampf um einen Platz im ÖPNV-Bus ging viral.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau am .

Tumultartige Szenen am Eibsee. Menschen drängeln sich an der Tür des ÖPNV-Busses nach Garmisch-Partenkirchen zum Bahnhof. Der Bus ist schon voll, aber davor stehen viele, die auch noch mitwollen. An der Tür schubsen sich die Menschen, manche schreien. So zu sehen in einem Video, das viral ging.

Solches Gerangel sei schon öfter vorgekommen, besonders an den Tagen mit schönem Wetter, wenn die Besucher den Eibsee quasi stürmen, sagt Andreas Neuner, der hier lebt. "Es sind manchmal wirklich unvorstellbare Szenen, fast schon unmenschlich!"

ÖPNV mit den Besuchermassen überfordert

Auch der Bürgermeister aus Grainau ist vor Ort. Zum Interview kommt er die vier Kilometer zum Eibsee mit dem Fahrrad. Mit dem Auto bräuchte er staubedingt vermutlich eine Stunde. Deshalb haben auch die ÖPNV-Busse oft über eine Stunde Verspätung.

Die riesige Zahl der Eibsee Besucher könnten die Busse gar nicht bewältigen, sagt auch Stephan Märkl. Das Problem sei riesig und mit dem Deutschlandticket gekommen. Das sei zwar super für Berufspendler, "aber für touristische Destinationen in der Nähe von Großstädten ist das eine wahnsinnige Überforderung für den ÖPNV".

Eibsee: Im August ist es ganz schlimm

Ein typischer Sommertag Mitte August mit Traumwetter. Der Eibsee glitzert grün bis türkis. Vor dem strahlend blauen Himmel erhebt sich das mächtige Zugspitzmassiv zum Greifen nah. Die Natur ist hier so schön und spektakulär, wen wundert es, dass so viele Besucher kommen.

Die Kehrseite: Schon ab 9.30 Uhr ist der erste Parkplatz überfüllt, der zweite eine halbe Stunde später. Trotzdem kommen immer noch mehr Gäste. Die Wochen in der Sommer-Hochsaison beschreibt Stephan Märkl fast schon als Belagerungszustand. "Das löst bei uns chaotische Zustände aus, das muss man ganz ehrlich sagen." Es sei zehn Monate im Jahr ganz normaler Tourismus, einen Monat ist es schlimm, "und 30 Tage ist es ganz schlimm – und in diesen 30 Tagen sind wir jetzt gerade".

Für Anwohner in Grainau eine Belastung

Die Autos stauen sich vor den Schranken an den Parkplätzen zu Hunderten. An schlimmen Tagen bis zurück nach Grainau. Andreas Neuner dokumentiert das seit diesem Sommer auf Facebook. Er will die Grainauer, seine Nachbarn, auf dem Laufenden halten.

Viele sind von den Touristenströmen genervt. "Im Alltag ist es eine ziemliche Belastung. Wenn wir am Nachmittag einkaufen wollen, dann kann man da für An- und Abfahrt locker eine Stunde mehr Zeit einplanen, manchmal auch zwei!"

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Stau in Grainau

Touristen nehmen den Ansturm gelassen

Die Gäste kommen aus aller Welt. Die einen nehmen die Zugspitzbahn den Berg rauf, die anderen strömen in Kolonnen zum Eibsee runter. Wandern, Baden, Picknick machen, Boot fahren oder einfach nur Abhängen und Chillen am See. Wartezeiten? Übertourismus? Nein, störe sie nicht, sagt eine junge Frau mit Schwimmreifen unterm Arm auf dem Weg zum See. "Solange Wetter und Wasser schön sind, ist alles in Ordnung."

Ein anderer aus Frankfurt erzählt: "Ich bin heute hierhergeflogen, dann standen wir lange im Stau, aber jetzt sind wir ja hier und jetzt freuen wir uns." Und ein Paar aus Großbritannien ist ganz verzaubert, welch großartigen Fotos sie machen konnten. "Die stellen wir ganz sicher auf unseren Instagram-Account."

Keine Lösung in Sicht

Kann man etwas ändern? Eine Zufahrtssperre bei Überfüllung haben sie probiert: Ist rechtlich schwierig und hat zu viel Ärger und Frust geführt. Und rein rechtlich dürfe man auch niemandem den Zutritt zur Natur verwehren, erklärt Märkl. Seine Gemeinde habe schon viel daran gearbeitet, auch mit der bayerischen Landesregierung und ihren Juristen, "aber es gibt rein rechtlich keine Möglichkeit, das irgendwie einzudämmen oder zu beschränken – also bis jetzt nicht!"

An schönen Sommertagen werden die Touristen den Eibsee also auch weiterhin in Scharen besuchen – dass sich dabei tumultartige Szene wiederholen, ist nicht ausgeschlossen.

Im Audio: Ärger am Eibsee wegen Übertourismus

Touristen am Ufer des Eibsees
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Touristen am Ufer des Eibsees

Dieser Artikel ist erstmals am 19. August 2025 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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